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Robeco-Stratege rät Vorsichtigere Ausrichtung bei riskanten Assets

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Inverse Zinskurve gelassen nehmen

Auch wenn sich das Wachstum der Weltwirtschaft kurzfristig überraschend positiv zu entwickeln beginnt, weshalb sollten Anleger einen so verlässlichen Rezessionsindikator wie den inversen Verlauf der Zinskurve nicht gelassen nehmen und auch auf mittlere Sicht in Aktien investiert bleiben?

Historisch hat der MSCI World Index in den zwölf Monaten nach einer Inversion der Zinskurve einen durchschnittlichen Wertzuwachs von 7,3 Prozent erzielt. Dabei wird die Zinsrelation zwischen einjährigen und zehnjährigen US-Staatsanleihen zugrunde gelegt.

Eine darauf basierende Schätzung des anschließenden Ertrags spricht dafür, dass Optimisten ein weiteres Jahr erfolgreich sein sollten. Denn dieser Wert liegt nur knapp unterhalb der annualisierten Rendite von 8 Prozent, die globale Aktien seit dem Jahr 1900 erzielt haben. Das soll nicht bedeuten, dass die inverse Zinskurve nicht ernst genommen wird. Tatsächlich ging jeder Rezession in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg eine Inversion der Zinskurve voraus.

Bei der Entscheidung, ob man investiert bleibt oder nicht, ist jedoch die lange, variable Verzögerung zwischen dem Auftreten der Inversion und dem tatsächlichen Beginn der Rezession ausschlaggebend. Diesmal könnte das Rezessionsrisiko etwas weiter in die Zukunft verschoben sein, da es im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 zu prozyklischen fiskalpolitischen Korrekturanreizen kommt und die Notenbanken dazu tendieren, zu vorsichtig zu agieren.

Abnehmende politische Risiken

Unterdessen scheinen die Interventionen des US-Finanzministers Steven Mnuchin erhebliches Gewicht zu haben. Als er Ende Dezember mit den CEOs der großen amerikanischen Banken sprach und bekanntgab, dass Präsident Donald Trump keine Entlassung des US-Notenbankchefs Jerome Powell beabsichtigt, begann der vielbeachtete Economic Policy Uncertainty Index von einem Allzeithoch zu sinken und ist seither kontinuierlich zurückgegangen (siehe untenstehende Grafik).

Zwar besteht global weiterhin erhöhte Konjunkturunsicherheit, da der Handelskonflikt zwischen den USA und China anhält und der Ausgang des Brexit ungewiss ist. Dennoch gibt es auch hier Hoffnungsschimmer. Die konstruktiven Handelsgespräche, die kürzlich in Peking stattfanden, lassen weiterhin ein Abkommen möglich erscheinen. Gleichzeitig wird das Risiko eines „harten“ Brexit von den Devisenmärkten als sehr unwahrscheinlich gewertet, eher dürfte es auf mittlere Sicht nur zu einem Brexit „auf dem Papier“ kommen.

Etwas Risiko herausnehmen

Kurz gesagt sollte man in riskanten Anlagen engagiert bleiben. Zu bedenken ist allerdings: Investieren in der Spätphase des Zyklus ist nicht als Routine anzusehen, denn auf eine Abflachung der Zinskurven folgen gewöhnlich stärkere Schwankungen an den Aktienmärkten. Deshalb haben wir im letzten Monat etwas Risiko herausgenommen, indem wir in unseren Multiasset-Fonds die Übergewichtung am globalen Aktienmarkt reduziert haben und eine höhere Liquiditätsquote halten.

In dieser Phase des Zyklus ist es auch ratsam, bei riskanten Anlagen selektiv vorzugehen. Wenn die Wachstumssorgen schwinden, wird ein Wiederanstieg der derzeit sehr niedrigen Anleiherenditen dazu führen, dass durationssensitive Anleihegattungen wie Investmentgrade-Unternehmensanleihen und Hochzinspapiere relativ zu Aktien stärker exponiert sind.

Im Anschluss an die Inversion der Zinskurve im Jahr 2006 schnitten Hochzinsanleihen nicht besser ab als globale Aktien. Nach der Inversion im Jahr 1998 kam es anschließend zu einer Outperformance globaler Aktien von 23 Prozentpunkten. Dem haben wir dadurch Rechnung getragen, dass wir Unternehmensanleihen und Hochzinspapiere in den Portfolios untergewichtet haben. Stattdessen bevorzugen wir es, die noch verbleibende Zeit im gegenwärtigen Zyklus mit einem Aktienexposure zu nutzen.

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