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Robert Halver über das Börsenjahr 2023 Ein Pluspunkt sind die Erwartungen der Anleger

Robert Halver
Robert Halver | Foto: Baader Bank

2022 haben Fed und EZB den Anlegern einen üblen Zins-Kater beschert. Immerhin, dieser Kater beziehungsweise diese Katze ist jetzt aus dem Sack. Der Zinsteufel ist groß und unverkennbar an die Börsenwand gemalt. Aber wie teuflisch wird es denn für Aktien? Die Inflation fällt, schmilzt sozusagen wie Schnee im Frühjahr. Frühjahr ist ein gutes Stichwort. Im ersten Quartal 2023 nähert sich die US-Notenbank ihrem Leitzinsgipfel. Denn mit jeder weiteren Zinsdosis wird der schuldenverliebte Amerikaner wirtschaftlich immer kranker.

Und die EZB? Aus dem Taubenschlag wird kein wirklicher Falkenhorst. Denn aus ihrer Rolle als Taube, sprich Kümmerer und Bewahrer Europas, kommt sie grundsätzlich nicht heraus. Ihre Strategie dazu lautet: Der Weg ist das Ziel. Mit dem Verweis auf verbesserte Inflationstrends erhält sie Beinfreiheit, ihre Absolution für Sündenstaaten fortzusetzen. Den Preis dafür zahlen auch 2023 die Sparer, die von ihren nominal höheren Zinsen nach Inflation nichts übrigbehalten.  

Allerdings, auf den ersten Blick scheint die Bank of Japan (BoJ) nicht mehr der letzte Mohikaner unter den Zentralbanken zu sein, der an üppigster Geldpolitik festhält. Zukünftig sollen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen nicht mehr nur wie bisher zwischen minus 0,25 Prozent und 0,25 Prozent, sondern in der Spannbreite von minus 0,5 Prozent bis 0,5 Prozent schwanken.

 

 

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Jetzt scheint der Markt Angst zu haben, dass dies der Beginn einer leidenschaftlichen Straffung der japanischen Zins- und Liquiditätszügel ist. Käme es so, wären davon nicht nur die Finanzmärkte in Japan (Urbi), sondern auch der Weltkreis (Orbi) negativ betroffen. Denn das Land der aufgehenden Sonne war unzählige Jahre der Kredittempel der Welt. Über sogenannte Yen-Carry-Trades wurden ganze Meere an Liquidität kreditzins- und währungsbillig in Japan aufgenommen und in höher rentierliche ausländische Anleihen und Aktien angelegt.

Und tatsächlich, wertete der japanische Yen zukünftig zinserhöhungsbedingt deutlich auf, würden nicht nur japanische Großanleger ihre gewaltigen Auslandsinvestitionen nach Hause holen, um ihre Auslandsgewinne zu sichern beziehungsweise Verluste zu vermeiden. Ebenso wären internationale Investoren wieselflink dabei, ihre zu teuer werdenden Gegenfinanzierungen glattzustellen, indem sie die damit getätigten weltweiten Investments in Anleihen, Aktien und Immobilien abwerfen wie Sandsäcke aus einem sinkenden Heißluftballon. Das Leiden für Technologietitel könnte sich über steigende Kapitalkosten noch verschlimmern, was zu einer weiter sinkenden Nachfrage nach Hardware, Software und Halbleitern führte.

Wird aus dem japanischen Regengebiet wieder die Wüste?

Aber wie heftig wird die Austrocknung des japanischen Finanz-Eldorados? Ohne Frage lässt sich die hohe japanische Inflation selbst bei erheblichem Genuss von Sake nicht mehr leugnen. Eine gewisse geldpolitische Straffung, die auch über einen stabileren Yen die importierte Rohstoffinflation mildert, ist durchaus gerechtfertigt.

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