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Aktualisiert am 03.01.2023 - 18:13 Uhrin WirtschaftLesedauer: 6 Minuten

Robert Halver will hinter Zins-Ofen vorlocken „Bei Kurserholungen steigt das Aktienvermögen wie Hefeteig“

Robert Halver und Weckmänner
Robert Halver und Weckmänner: Der Kapitalmarktanalyst vergleicht das Wachstum von Aktien mit Hefegebäck. | Foto: Fotomontage, Jessica Hunold, Baader Bank, Canva

„Wie gut, dass ich keine Aktien habe“ und „Endlich gibt es wieder Zinsen“ musste ich mir dieses Jahr immer wieder anhören. Nach gefühlt unendlicher Aktien-Hausse und Zinslosigkeit scheint 2022 einen Einschnitt zu markieren. Aber haben Zinspapiere tatsächlich neuen Glanz gewonnen und Aktien ihren langfristigen Charme verloren? Aktien-Risiken gehören auch zukünftig zum Börsenwesen dazu. Doch dagegen ist im Garten der Finanzmärkte ein Kraut gewachsen.  

Nominalzinsen sind keine Realzinsen 

Hurra, es gibt wieder Zinsen. Aber wie attraktiv ist diese Anlageklasse bei genauerem Hinsehen. Sind Staatspapiere wirklich risikofrei? Können Amerika, Länder der Eurozone oder selbst Deutschland ihre Mega-Verschuldung jemals zurückzahlen? Das war eine rhetorische Frage.  

Wo bleibt aber dann der bonitätsgerechte Risikozinsaufschlag? Den lassen die Notenbanken als finanzpolitische Erfüllungsgehilfen jedoch nicht mehr zu, um bloß keine neue Finanzkrise beziehungsweise Eurosklerose loszutreten. Zur Happy Hour der Geldpolitik gehören ebenso anhaltend negative Realzinsen, die Staaten zwar beim Schuldenmanagement helfen, den die Zinssparer jedoch mit Vermögensverlust bezahlen.

 

Die Aktien-Flinte nicht ins Zins-Korn werfen

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Die Kursverluste bei Aktien mögen viele in diesem schwierigen Jahr als Vertreibung aus dem Börsen-Paradies empfinden. Doch wäre es ein großer Anlagefehler, wenn man nur aufgrund einer normalen, wenn auch ungewohnten Konsolidierung den Aktien den Laufpass geben würde.

Energiekrise und der Ukraine-Krieg sind ohne Zweifel Handicaps, die den deutschen Wirtschaftsstandort in Mitleidenschaft ziehen. Doch sind weltweit operierende Aktiengesellschaften nicht auf Deutschland mit seinen infrastrukturellen, energieseitigen Defiziten und seiner absurden De-Industrialisierungspolitik angewiesen. Die Investitionswelt ist groß und bunt. Alternativ haben Asien und Amerika sehr attraktive Standorte, in die es Unternehmen wie Zugvögel im Winter hinzieht.

Sicher haben steigende Zinsen 2022 die hohen Aktienbewertungen insbesondere von High-Tech-Titeln beschnitten wie der Rasenmäher das hohe Gras im Frühjahr. Und Aktien, die zu viel Schaum und zu wenig Bier boten, wurden zu Recht abgestraft. Aber da die Welt nicht in die Zeit von Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer zurückfallen will, bietet der Sektor viel Potenzial.  

Überhaupt beruhigt sich der globale Inflations-Sturm, wenn auch absolut das Preisniveau hoch bleibt. Doch gemäß dem neuen Motto der Zentralbanken „Der Inflations-Weg ist das geldpolitische Ziel“ wird dies auch den Zinserhöhungsdruck bremsen und damit (welt-)wirtschaftlich auch in den Schwellenländern weniger Schaden anrichten. Zwar bleibt die Null-Covid-Politik Chinas ein Handicap. Doch dürfte der binnenwirtschaftliche Druck auf einen noch sehr sturen Xi Jingping zunehmen, zumindest perspektivisch zu lockern.

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