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Aktualisiert am 03.01.2023 - 18:13 Uhrin WirtschaftLesedauer: 6 Minuten

Robert Halver will hinter Zins-Ofen vorlocken „Bei Kurserholungen steigt das Aktienvermögen wie Hefeteig“

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All das kommt ebenso den angeschlagenen konjunktursensitiven Aktien in Deutschland zugute, deren Gewinn- und Substanzbewertungen klare Value-Qualitäten aufweisen. Unternehmen im Bereich Infrastruktur profitieren zudem vom dramatischen Anlageinvestitionstau der vergangenen drei Jahre infolge von Corona und Ukraine-Krieg. Hierbei kommen auch dem Klimaschutz und der mit ihm verbundenen Investitionsoffensiven bedeutende Rollen zu.

Und dann sind da noch die Ausschüttungen. Über sie lässt sich der klassische Zinseszinseffekt mit der Wiederanlage von Dividenden ersetzen. Sie sind das neue Zusatzeinkommen im Alter. Auf Druck großer Kapitalsammelstellen sind sie längst nicht mehr nur ein Zubrot, sondern eine immer mehr sättigende Mahlzeit. Dividendenstarke Aktien haben zudem eine kursstabilisierende Wirkung.

Natürlich werden Aktien auch künftig schwanken wie Betrunkene nach einer Kneipentour. Das ist ihr Wesen. Jedoch lehrt die Finanzgeschichte, dass sie sich selbst nach großen Eintrübungen wie zum Beispiel Dotcom-, Immobilien-, Euro- und Corona-Krise ausnahmslos immer wieder erholt haben. Es spricht nichts dafür, dass der Ukraine-Krieg diese Regel brechen wird. Nicht zuletzt besteht während der witterungsbedingten „Winterpause“ im Ukraine-Krieg die Chance für Verhandlungen. 

Wertentwicklung von Anlageklassen
Wertentwicklung von Anlageklassen. 

Solange es Megathemen gibt – und die gibt es (siehe oben) – muss man vor Aktien keine Angst haben. An die aktuell durchs Dorf getriebene Sau der großen Zeitenwende mit großer De-Globalisierung ist auch zu zweifeln. Dafür sind die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung und Exportchancen zu gewaltig. Nein, Baumrinde fressen müssen Aktionäre auch morgen nicht.

„Volks-Kapitalismus“ als neue innovative Sozialpolitik

Wenn Aktien also langfristig attraktive Anlagen sind, muss Vater Staat sie endlich im Sinne der regelmäßigen Altersvorsorge fördern. Dann zieht man auch aus Konsolidierungen wie 2022 Nektar. Denn in sinkenden Kursphasen erhalten Aktionäre für den gleichen Spar- mehr Aktienanteile. Rabatte sind doch auch bei Wachmaschinen und Autos immer gut. Und bei Börsenerholung steigt das gesamte Aktienvermögen wie ein aufgehender Hefekuchen. Genau das ist seit Ende Oktober zu beobachten.

 

Längerfristig kann man nur staunen, welche Vermögenszuwächse sich bei stetiger Anlage ergeben. Je früher man mit regelmäßigem Aktiensparen in Indices, aber genauso in Einzeltiteln anfängt, umso weniger lässt es sich verhindern, vermögend zu werden.

Um jetzt die Masse der noch Aktien-renitenten Anleger hinter dem Zins-Ofen hervorzulocken, muss der Staat ihnen etwas bieten, ihnen im übertragenen Sinn wie einem Esel die Mohrrübe vorhalten. Das heißt, es sollte ein ordentlicher Batzen aus dem monatlichen Steuerbrutto in Aktien angespart werden können und das so angehäufte Vermögen auch bei späterem Verzehr steuerfrei bleiben.

Anstatt sich darüber zu beschweren, dass die „Reichen“ mit Aktien immer reicher werden und ihnen mit der Steuerknute zu drohen, sollte die Politik möglichst viele Bürger an dieser „volkskapitalistischen“ Wohlstandsmehrung beteiligen. Das Sehnsuchtsland der Sozialdemokraten, Schweden, hat es längst vorgemacht. Angesichts einer absehbar schwindsüchtigen gesetzlichen Rentenversicherung und einer nur Schein-Schönheit von Zinspapieren ist alles andere vorsätzliche Beihilfe zur Altersarmut.


 
 

Über den Autor:
Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse der Baader Bank in Frankfurt und ist damit für die Einschätzung der internationalen Finanzmärkte zuständig. Der erfahrene Kapitalmarkt- und Börsenkommentator ist durch seine regelmäßigen Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen einem breiten Anleger- und Finanzpublikum bekannt.

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