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Robert Halver „Die Handels-Kuh muss vom Eis“

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Früher im Kalten Krieg war Deutschland für die USA ein entscheidender Frontstaat, den man pflegen musste wie einen Hundewelpen. Heute dagegen gehören wir zwar zur westlichen Großfamilie. Doch fühlt sich Amerika von uns oft genug belästigt wie der Tortenliebhaber von Wespen auf der Obsttorte.

Selbst Trump darf den Handels-Bogen nicht überspannen

Dass Macron, Merkel und die EU bislang nicht zu Handels-Kreuze gekrochen sind, hat Trump vielleicht sogar ein bisschen imponiert. Gegenwehr scheint dem Alphatier zu gefallen. Dass Trump der EU jetzt eine weitere Schonfrist bei Stahl- und Aluminiumzöllen bis 1. Juni gewährt, könnte dafürsprechen. Natürlich ist dieses letzte Ultimatum asozial und der Versuch, die EU schließlich doch noch handels-nachgiebig wie amerikanisches Toastbrot zu machen. Vor allem mit seiner neuesten Drohung, Importquoten für Güter aufzulegen, will man Export-Europa das protektionistische Gruseln lehren.  

Doch dieser amerikanische Bumerang kommt zurück. Importquoten könnten zwar die Auslastungsgrade etwa der amerikanischen Metallindustrie erhöhen. Doch sorgen sie zunächst für Produktionsengpässe, die gemeinsam mit weniger ausländischem Wettbewerbsdruck die Preise auch für amerikanische Verbraucher erhöhen. Sie werden dann zum Beispiel für jede Cola-Dose mehr zahlen müssen. Damit wirkt der Wegfall der hoch optimierten Zulieferketten in den USA wie eine Sondersteuer auf viele Konsumunternehmen und früher oder später auch auf Aktien. Überhaupt, während bei Zöllen der US-Fiskus immerhin noch Geld verdient, geht er bei Quoten komplett leer aus. Der Aktienmarkt würde gehandicapt.

Überhaupt, selbst die Farmer - also mit die treuesten Wähler Trumps - fürchten die Retourkutsche von europäischen Importhürden für ihre landwirtschaftlichen Produkte. Die Gefahr liegt auf der Hand, dass sich Trump ins eigene Wirtschafts-Knie schießt. Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass die Weisheit im Weißen Haus noch keine aussterbende Spezies ist.   

Wer nur moralisch gewinnen will, hat wirtschaftspolitisch schon verloren

Auf Trumps Kanonenbootpolitik darf Europa jetzt nicht mit blanker moralischer Überlegenheit reagieren. Moral allein ist noch keine gute Wirtschaftspolitik. Auf amerikanische Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte mit trotzigen Gegenmaßnahmen zu reagieren, bringt außer politischem Mütchen kühlen wenig. Das ist wie Öl ins Trumpsche Handels-Feuer zu gießen. Leider kann der US-Präsident nahezu uneingeschränkt Handelsbarrieren beschließen, ohne den Kongress einzubeziehen.

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