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Robert Halver „Die schöne Seite eines Handelskriegs“

Von in NewsLesedauer: 4 Minuten
sieht Wolken am Aktienhimmel, aber kein Unwetter: Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank
sieht Wolken am Aktienhimmel, aber kein Unwetter: Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank | Foto: Baader Bank

Donald Trump geht in seiner Rolle als Rächer der handelspolitisch Enterbten in Amerika auf. Nicht nur im hintersten Teil des Mittleren Westens bekommt er dafür den Oscar. Leider ist sein Auftritt nicht nur gespielt. Seine Mobilmachung gegen China soll auch den europäischen Exportnationen knallhart zeigen, dass er es ernst meint.

Trump als Auslöser einer Weltrezession?

Tatsächlich würde Trump mit kalter Berechnung in einen Handelskrieg ziehen. Für sein eigenes Kriegsziel - die Beibehaltung der republikanischen Mehrheit im Kongress nach der Wahl im November - nimmt er selbst eine amerikanische Konjunkturdelle in Kauf. Für ihn wäre es eine Schmach, wenn er zum Regieren auf die Demokraten angewiesen wäre, die dann alles daransetzten, aus dem entscheidungswütigen Rotfuchs eine lahme Ente zu machen.

Da die Exportnationen von einer weltweiten Wirtschaftsabschwächung jedoch ungleich stärker betroffen sind, geht er davon aus, dass sie ihm früher oder später auf den Knien kriechend jede Handelserleichterung gewähren, die die US-Wirtschaft anschließend hell strahlen lässt. Dann ist er zu einem Handels-Frieden zu seinen Bedingungen gerne bereit.

Vorerst zumindest scheint die scheinbar ewig währende Happy Hour deutscher Exporttitel durch die Trumpsche Handels-Sperrstunde jäh beendet zu sein. Es gibt mittlerweile keinen Frühindikator in Europa mehr, der etwas Anderes als Wirtschaftsabschwächung signalisiert.   

Wird selbst Polit-Fels Deutschland zum Marshmallow in Europa?

Aus dem aktuelle Dissens der brüderlichen Schwesterparteien CDU und CSU in der Flüchtlingspolitik - Kain und Abel passt wohl besser - könnte sich mit ein bisschen Phantasie eine waschechte Regierungskrise entwickeln. Bislang war Deutschland immer der politische Fels von Gibraltar, so ziemlich das stabilste aller EU-Länder.

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Sollte aber selbst der bislang zugkräftige deutsche Polit-Motor stottern, muss man sich fragen, wie Europa überhaupt noch nach vorne kommen will. Was will denn eine EU, die schon den Brexit nicht ansatzweise im Griff hat, Trumps westlichen Allmachtphantasien entgegensetzen? Stabile politische Verhältnisse als notwendige Rahmenbedingungen für intakte Aktienmärkte sehen anders aus.

Grundsätzlich scheinen die politischen Krisenzutaten für einen verregneten Aktien-Sommer vorhanden zu sein.

Aufhellungen am Aktien-Himmel dennoch unverkennbar

Zunächst erwarte ich keine deutsche Regierungskrise. Selbst bei einem Zerwürfnis der Unionsparteien würden sich mit FDP oder Grünen schnell eine Partei finden, die einer neuen Koalition aus Rest-Union und SPD ohne Neuwahl - die mit Blick auf die aktuellen Umfragen kaum einer will - aus der Patsche hilft. Die neue Ménage-à-trois wäre vielleicht keine wirtschaftliche Traumkombination. Aber hier wurden wir ja bereits in der Vergangenheit nicht verwöhnt. Und die Finanzmärkte haben ihre diesbezüglichen Erwartungen längst auf das Niveau „Kurzhaardackel“ zurechtgestutzt.

Entscheidend ist für die Finanzmärkte mittlerweile nur noch, dass Deutschland eine Regierung hat. Die möge bitte weiter wie Pattex dafür sorgen, dass Europa irgendwie zusammenhält. Eine politische Eurosklerose wäre angesichts der immer unsicherer werdenden Weltgemengelage der Super-Gau. Und selbst wenn dafür eine Stabilitätsunion mehr und mehr zugunsten einer Schuldenunion aufgegeben wird, schlucken die hart gesottenen Finanzmärkte diese Kröten mittlerweile ohne das Gesicht zu verziehen.

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