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in GeldpolitikLesedauer: 5 Minuten

Robert Halver über Währung, Politik und EZB Europa scheint keinen starken Euro mehr zu wollen

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Tatsächlich wird auch von Ampelkoalitionären die Fortsetzung des Schuldensozialismus und sogar die Europäisierung der Sozialversicherungssysteme verlangt. Mit dieser Versicherung auf Gegenseitigkeit soll verhindert werden, dass es jemals zu weiteren Austritten aus der EU oder sogar der Eurozone kommt. Dann könnte – so befürchtet man in Brüssel – dem europäischen Gemeinschaftswerk der Exodus drohen.

Also hält man wie in einer Familie zusammen. Klingt wie bei den Musketieren. Doch wenn alle für einen einstehen, besteht die Gefahr von Trittbrettfahrern, die ihre eigenen Anstrengungen zur Verbesserung des Industriestandorts schleifen lassen.


Wenn aber das Leistungsprinzip aus Solidarität – wenn Politiker dieses Wort benutzen, gehen bei mir alle Alarmlampen an – aufgegeben wird, führt das zu weniger Wirtschaftswachstum. Zum konjunkturellen Ausgleich muss dann die Schuldenparty immer weiter verlängert werden. Die sich verschlechternde Bonität schließlich auch der Gesamt-Eurozone ist kein Argument für Währungsstärke.

Märkte behandeln den Euro wie ein Schmuddelkind

Eine schwache Währung wiederum erhöht für die rohstoffarme Region Europa – wie im Moment zu beobachten ist – den Inflationsdruck über Importe noch mehr. Über dann noch mehr sinkende Realrenditen wird der Euro daher noch unattraktiver. So gewinnt man grundsätzlich keine Auslandsinvestoren, die die europäischen Haushaltsdefizite finanzieren.

Da der Euro also mit anderen Währungen konkurriert, gibt es doch gute Gründe, ihn mit Preisstabilität, Bonitätsstärke und wirtschaftsfreundlicher Politik zu fördern. Früher sagte man, die Währung sei der Aktienkurs eines Landes. Wenn aber Europa im Stabilitäts-Schmuddelanzug daherkommt, darf man sich nicht wundern, wenn seine Währung auch wie ein Schmuddelkind behandelt wird. Tatsächlich setzen die Devisen-Terminmärkte im Trend weiterhin auf eine Euro-Schwäche gegenüber dem Dollar.


Dieses „Schmuddel-Image“ scheint den Damen und Herren (Geld-)Politikern jedoch wenig anzuhaben. Warum auch? Tatsächlich ist Europa aufgrund einer gönnerhaften, Sankt-Martin-ähnlichen EZB gar nicht mehr auf den Lockruf attraktiver Zinsen für ausländische Anleger angewiesen. Alles bleibt in der Familie.

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