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Robert Halver Kippt Italien, kippt alles

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Die verstehende europäische Politik wird also jede römische Schuldenkrise schon im Ansatz verhindern, zumal sie wie Tomatensuppe über den italienischen Tellerrand schwappte und auch andere Euro-Länder beschmutzte. Italien ist viel zu groß, um aus tatsächlicher Schulden-Not gerettet zu werden. Soweit darf es erst gar nicht kommen.

Knecht EZB sorgt weiter dafür, dass Italien gut in den Schulden-Stiefel passt

In der Causa Italia wird Europa finanzpolitische Gnade vor Stabilitäts-Recht walten lassen. Die EU wird alle Augen inklusive Hühner-Augen zudrücken. Hierzu bietet die italienische Infrastruktur, die vielfach noch römischen Ursprungs zu sein scheint, vortreffliche Rechtfertigungen. Wenn diese mit Hilfe neuer Kredite auf Vordermann gebracht wird, ist dies doch gut investiertes Schulden-Geld. 

Für das weiter geschmeidige italienische Schuldenmanagement sorgt die EZB mit ihrer lockeren Geldpolitik. Dabei würde ein Stabilitätsfalke wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann als Nachfolger von Mario Draghi an der Spitze der EZB bloß stören. Denn Stabilitäts-Denken schadet der Illusion einer intakten Finanz-Stabilität Italiens. Also her mit der nächsten Instabilitätstaube.

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Und tatsächlich zieht die deutsche Bundesregierung Herrn Weidmann als Kandidaten zurück, übrigens im sehr eigenen Interesse. Denn ohne eine Italien-freundliche EZB müssten alternativ riesige Rettungsschirme, wenn nicht sogar Euro-Bonds geschaffen werden. Dafür müsste Deutschland mit seinem guten Finanz-Leumund bürgen, würde aber auch in Form höherer Risikoaufschläge auf seine Anleiherenditen gewürgt. Dann würden schwarze Zahlen in den öffentlichen Haushalten schneller verschwinden als Mäuse, wenn die hungrige Katze kommt. Dem gegenüber kann sich Deutschland mit der planwirtschaftlichen Kreditzinsdrückung der EZB weiter fast für umsonst verschulden. Niemand gibt seinen freien Mittagstisch ohne Not auf. Übrigens eine lockere Geldpolitik schwächt den Euro und stärkt italienische und deutsche Exporte. Noch Fragen?

Damit also die italienische Kreditpleite und damit letztlich auch die europäische verhindert wird, läuft die Kreditvergabe an Rom munter weiter. Für den Luxus von Stabilitätskriterien ist da kein Platz mehr.

Europas Finanz- und Geldpolitiker handeln wie Handwerker: Was nicht passt, wird eben passend gemacht!

Autor Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse der Baader Bank in Frankfurt.

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