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Robert Halver Stille Nacht an der Währungsfront

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Und wer drückt den US-Dollar? Die Drückerkolonnen der Fed natürlich! Attestieren Sie der Fed bitte nicht zu viel geldpolitisches Stabilitätsgedankengut. Mit der Deutschen Bundesbank hat sie so viel gemein wie eine Couch Potatoe mit Triathlon. Die US-Notenbank sieht sich ganz klar in der Verantwortung, auch dem amerikanischen Außenhandel das Füßchen zu kraulen. 

Überhaupt, mit dem neuen Fed-Präsidenten Jerome Powell muss niemand Angst vor scharfen Zinserhöhungen in Amerika, damit einem starken Dollar und schließlich einem schwachen amerikanischen Export haben. Als ehemaliger Investmentbanker ist er ein natürlicher, ein im Fell gefärbter Feind steigender Zinsen. Der Fuchs wird nicht zum Vegetarier, nur weil er sein Revier wechselt.

Alle Notenbanken sind egoistische Währungs-Dumper

Wenn also Amerika Dollar-Schwäche betreibt, werden Europa und Japan den Teufel tun, mit restriktiver Geldpolitik die eigene Währung zu stärken. Insofern betreibt die EZB noch nicht einmal leichte, sozusagen geruchsarme Entblähungen ihrer bis zum Bersten mit Anleihen gefüllten Notenbankbilanz. Im Gegenteil, zunächst werden sogar weitere 270 Milliarden Euro Liquidität in die Euro-Finanzmärkte gepumpt. Schwache Anleiherenditen sollen wie „Hau-ab-Spray“ Euro-aufwertende Zuflüsse in den Euroraum verhindern. In diesem Zusammenhang ist auch noch lange nicht an Leitzinserhöhungen zu denken. Wenn die Fed egoistisch ist, wird Mario Draghi nicht Sankt Martin spielen und den europäischen Export-Rock teilen.

Aber auch zwischen den klassischen Exportländern tobt der Währungsabwertungskrieg. Mit freizügiger Geldpolitik kämpft Draghi auch gegen die Aufwertung des Euros zur Exportkonkurrenzwährung Yen. Im Moment betreibt die Bank of Japan die hemmungsloseste Währungsabwertung aller Notenbanken. Diese Offensive will Japan so lange fortsetzen, bis die Inflation in Japan stabil über zwei Prozent liegt. Und da in Japan die Inflationsdaten schamlos geschönt sind, wird dieser Zeitpunkt wohl erst dann kommen, wenn Japan „reisfrei“ ist.

Wenn jedes Exportland versucht, seine eigene Währung zu schwächen, wird jedoch keine Währung deutlich auf- bzw. abwerten. Denn Währungen handeln ja immer X gegen Y. Einen Vorteil hat dies auf jeden Fall. Wenn die Schwankungen der Währungen untereinander zurückgehen, nehmen ebenso die Währungsrisiken für deutsche Anlagen in ausländischen Wertpapieren ab. 

Die Unterschiede zwischen Stark- und Schwachwährungen haben sich auf Dauer deutlich verringert. Währungen sind ein Stück langweiliger geworden, wenn auch nicht so langweilig wie die 100. Wiederholung der Sissi-Spielfilme an Weihnachten.

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