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Robert Halver über den Währungskrieg Dollar-Schwäche heißt Amerika-Stärke

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Wie gerne würde die KP Amerika zeigen, dass es vielleicht doch kein Land der unbegrenzten finanzpolitischen Möglichkeiten ist. Doch wenn es sein müsste, würde die Fed kämpfen. Für jeden von China verkauften Dollar US-Staatspapier würde sie zwei kaufen.

Insgesamt betreibt Amerika Abwertungsmanöver.

Auch China und Japan haben ihre währungspolitische Unschuld verloren

Doch tritt man den Chinesen nicht zu nahe, wenn man auch ihnen währungsseitige Verbilligungsabsichten, also aggressives Währungs-Dumping zur Exportförderung unterstellt. Der Außenhandel muss eine bedeutende Refinanzierungsquelle für die chinesische Binnenkonjunktur bleiben, die im Augenblick nicht mehr zu verdeckende Risse aufweist.

Nicht zuletzt will China so die amerikanischen Strafzölle auf seine Exportgüter auffangen. Dabei ist es nützlich, dass der Yuan nicht frei konvertibel ist, sondern unter der Knute Pekings steht. Die Vision eines freien chinesischen Devisenmarkts, der zu unkontrollierten Aufwertungen des Yuan führt, ängstigt Chinas KP nicht nur, sie verursacht regelrecht Schnappatmung.  

In Japan ist die Binnenkonjunktur wegen Überalterung und Überschuldung seit unzähligen Jahren so erbärmlich schwach, dass man sich auch dort den wirtschaftlichen Jungbrunnen „Export“ nicht zuschütten lassen will. Und so betreibt Japans NNN - Nippon-Nullzins-Notenbank - angriffslustige Yen-Abwertungspolitik.

Europa spielt nicht den barmherzigen Sankt Martin, der seinen Export-Rock teilt

Wenn Amerika seinen Dollar zum Schwächling macht, will Europa seinen Euro nicht zum Herkules machen. Angesichts der weltweiten Wachstumsschwäche will man mit geldpolitischer Gewalt jede weitere Exportbremse bekämpfen. Daher denkt die EZB nicht über Entblähungen ihrer bis zum Bersten mit Anleihen gefüllten Notenbankbilanz nach. Selbst kauft sie zwar keine Anleihen mehr, doch wird sie diese von Euro-Banken über die Vergabe großzügiger Liquiditätshilfen kaufen lassen. Liquiditätsverknappung? Nicht mit der EZB!

Es könnte sogar sein, dass wir in Europa den ersten Zinszyklus ohne Zinserhöhungen erleben werden. Schwache Inflationsaussichten sowie nicht enden wollende Polit-, Banken-, Finanz- und Schuldenkrisen sind für die EZB willkommene Anlässe, um geldpolitisch weiter üppig zu intervenieren.

Die dicke Bertha wird überall eingesetzt

Nach der Mobilmachung der USA im Währungsabwertungskrieg ist der Export-Darwinismus weltweit ausgebrochen. Welcher Politiker in Deutschland stört sich denn noch ernsthaft daran, dass Euro und EZB entgegen aller anfänglichen Versprechungen doch nicht so stabil wie D-Mark und Deutsche Bundesbank sind? Für Außenhandel und Wirtschaftswachstum des Vaterlands wirft man doch gerne seine früheren friedfertigen Überzeugungen über Bord. 

Allerdings, wenn alle ihre Währungen schwächen, wird am Ende keine Währung wirklich schwach sein können. Wechselkurse werden ja immer X gegen Y gerechnet. Der Kampf um die schwächste Währung ist also nicht zu gewinnen. Dennoch versuchen es alle unbeirrt weiter. Das erklärt auch die seit Jahren fallende Schwankungsbreite von Wechselkursen.

Grafik 2: Schwankungen Wechselkurse

Resultat ist ein anhaltendes Ersaufen der Finanzmärkte in zinsgünstiger Liquidität. Damit bleiben Zinspapiere - vor allem nach Inflation - so attraktiv wie Karies und Parodontose. Dagegen hält der globale Währungsabwertungskrieg die Liquiditätshausse am Aktienmarkt intakt.

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