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Robert Halver über deutsche Nostalgie Sehnsucht nach der guten alten Zeit vor dem Euro

Helden der Stabilität: Der Zentralbankrat um Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer (vorn) im Jahr 1993.
Helden der Stabilität: Der Zentralbankrat um Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer (vorn) im Jahr 1993. | Foto: imago images / photothek / Thomas Imo

„Früher war alles besser“, lautet ein bekanntes deutsches Sprichwort. Tatsächlich schauen viele von uns nostalgisch auf die 80er und 90er zurück. Was interessierte uns damals die „knubbelige“ europäische Verwandtschaft mit ihren Wirtschafts- und Finanzproblemen? Wir hatten doch unsere Industriekultur und unbestrittenen Stabilitäts-Helden, die Deutsche Mark und die Bundesbank.

Ja, die Hoffnung, dass der deutsche Stabilitätsglaube zur eurozonalen Religion wird, hat sich nicht erfüllt. Mit vielen Atheisten aus dem Süden hat Frankreich schon immer versucht, den Nord-Staaten die Stabilitätsheiligenfiguren wegzunehmen. Mit Erfolg: Die Verweltlichung nahm stetig zu.

Jetzt in der Corona-Krise und zur sicher gerechtfertigten Verhinderung eines konjunktur- und sozialpolitischen GAUs säkularisieren sich die einst so heiligen Stabilitätsbekenntnisse weiter. Die Verschuldung der Eurozone insgesamt im Vergleich zu ihrer Wirtschaftsleistung wird in diesem Jahr auf über 100 Prozent steigen. Italien erreicht 160 Prozent. Und 2021 geht es munter weiter. Das sind Kriegsniveaus.

Insbesondere Italien bräuchte langjährige Wirtschaftswunder, um diese Schuldenstände jemals wieder zurückzuzahlen. Zwar singt Katja Ebstein in einem ihrer Schlager „Wunder gibt es immer wieder“. Nicht aber in Volkswirtschaften, deren Standorte ohne Reformdünger auskommen müssen.

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Zweifeln Finanzmärkte jedoch an der Schuldentragfähigkeit, schießen normalerweise die Risikoaufschläge raketenhaft nach oben. Das wäre fatal. Früher oder später drohte Italien eine nicht mehr zu beherrschende Schuldenkrise, die weit über das Niveau der griechischen hinausgeht.

Der Griff in die Schulden-Trickkiste …

Um der Schulden-Falle zu entkommen, wird die bereits vorhandene Instabilität mit noch mehr Instabilität bekämpft. Ökonomen spielen bereits einen italienischen Schuldenschnitt durch, der von den Gläubigern u.a. durch Stundungen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag geschultert werden müsste. Na, die würden sich freuen wie bei einer Zahnwurzelbehandlung.

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