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in Corona-KriseLesedauer: 5 Minuten

Robert Halver über Krisenreaktionen Der Westen schaut China nur zu

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Das allergrößte Manko Trumps ist aber sein fehlendes Verständnis für die Bedeutung des westlichen Wertebündnisses. Der Gegendruck auf China wäre doch viel größer, wenn die USA gemeinsam mit ihren angestammten Alliierten in Europa - gerne um Russland und Japan ergänzt - eine Phalanx gegen China bildeten.

Stattdessen betreibt er westliche Wehrkraftzersetzung und behandelt Europa wie einen Feind. Natürlich gibt es auch im transatlantischen Verhältnis Konflikte wie Nato-Beiträge oder Zollfragen. Die sollte man aber intern lösen. Angesichts der öffentlichen Nestbeschmutzung des Westens kann man sich das genüssliche Schmunzeln in Peking lebhaft vorstellen.  
Der Leithammel in der westlichen Schafherde fehlt.

Und Europa ist bislang nicht in der Lage, diesen Ausfall zu kompensieren. Es ist uneins und spricht außen-, wirtschafts- und finanzpolitisch mit gespaltener Zunge. Leider hat der Streit, wie angesichts der schweren Corona-Rezession europäische Solidarität aussehen soll, die EU-skeptischen Kräfte noch gestärkt.

„Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“

Nicht uneigennützig steht China hier gerne als Helfer in der Not bereit. So kommen die EU-Länder Griechenland, Italien und Spanien und auch die geplanten Beitrittskandidaten in den Genuss umfangreicher Investitionen. Der früher angeschlagene Hafen von Piräus ist mit Chinas Hilfe zu einer der wichtigsten Frachthäfen Europas geworden.

In wirtschafts- und sozialpolitisch mit dem Rücken zur Wand stehenden Ländern verfehlen diese Maßnahmen ihre Wirkung nicht: Vielfach ist dort der Rock näher als das Hemd, China beliebter als Deutschland. Die von Peking erwartete Gegenleistung ist unmissverständlich: Im Zweifel für China und gegen die EU. Ist Europas gemeinsame Wehrkraft erst einmal genügend geschwächt, fällt der gemeinsame Widerstand gegen (wirtschafts-)politische Abhängigkeiten von Peking zusammen wie ein Kartenhaus. Europa wäre leichte Beute.  

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