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Robert Halver Was sind die Lehren aus der Finanzkrise?

Die Pleite der Lehman-Bank am 15. September 2008 war wohl der entscheidende Nagel, der die damalige Immobilienblase platzen ließ. Dieser Urknall führte zu einem massiven Vertrauensverlust in das Bankensystem und machte Cash zum kostbarsten, weil sichersten Gut.

Der Risikoekel machte sogar vor sogenannten risikolosen Staatsanleihen nicht Halt, was über enorm steigende Kreditzinsen schließlich zu einer ausgewachsenen Finanzkrise führte. Die Konjunktur wurde durch kaufunlustige Konsumenten gebremst, die, verschreckt durch die alltäglichen Krisenbilder, ihre Portemonnaies förmlich zunagelten.

„Wer Schulden-Sorgen hat, hat auch geldpolitischen Likör“

Um die Kernschmelze des Finanzsystems zu verhindern, investierten allein die sechs größten EU-Staaten und Amerika etwa 800 Milliarden Euro in die Bankenrettung. Weitere auf Pump finanzierte Abermilliarden kamen zur Abwendung einer harten Rezession und hoher Arbeitslosigkeit hinzu, siehe Abwrackprämie in Deutschland.

Da Vater Staat diese Mittel leider nicht zur Verfügung standen, wurden kräftig Neuschulden gemacht. Aus der Finanz- wurde die Schuldenkrise. Stabilität ist immer das erste, was in Finanzkrisen geopfert wird. 2009 und 2010 beliefen sich die Haushaltsdefizite in Italien auf 5,3 und 4,2 Prozent, in Spanien sogar auf 11 und 9,4 Prozent. Auch Amerika brillierte mit 10,1 und 8,4 Prozent. Aber wie wollte man diese Defizite angesichts der hohen Kreditzinsen stemmen?

Doch wo die Not am größten, waren die Notenbanken am nächsten. Sie wurden zu regelrechten Schutzpatronen der Kapitalmärkte. Die „Whatever it takes“-Rede von EZB-Chef Mario Draghi 2012 war so etwas wie das Hochamt der Geldpolitik. Alle Finanzsorgen wurden zunächst mit günstigsten Zinsen betäubt und dann in sintflutartiger Liquiditätsversorgung ersäuft. Der Preis war zwar die Abschaffung der Markt- und Einführung der Planwirtschaft an den Zinsmärkten. Doch für die „alternativlose“ Rettung des Finanzsystems wurde dieser Preis gerne bezahlt.  

Ist eine neue Finanzkrise möglich?

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Grundsätzlich ja! Das Niedrigzinsumfeld und die Liquiditätsschwemme haben wie Kunstdünger einen neuen Anlagenotstand wachsen lassen und gleich zwei neue bildschöne Finanzblasen geschaffen. Die Immobilienpreise in Europa und in Amerika können sich mühelos mit denen von vor zehn Jahren messen lassen.

Die Mutter aller Anlageblasen ist allerdings die Anleiheblase als Gegenstück der Schuldenblase. Obwohl die Verschuldung heute dramatisch höher als vor der Finanzkrise ist, sind die Zinsen völlig bonitätsfremd deutlich niedriger. Wenn das nicht beste Zutaten für einen Renten-Crash, für ein Platzen sind.

Gern würden die Notenbanken den Luftdruck in der Rentenblase senken, um weiteren Fehlinvestitionen entgegenzuwirken. Heutzutage ist doch für jeden Unsinn genügend zinsgünstige Liquidität da. Vor allem ist es der EZB ein Dorn im Auge, dass sie reformunwilligen Ländern billiges Geld als Blankoschecks ohne Gegenleistungen in den Rachen werfen muss. Das Auseinanderklaffen von Verschuldung und Wirtschaftsentwicklung in Italien beweist überdeutlich, dass die guten Zinszeiten nicht für Standortverbesserungen genutzt wurden. Die Nachhilfe in Rom war umsonst.

Bruttostaatsverschuldung und Bruttoinlandsprodukt in ItalienGrafik: Baader Bank AG

Stabilitätsmoralisch hätten also Fed, EZB & Co. sicherlich allen Grund, den Sündenpfuhl der Verschuldung mit scharfen Zinserhöhungen und Liquiditätsverknappungen trockenzulegen.

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