LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in WirtschaftLesedauer: 7 Minuten
Headphones
Artikel hören
Robert Halver über weltweiten Wettbewerb
Wie Deutschland gegen Mega-Subventionen und Protektionismus bestehen kann
Die Audioversion dieses Artikels wurde künstlich erzeugt.

Robert Halver über weltweiten Wettbewerb Wie Deutschland gegen Mega-Subventionen und Protektionismus bestehen kann

Baader-Bank-Chefanalyst Robert Halver
Baader-Bank-Chefanalyst Robert Halver | Foto: Baader Bank

 

Von leidenschaftlicher transatlantischer oder deutsch-amerikanischer Freundschaft ist in Amerika immer weniger zu spüren. So hat Washington keine Hemmungen, mit uns über den „Inflation Reduction Act" (IRA), dem größten US-Subventionsprogramm seit Jahrzehnten, in einen knallharten wirtschaftlichen Wettbewerb zu treten. Nicht zuletzt werden damit auch deutsche Vorzeigeunternehmen über den großen Teich gelockt. Welche Gegenstrategien wendet Deutschland an und wie erfolgreich können sie sein?

Bidenomics: Das neue Wort für Protektionismus

Die Zeiten, in denen sich Deutschland in den starken Armen Amerikas kuscheln konnte, sind endgültig vorbei. Es regiert der knallharte Standortwettbewerb, der mit IRA noch an Dramatik zugenommen hat und der die Gefahr eines markanten german brain drain heraufbeschwört.

 

 

 

Tatsächlich konnten schon Audi, BMW, Schaeffler, Siemens Energy oder Aurubis dem amerikanischen Lockruf nicht widerstehen. Doch denkt mittlerweile jedes zehnte deutsche Unternehmen vor allem mit technologischem und grünem Schlüssel-Know-How an „Go West“.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Europa und Deutschland brüllen wie Löwen, aber können sie auch zubeißen?

Zunächst war Deutschland über den amerikanischen Liebesentzug verdutzt. Doch gibt es Liebe zwar in Hollywood, nicht aber in Washington. Es sei an ein Zitat des früheren US-Außenministers Henry Kissinger erinnert: Amerika hat keine Freunde, nur Geschäftsinteressen. Man kann getrost von Protektionismus sprechen, der übrigens auch in China zuhause ist.

Allmählich dämmert es zwar auch in Berlin und Brüssel, was jenseits des großen Teichs passiert. Daher will man mit dem sogenannten Net Zero Industry Act bis 2030 zwei Fünftel der für Europas Klimaziele jährlich erforderlichen grünen Technologien, 85 Prozent der Windkraftanlagen, 85 Prozent der Batterien, 60 Prozent der Wärmepumpen, 40 Prozent der Solarpaneele und die Hälfte des grünen Wasserstoffs heimisch herstellen. Deutschland will sogar weltweit die führende Rolle bei KI spielen. Wow!

Aber verlassen wir die schöne Vision und kommen wir zur schnöden Realität. Zunächst, während IRA in Amerika schon seit dem 16. August 2022 wirkt, vergeudet Europa mit seiner lahmen Umsetzungsgeschwindigkeit wirtschaftspolitisch noch viel Zeit. Im Vergleich zu Brüssel leidet die Schnecke an ADHS. In der Zwischenzeit jedoch ist die Gefahr groß, dass unsere Firmen weg sind. Und sind sie einmal weg, bleiben sie auch weg.

Konsequente Wirtschaftspolitik statt selbstgerechter Ideologie

Im Vergleich zu den USA und China kann sich Europa Protektionismus nicht erlauben. Angesichts unserer Export- und Rohstoffabhängigkeit können uns ansonsten andere Länder, die den Daumen auf Energie und Vorprodukten haben, am langen Arm verhungern lassen. So wird etwa für E-Mobilität und Solaranlagen viel Silber gebraucht. Also können wir in China nicht undiplomatisch und einseitig die Moralkeule schwingen. Es geht auch um Interessenorientierung. Worte zerstören, wo sie nicht hingehören.

 

Tipps der Redaktion