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in Asien ex-JapanLesedauer: 5 Minuten

Robert Halver zu Russland „Schluss mit dem Kalten Krieg!“

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Nicht zuletzt hätten stabile deutsche und europäische Beziehungen zu Russland auch Vorteile, um der zunehmenden wirtschaftspolitischen Abhängigkeit zu China zu begegnen. Peking und Moskau sind sich nicht unbedingt grün. Und wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte, Deutschland. Man könnte Russland als (wirtschafts-)politischen „Verbündeten“ nutzen.

Es hat nichts mit Beschwichtigungspolitik, mit Appeasement zu tun, wenn Mütterchen Deutschland den Kontakt mit Väterchen Russland sucht. Wir reden ja auch mit anderen Staatspräsidenten, die null Chancen haben, in den demokratischen Himmel zu kommen. Und die bekommen sogar noch deutsche Rüstungsgüter. Überhaupt, wenn andere Länder knallhart ihre Wirtschaftsinteressen verfolgen, siehe Handelssanktionen, kann auch ein bisschen deutscher Egoismus nicht schaden. Wir müssen nicht jede Weltmeisterschaft in ideologischem Hypermoralismus gewinnen.

Putin hat nicht die westliche Politik, dafür aber ihr Kapital auf seiner Seite

Die Finanzmärkte sind weniger Russland feindlich eingestellt. Die Ausfallprämien Russlands sind gefallen. Die Bonität des Landes hat sich trotz Sanktionen seit 2015 deutlich gebessert, von Staatspleite keine Spur mehr. Ein zuletzt steigender Ölpreis hat das russische Sparschwein wieder gemästet. Westliche Rating-Agenturen geben dem Land sogar den Status „kreditwürdig“ und selbst US- und britische Anleger öffnen ihre Portemonnaies, um Putins Anleihen - wenn auch auf Dollar-Basis - zu zeichnen. Putin wird am Kapitalmarkt wieder bedient.

Grafik 1: Ausfallprämien Brasiliens, Russlands, Chinas und Deutschlands

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Schwieriger ist die Lage am russischen Aktienmarkt. Hier sorgen die Wirtschaftssanktionen und die einseitige Abhängigkeit Russlands von Öl und Gas, deren Absatz von Fracking-Öl bedroht wird, für Moll-Stimmung.

Grafik 2: Aktienmärkte der Schwellenländer (in Euro)

Um russische Aktien grundsätzlich attraktiv zu machen, müssen West und Ost miteinander wieder friedliche Koexistenz praktizieren. Ich habe mir sagen lassen, dass Angela Merkel noch etwas russisch und Wladimir Putin ein bisschen deutsch kann. An der Sprache sollt es also nicht scheitern.

Autor Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse der Baader Bank in Frankfurt.

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