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Robert Halver zu Strafzöllen „Handelskriege schaden vor allem der Exportnation Deutschland“

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Natürlich sollte sich Europa nicht wie ein Ochse von den USA durch die Außenhandels-Manege führen lassen und als Gegenmaßnahme für Stahl- und Aluminiumzölle durchaus Importzölle auf Harleys, Feuerwasser, Jeans, meinetwegen sogar auf Pampers und Mars, Snickers und Milky Way verhängen. Das wäre aber noch kein Handelsstreit, sondern eher Handelsfolklore.

Einen Handelskrieg gegen die USA können Europa und Deutschland nicht gewinnen

Danach aber würde die Eskalation beginnen. Danach verursacht ein gegenseitiges Hochschaukeln von Handelsbarrieren und Strafzöllen Schmerzen, allerdings in Amerika aufgrund seiner im Vergleich größeren Binnenkonjunktur deutlich weniger als in Deutschland. Wir sind exportlastig, noch viel stärker als Frankreich und Italien. Ein paar Fakten: Amerika ist für deutsche Autobauer nach der EU der zweibedeutendste Absatzmarkt. Daimler, BMW und VW haben 2017 mehr Autos in die USA ausgeführt als nach China. Und dabei habe ich andere Branchen mit starker US-Präsenz wie Maschinenbau, Elektro und Chemie noch gar nicht genannt. Wir sitzen in der Handelsfalle.

Handelspolitisch besonders bösartig wäre es, wenn Trumps Protektionismus nicht nur auf die makroökonomische Ebene, also auf Länder oder Wirtschaftsräume wie die EU abzielt, sondern ebenso mikroökonomisch auf Unternehmensseite. Dann begänne so etwas wie ein Ablasshandel wie im Mittelalter bei der katholischen Kirche, als man sich von Sünden freikaufen konnte. Ausfuhrstarke deutsche Unternehmen könnten in Form von Investitionen und Beschäftigungsaufbau in den USA ihre „Exportsünden“ vergessen machen. Und wer so in Amerika Sühne und Buße tut, wird auch nicht mehr vom obersten Handelsinquisitor Trump sanktioniert.  

Der Pandabär ist nicht nur süß

Wenn Europa als von den USA verschmähte Handels-Geliebte jetzt von China hofiert wird, sollte es die wahren Absichten dieses neuen jugendlichen Liebhabers erkennen. Er ist ein Mitgiftjäger. Er gewährt intensive Handels-Liebesbeziehungen zum Beispiel nur bei deutscher Einwilligung zu umfangreichen Investitionen Chinas in unsere Industrie- und Technologieperlen. Auch die Beteiligung eines chinesischen Investors mit 10 Prozent an Daimler mit Aufsichtsratsposten entspricht dieser vernunftehelichen Logik. Das sind keine Portfolioinvestitionen, sondern strategische Zukäufe. Es werden Abhängigkeiten von China geschaffen: Nur wenn wir bei euch rein dürfen, könnt ihr bei uns weiter mitmachen. Deutschland ist in der Tat eine gute Partie.

Gegen kalten (Handels-)Krieg hilft nur friedliche Koexistenz

Mit eiskaltem Realismus ist vor allem das politische Berlin angehalten, einen exportpolitischen Totalschaden zu verhindern. Es muss das erste Meisterstück der neuen GroKo sein, die europäischen Polit-Krawallköpfe, die jetzt massive Handelsvergeltung üben wollen, zurückzupfeifen. Trump sollte nicht gereizt werden wie ein Stier mit einem roten Tuch. Im Extremfall treten die USA nach dem Klimaabkommen auch noch aus der Welthandelsorganisation aus. Dann wird Trump auch noch Zölle auf Schwarzwälder Kuckucksuhren und bayerische Bierkrüge erheben.

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