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Robert Halver zum Abwertungswettlauf Starke Währung? Bloß nicht!

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Apropos Fed, da sie die Rolle des Big Spender bei der Finanzierung der amerikanischen Verschuldung hat, besteht kein Zwang mehr, US-Staatspapiere über einen harten Dollar für ausländische Investoren z.B. aus China aufzuhübschen. 

Weltweiter Export-Darwinismus

Um US-Handelszöllen entgegenzuwirken, setzt ebenso China auf Währungsverbilligung. Da ist es praktisch, dass sich der Yuan nicht wie US-Dollar, Yen oder Euro marktwirtschaftlich frei bewegt, sondern planwirtschaftlich an der Leine ist. Die Führung in Peking weiß, dass FKK - Freikonvertierungskultur - die chinesische Währung nach oben aus- und die Exporte nach unten einbrechen ließe.    

Währungsseitige Abmagerungspolitik wird auch von Japans Notenbank seit vielen Jahren an den Tag gelegt. Die Binnenkonjunktur ist wegen Überalterung und Überschuldung so schwach, dass man sich weiter am wirtschaftlichen Jungbrunnen Export laben will.

Bei der EZB wird die neue Präsidentin Christine Lagarde mit französischem Charme sicher eine andere Tonart pflegen als Mario Draghi, der schon mal gerne als Bud Spencer auftrat. Doch egal, ob charmant oder herzhaft, angesichts der handelsseitigen und auch hausgemachten Wachstumsschwäche in Europa wird die EZB nicht auf die Exportbremse treten.

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Nicht umsonst ist sie seit November wieder im Anleihekaufrausch. Mit mehr als 20 Milliarden Euro kauft sie aufs Jahr bezogen mehr als doppelt so viele Schuldscheine auf als dass neue ausgegeben werden. Vor diesem Hintergrund ist kein Ende der Knappheitspreise bei Staatspapieren beziehungsweise kein Anfang wirklich steigender Renditen zu sehen. Was spricht also für einen starken Euro? Nichts!

Abseits öffentlich geheuchelter Trauer über schwache Zinsen sind unsere Politiker insgeheim dankbar für eine Gemeinschaftswährung, die gegenüber US-Dollar seit 2008 über 30 Prozent verloren hat. In der Wirtschafts-Not frisst der Teufel Export-Fliegen. 

Währungsbewegungen haben das Temperament von Wanderdünen

Wechselkurse werden immer X gegen Y gerechnet. Das heißt, wenn alle ihre Währungen schwächen wollen, wird am Ende keine Währung wirklich schwach sein können. Das Spiel um die schwächste Währung ist wie bei Tic-Tac-Toe (Drei gewinnt) nicht zu gewinnen. Dass es alle dennoch unbeirrt weiter versuchen, erklärt die seit Jahren fallende, fast schon langweilige Schwankungsbreite von Wechselkursen.

Autor Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse der Baader Bank in Frankfurt.

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