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Robert Halver zum Handelskrieg Unter Wölfen

US-Präsident Trump hat erkannt, dass er heute China nicht einfach so „Kaputtrüsten“ kann wie früher Ronald Reagan den „bösen Iwan“. Und wenn zwei sich streiten, kann sich dann der Dritte, Europa, freuen?

China hat einen langen Atem. Sein Präsident Xi ist allmächtig und wenn er will, ist er wie der Papst lebenslang im Amt. So kann Peking geostrategisch in Ruhe planen, ohne von demokratischen Neuwahlen „gestört“ zu werden. Tatsächlich hat Trump für die harte chinesische Nuss noch keinen passenden Nussknacker gefunden.

Sein Handelsprotektionismus kommt sogar als Bumerang in die USA zurück: Amerikas Unternehmen geben die Importzölle auf Chinas Waren an die Kunden weiter. Gegenzölle lassen Konzerne ihre geplanten US-Investitionen überdenken und Farmer wissen nicht mehr, ob sie Trump als Heiligenbild oder Wurfscheibe an die Wand hängen sollen. Nicht zuletzt macht Trumps Handelskrieg Amerikas Aktienanleger ärmer.

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Daher sucht Amerika jetzt den Schulterschluss, Trump sucht Verbündete gegen China. So macht er aus den früheren (Handels-)Feinden Kanada und Mexiko durch zügige Umetikettierung wie im Supermarkt – konkret Aufhebung der Stahl- und Aluminiumzölle – wieder Freunde. Nicht auszudenken für Amerika, wenn sich Peking seinen direkten Nachbarländern als handelspolitischer Ersatzliebhaber anböte und so in die China-Zange geriete.

Vermeintlich will Trump auch die transatlantische „We Are Family“-Allianz gegen alles Böse aus dem (Fernen) Osten wiederbeleben. Großzügig wie der US-Präsident eigentlich nicht ist, gewährt er Europa eine weitere handelspolitische Zollpause von 180 Tagen. 

Doch zum barmherzigen Samariter ist Trump nicht mutiert: Seine Leistung gibt es nicht ohne unsere Gegenleistung. In dieser Friedenszeit will er überlegen, ob und inwieweit Amerika protektionistische Maßnahmen gegen Europa ergreift. Entscheidungsgrundlage wird sein, ob wir Amerikas Waffenbruder im Kampf gegen China sein werden. Unter anderem erwartet Trump, dass Europa sich seinem Boykott gegen Huawei anschließt.

Ohne Zweifel hat Europa mit China diverse Hühnchen zu rupfen. Peking scheint Europa mitunter als sein Revier zu betrachten, in dem es nach Herzens Lust Industriewissen erbeutet, dann kopiert, um anschließend mit staatlich subventionierten Preisen die europäische Konkurrenz anzugreifen. Umgekehrt ist China für Europas Investoren vielfach eine No Go-Area.

Überhaupt, die Volksrepublik will zu ihrem 100-jährigen Geburtstag 2049 in allen Schlüsselindustrien führend sein. Als dann geplant führender Wirtschaftsstandort wird China große Teile der weltweiten Produktion ins eigene Land holen. Das ist eine eindeutige Kampfansage vor allem an Industrie-Deutschland.

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