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Robert Halver zur Bankenkrise
Ist der konsequente Kampf gegen die Inflation ein unbezahlbarer Luxus?
Die Audioversion dieses Artikels wurde künstlich erzeugt.
Von in AnalysenLesedauer: 7 Minuten
Baader-Bank-Chefanalyst Robert Halver
Baader-Bank-Chefanalyst Robert Halver: Die Inflation mit hohen Zinsen einzufangen, kann Finanzinstitute und Unternehmen unter Druck setzen | Foto: Fotomontage, Jessica Hunold, Baader Bank, Canva

Die Notenbanker stecken in einer gewaltigen Zwickmühle. Eigentlich müssen sie den Preisdruck, der Steherqualitäten hat, mit knallharter Zinspolitik und Liquiditätsentzug bekämpfen. Damit erhöht sich jedoch auch das Konjunkturrisiko und die Gefahr einer neuen Finanzkrise weltweit. Tatsächlich haben die vergangenen Zinsrestriktionen bereits Schleifspuren nicht nur bei kleineren US-Banken hinterlassen. Für welche Seite wird sich die Geldpolitik entscheiden?

Das alte Lied: Wenn es läuft, finden Risiken wenig Beachtung

Die Krise so mancher kleineren US-Bank hat zunächst mit schlechtem Risikomanagement und einer im Vergleich zu Europa laxeren Bankenaufsicht zu tun. Warum genau hinschauen, wenn Anleger einem das Geld regelrecht nachwerfen? 

 

 

Die Happy Hour ist jedoch vorbei, wenn die US-Notenbank zur Eindämmung der dynamischsten Preisbeschleunigung seit den 70er Jahren den Zinserhöhungsturbo einschaltet. Zwar geht dann immer noch der Kelch des Preisverfalls an Banken solange vorbei, wie Kursverluste nicht durch Verkäufe realisiert werden müssen. Wenn aber Kunden aus plötzlich aufkommenden Reputationszweifeln oder aus welchen Gründen auch immer, Geld plötzlich abziehen, wird schnell aus der theoretischen Krise die praktische: Zur Liquiditätsbeschaffung müssen Verluste realisiert werden.

Dabei machen Liquiditätsabflüsse auch vor europäischen Banken nicht halt, die schon länger kritisch beäugt werden. Und dann setzt die Sippenhaft ein, die in keiner Branche größer ist als in der international eng miteinander vernetzten Finanzbranche. Der Keim des Misstrauens ist gepflanzt. Vorbeugend wird von allen Banken Geld abgezogen.

Man will nicht das kleinste Risiko eingehen. Ähnlichkeiten mit dem Lehman-Moment 2008 sind nicht rein zufällig. Niemand hat vergessen, wie aus einer vermeintlich kleinen Mücke ein Riesenelefant wurde, der fast unser Finanzsystem totgetrampelt hätte. Erinnern Sie sich noch an unseren damaligen Bundesfinanzminister, der die Lehman-Pleite für ein rein amerikanisches Problem hielt? Pustekuchen!

Ohne Zweifel sind europäische Banken heute viel besser aufgestellt als damals. Aber wenn die Rationalität geht und die Emotionalität kommt, spielen solche Überlegungen keine große Rolle mehr. Und die Sensationspresse und die Untergangspropheten, die ihre mediale Chance wittern, malen wieder mit den dunkelsten Farben den nahenden Untergang an die Wand: Den Systemcrash. 

Und was sollen die „armen“ Notenbanken jetzt tun?

Wenn sie weiter auf die Trommel der unbedingten Inflationsbekämpfung hauen und noch lange massive Leitzinsanhebungen durchführen, werden die Liquiditätsprobleme nicht kleiner, im Gegenteil. Machen wir uns nichts vor: Die Notenbanken sind wieder in die Rolle der ultimativen Rettungsengel geschlüpft.  

Böse Frage, aber ist heutzutage überhaupt noch ein konsequenter Kampf um Preisstabilität möglich, den in der guten alten Zeit zwischen Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre die US-Notenbank oder die Deutsche Bundesbank geführt wurde.

Grafik 1: US-Notenbankzinsen und US-Inflationsrate

US-Inflation

Natürlich kann man die Inflation geldpolitisch auf zwei Prozent pro Jahr oder sogar noch niedriger drücken. Man muss nur eine konjunkturelle Depression und Schuldenkrise zulassen. Genauso hat es die Fed vor der Finanzkrise gemacht. Das dann folgende Endergebnis wird niemand mehr riskieren.

 

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