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Robert Halver zur Bundestagswahl „Die Lage ist zu ernst für den Schlafmützen-Wahlkampf“

Von Lesedauer: 7 Minuten

Ich erinnere mich noch gut an frühere Bundestagswahlkämpfe. Damals ging es noch mit  viel Schmackes um Richtungsstreite wie „Freiheit statt Sozialismus“. Und heute? Gegenüber der Dynamik des deutschen Wahlkampfs ist die Schnecke ein wildes Tier. Das liegt zunächst daran, dass sich die etablierten Parteien mittlerweile so in der politischen Mitte knubbeln, dass man fast Platzangst bekommt.

Die Politiker wollen politisch korrekt sein, bloß nicht durch klare Kante negativ auffallen. Das erklärt auch, warum alle Parteien wirtschaftsfreundlich, sozial und auch noch ökologisch sind. Mich erinnert das an Pauschalreisen mit Flug, Hotel und Mietwagen. Selbst die heiligsten parteipolitischen Markenkerne werden immer mehr säkularisiert.

Inhaltsleere Wahlplakate und braver Mainstream

Früher unterschieden sich die Parteien im Prinzip, heute nur noch im Detail. Bei so viel „In der Nacht sind alle Katzen grau“-Übereinstimmung versuchen sich zwar einige Parteien etwa durch heftige Kritik an den Präsidenten der USA, Russlands oder der Türkei vom braveren Mainstream abzuheben. Doch da es Deutschland wirtschaftlich gut geht, ist dies laut Umfragen wohl zu wenig, um Wechselstimmung zu erzeugen.

In diesen allgemeinen Polit-Dämmerschlaf passen auch die inhaltsleeren Wahlplakate, die ich mir täglich auf dem Weg zur Arbeit anschauen muss. Man fragt sich, ob die Marketing-Agenturen Kampagnen für Parteien oder für Schlafmittel kreieren sollten.

Ja, Deutschland steht heute gut da. Aber heute ist morgen schon gestern. Sollte der Bundestagswahlkampf daher nicht Kampfarena für die besten Zukunftskonzepte sein? Wie ein Unternehmen an der Börse müsste jede Partei dort für ihre Vision werben. Ruht sich eine Firma auf ihren Lorbeeren aus, wird sie mit Aktienkursverfall bestraft. Auch wenn Parteien nicht börsennotiert sind, sollten sie sich dennoch im Wahlkampf nicht nur mit Laubsägearbeiten beschäftigen, sondern angesichts der lauernden Probleme dicke Bretter bohren.

Vor allem auf Deutschland kommt die Aufgabe zu, aus Europa mehr zu machen als nur eine überdimensionierte Gesellschaft zur Rettung angeschlagener Staaten und Banken. Geopolitisch muss Europa mit eigenem Stallgeruch gegen die markanten amerikanischen Duftmarken der Donald Horror Picture Show anstinken.

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