Auf der anderen Seite hofft sie, mit der Kraft dieser Worte auf tatsächlich restriktive Zinspolitik verzichten zu können. Ohnehin hat der Leitzins mittlerweile ein Niveau erreicht, dass die Fed mit einer variablen Zinspause die Dinge einfach einmal laufen lassen kann.
Übrigens, ihre Konjunktur-, Inflations- und Zinsvisionen waren in der Vergangenheit oft genug wenig treffend und wurden gerne angepasst. In Stein gemeißelt ist nichts.
Grundsätzlich hofft die Fed, dass die Zeit viele Inflationswunden heilt. Im Trend ist die Inflation rückläufig und der Preisdruck auf der Produzentenseite nimmt merklich ab und wird so weniger an die Verbraucher weitergegeben. Ohnehin reitet die Fed regelrecht auf der sinkenden Kern-Inflation herum. Auch damit sendet Powell ein klares Signal an die Märkte.
Jerome Powell ist ein kluger Fuchs. Er beherrscht auch das Zins-Spiel ohne Ball. In meiner rheinischen Heimat sagt man dazu mit höchster Wertschätzung: Einem alten Affen braucht man das Grimassen schneiden nicht mehr beibringen.
Es ist zu erwarten, dass auch die EZB diese Erfahrungen aus dem amerikanischen Tierreich beherzigt.

Über den Autor:
Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse der Baader Bank in Frankfurt und ist damit für die Einschätzung der internationalen Finanzmärkte zuständig. Der erfahrene Kapitalmarkt- und Börsenkommentator ist durch seine regelmäßigen Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen einem breiten Anleger- und Finanzpublikum bekannt.