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Robert Halver zur Zukunft des Welthandels Was macht Politik, wenn die Globalisierung ihren Zenit überschritten hat?

Hamburg Hafen
Hamburg Hafen | Foto: imago images/ Laci Pereny

Nach der Corona-Pandemie und spätestens seit dem Ukraine-Krieg wird über das Ende der Globalisierung diskutiert. Käme es sogar zum geopolitischen Schulterschluss von Russland und China gegen den Westen, ginge es massiv an die Grundfesten des Welthandels. Vor allem der Wohlstand Europas und Deutschlands wäre gefährdet. Was hat unsere Politik dem entgegenzusetzen?

Mit der weiten Welt Handel zu treiben, hat speziell Deutschland großen Wohlstand beschert. Das Geschäftsmodell – Rohstoffe weltweit günstig zu beschaffen, zu attraktiven Produkten zu veredeln und dann zu exportieren – war geradezu Nobelpreis-verdächtig.

Mit der weiten Welt Handel zu treiben, hat speziell Deutschland großen Wohlstand beschert. Das Geschäftsmodell - Rohstoffe weltweit günstig zu beschaffen, zu attraktiven Produkten zu veredeln und dann zu exportieren - war geradezu Nobelpreis-verdächtig.

Doch haben Corona, der Ukraine-Krieg und Chinas Null-Covid-Strategie die Anfälligkeit dieses Traumszenarios schonungslos aufgedeckt. Was nutzen beste Ingenieure und bestes Industrie-Know-How, wenn die einzukaufende Energie teuer ist und im Extremfall sogar fehlt? Wenn jetzt ehemalige deutsche Politiker und Politikerinnen sagen, sie hätten die russische Gefahr bereits 2007 erkannt, muss man sich fragen, warum dann noch zig Jahre ein unverantwortlicher Dornröschenschlaf stattgefunden hat und keine Gegenmaßnahmen ergriffen wurden, um der zunehmenden Energieabhängigkeit zu entkommen.

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Ein Unternehmen, das solche Klumpenrisiken einginge, hätte an der Börse längst das Zeitliche gesegnet. Jetzt muss unser Wirtschaftsminister die Suppe auslöffeln, die zweite Stufe des Gas-Notfallplans ausrufen und in Ländern um Rohstoffe betteln, die von Demokratie und Menschenrechten so wenig halten wie Hunde von leeren Fressnäpfen.

Bei einer De-Globalisierung hätte Deutschland im Status Quo schlechte Karten

So abhängig wie bei Gas von Russland ist Europa übrigens auch bei industriellen Vorprodukten und seltenen Erden von China. Und es könnte noch heftiger kommen. Bei einem Zusammenschluss Russlands und Chinas gegen den Westen würde die Welt in zwei Blöcke aufgeteilt. Da dann China automatisch mit westlichen Sanktionen belegt würde, käme die Lieferung von Vorprodukten aus dem Land der Mitte nach Europa noch mehr zum Erliegen.

Nicht zuletzt versucht Putin auch andere Länder wie Indien, Südafrika und Brasilien mit verlockenden Energierabatten zu ködern. So kommen diese Länder in den Genuss eines satten Wettbewerbsvorteils gegenüber etablierten Industriegesellschaften. Das wertet nicht zuletzt deren Standorte für europäische Unternehmen auf.

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