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Robert Halver zur Zukunft des Welthandels Was macht Politik, wenn die Globalisierung ihren Zenit überschritten hat?

Von in KonjunkturLesedauer: 6 Minuten
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Aber da gibt es ja noch unseren Freund und Beschützer Amerika, oder? Doch auch die USA spielen nicht den Energie-Sankt Martin für europäische Verbündete. Es gibt weder bei Liefermengen, noch beim Preis Bevorzugungen. Diese America First-Haltung lässt sich nicht zuletzt an der Behandlung europäischer Unternehmen ablesen. Man frage einfach einmal in Leverkusen bei Bayer nach.

Zwar hat China zumindest vorerst kein großes Interesse an Schikanen gegen den Westen. Die Null-Covid-Strategie setzt dem Land massiv zu: Millionen von Uni-Absolventen finden keine Jobs, die Immobilienkrise wuchert wie Unkraut auf Streuobstwiesen und die Laune der Chinesen ist weniger süß als sauer. Eine Stagflation ist durchaus möglich. Daher braucht China seinen gewaltigen Außenhandel, um über die Runden zu kommen. Und so gerne China vom Gesinnungsfreund Öl und Gas zu Billigpreisen abnimmt, ist Russland mit einer kombinierten Wirtschaftsleistung der Niederlande und Belgien kein Ersatz für den gesamten kaufkräftigen Westen.

Doch ist das Risiko, dass China seinen Abhängigkeits-Hammer auf den europäischen Amboss schlägt, nicht von der Hand zu weisen. Derzeit ist Europa ja noch nicht einmal in der Lage, selbst Paracetamol zu produzieren. Gegen all diese neuen Wirtschafts-Schmerzen ist selbst im Zaubergarten der EZB kein Heilkraut gewachsen.

„Der Westen ist verweichlicht“

Leider ist an diesem Zitat von Putin etwas dran. In Europa hält man Frieden, Freiheit, Demokratie und Wohlstand für selbstverständlich. Diese Segnungen fallen allerdings nicht vom Himmel wie Sterntaler im gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm. Wenn angesichts der Strukturkrisen der Bundesfinanzminister die Bevölkerung mit für Politiker ungewöhnlich klaren Worten auf drei bis fünf Jahre der Entbehrung einschwört, wird klar, dass wirtschaftlich nichts selbstverständlich ist. Man muss etwas dafür tun, damit die lieb gewonnene Komfortzone nicht in Gefahr gerät.



Putin jetzt beschwichtigend entgegenzukommen, ist keine Lösung. Denn dann will Peter der Große 2.0 immer mehr. Und das hohe Lied der Staatswirtschaft zu singen, heilt die ökonomischen Wunden ebenso wenig. Zuviel Staatseinfluss zeigte schon in Schweden, dass die Wirtschaft an die Wand gefahren wird. Man darf den Bürgern nicht vorgaukeln, dass Vater Staat es besser und alles finanzieren kann. Wir sind bereits an der Belastungsgrenze.    

Dann drohen entweder unendliche Steuererhöhungen, die Gift für die Wirtschaft sind. Oder - viel wahrscheinlicher - spielt die EZB weiter den fröhlichen Mundschenk für gewaltige staatliche Schuldenaufnahmen. Und wenn Christine Lagarde dann anhaltend nur mit Wattebällchen gegen das gefährliche Inflations-Monster ankämpft, geht der Kaufkraftverlust munter weiter, was den Staat zur weiteren Kompensation auf den Plan ruft und damit die EZB als Big Spender wieder eingreifen muss. Ein Teufelskreis.   

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