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in Gold & EdelmetalleLesedauer: 7 Minuten

Chefanalyst Robert Halver Zweifle nicht an Gold

Robert Halver, Baader Bank
Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank | Foto: Collage, Canva, Baader Bank

Was ist eigentlich mit Gold los? Gestiegene Anlagezinsen und robuste Aktienmärkte kosten Gold offenbar viel Aufmerksamkeit. Hinzu kommt eine weniger dramatisch eingeschätzte geopolitische Lage. So bleibt im Ukraine-Krieg eine weitere Eskalation aus. Und Amerika und China sprechen wieder konstruktiv miteinander, was eher auf friedliche Koexistenz als harte Auseinandersetzung hindeutet. Dennoch gibt es genügend Gründe, nicht an Gold als langfristiger Anlageklasse zu zweifeln.

Erdrückende Bedeutung des Zinses für den Goldpreis

Da Gold keine Zinsen auszahlt, nimmt seine Attraktivität mit jedem Basispunkt Zinssteigerung ab. Tatsächlich haben Fed und EZB dem Edelmetall mit den dynamischsten Zinserhöhungsrunden aller Zeiten hart zugesetzt. Sicher ist der deutliche Anstieg der Anleiherenditen auch kein Spaß. 

 

 

 

Doch ist die Inflation im Trend rückläufig. Zwar hält sich die Kerninflation zäh wie Kaugummi am Schuh, aber auch sie hat an Kraft eingebüßt. Ohnehin ist die US-Konjunkturlage kein Zinserhöhungsargument. Der Arbeitsmarkt mag quantitativ noch hell leuchten. Bei qualitativer Betrachtung verliert er aber schnell an Lux. Jobs in der Gastro sind eben vielfach prekär. 

Zwar wird die Fed ihren Leitzins am 26. Juli 2023 noch einmal um 25 Basispunkte auf dann 5,25 bis 5,50 Prozent erhöhen. Mit Blick auf eine im Vergleich bravere Inflation, schwächere Konjunkturdaten und Überschuldung wird danach aber Schluss sein. Der moralische Zeigefinger wird dann immer noch erhoben, aber er dient der stabilitätspolitischen Glaubwürdigkeit und der künstlichen Senkung der Inflationserwartungen, ohne tatsächlichen Taten begehen zu müssen.

Die EZB wird – weil sie später angefangen hat – ihre Leitzinsen bis Ende Sommer 2023 noch zweimal um je 25 Basispunkte auf 4,5 Prozent erhöhen, doch ist sie dann mit Blick auf die dramatischen Strukturdefizite der Eurozone auch durch. Und von robuster Wirtschaft kann man in Europa erst Recht nicht sprechen.

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Klassische Lehre stützt Gold

Dieses wenig dramatische Zins-Szenario spricht zunächst für weiteres Aufwärtspotenzial des zinslosen Goldes, zumal sich im zweiten Halbjahr 2023 zunehmend Zinssenkungsphantasie in den USA breitmacht, der sich Europa im 1. Halbjahr 2024 anschließt. Das ist die klassische Lehre aus der Finanz-Geschichte. 

Aber muss sich Finanz-Geschichte immer wiederholen? Aufgrund der massiven Strukturbrüche seit der Finanzkrise 2008 sind die typischen Verlaufsmuster so wenig erkennbar wie Straßen im Nebel. 

Und so profitierten neben Gold auch Aktien als verbrieftes Sachkapital von der Zinssenkungsphantasie, auch fundamental, weil sie die Konjunktur und damit die Unternehmensgewinne stabilisiert. Übrigens, selbst wenn China konjunkturell zurzeit ziemlich in den Seilen hängt, wird es sich ab 2024 auch zum Vorteil der Weltwirtschaft wieder stabilisieren.  

Diese Kapitulation der Bären spielen die Aktienmärkte schon länger. Während der Goldpreis im 1. Halbjahr „nur“ um gut fünf Prozent zulegte, sprangen Dax, S&P 500 und Nasdaq 100 um rund 16, 16 und sogar 39 Prozent in die Höhe. Momentan ist die Aktie der größte Feind von Gold, nicht der Zins. Die Sommermonate sind saisonal sowieso nicht die ideale Zeit für große Kurssprünge des Edelmetalls.  

„Entdollarisierung“ der Finanzwelt als ultimativer Game Changer pro Gold?

Immerhin sind nicht-westliche Notenbanken Goldbugs. Sie interessieren sich – auch aus geopolitischen Gründen – immer mehr für die harte Ware Gold und immer weniger für das weiche einlagige Papier von US-Staatsanleihen. 

In diesem Zusammenhang wird gerade ein imposantes Gerücht wie eine Sau durchs Dorf getrieben. Es wird gemunkelt, die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) könnten bereits auf ihrem Gipfel am 14. August in Südafrika die Einführung einer neuen gemeinsamen Währung verkünden.

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