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Robo-Advisor-Chef Gerald Klein „Das Verteufeln von ETFs ist übertrieben“

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Asset Manager sind keine Banken

Die wohl schwerwiegendste vorgetragene Sorge lautet jedoch, dass die mögliche Pleite von größeren ETF-Anbietern, etwa ausgelöst durch einen Börsencrash, das Finanzsystem destabilisieren könnte. Diese Annahme ist wohl darauf zurückzuführen, dass einige Banken in der Vergangenheit in Finanzkrisen verwickelt waren, oder diese gar auslösten. Wenn große ETF-Anbieter in Schwierigkeiten gerieten, so die Überlegung, könnte das Finanzsystem ebenfalls Schaden nehmen.

Bei dem Argument gibt es allerdings einen Denkfehler: ETF-Anbieter sind Asset Manager und können nicht mit Banken gleichgesetzt werden. Bei einem Börsencrash würden die ETF-Anbieter nicht zwangsläufig funktionsunfähig werden. Die Kundengelder, die ETF-Anbieter verwahren, würden eventuell dezimiert, der Anbieter selbst würde jedoch nur Einnahmen aus der Verwaltungsgebühr einbüßen.

Das führt jedoch nicht automatisch in die Pleite. Zudem vergeben Asset Manager keine Kredite. Hier stehen sie im Gegensatz zu Banken, die Kundeneinlagen nutzen, um Kredite zu vergeben, welche in Krisen ausfallen können. Der Absturz oder die mögliche Aufspaltung eines ETF-Anbieters hätte auf die gesamtwirtschaftliche Kreditvergabe jedoch wenig Einfluss. Dies gilt im Übrigen auch für die Anbieter von aktiv gemanagten Fonds.

Aktiv und passiv haben Daseinsberechtigung

Das generelle Verteufeln von ETFs ist eine Übertreibung, die häufig von konkurrierenden aktiven Investmenthäusern geäußert wird. Beide Investmentformen haben aber ihre Daseins-Berechtigung. Während der Vorteil des ETFs darin liegt, dass es sich immer konstant so gut wie der zugehörige Markt entwickelt und kostengünstig ist, können aktive Investmentfonds auf informationsineffizienten Märkten punkten.

Generell gilt: Je spezieller ein Thema und je weniger zur Verfügung stehende Informationen in den Börsenkursen eingepreist sind, desto sinnvoller ist ein aktiver Ansatz. Grund dafür ist, dass aktive Investmentmanager mit tiefgehendem Research auch in stagnierenden Märkten einzelne Unternehmen mit Potenzial identifizieren und in diese investieren können. Das kann ein ETF, der auf einen ganzen Markt investiert, nicht.

Auch wenn Investoren eine spezielle ethische oder ökologische Richtung verfolgen wollen, eignet sich ein aktiver Ansatz, bei dem auf Individualbedürfnisse dieser Art eingegangen werden kann. Doch trotz der Möglichkeit aufgrund von Research besonders attraktive Unternehmen herauszupicken, schaffen es in zehn Jahren nur 2,2 Prozent der aktiv gemanagten Investmentfonds ihren Vergleichsindex schlagen.

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