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Robo-Advisor-Chef Gerald Klein „Das Verteufeln von ETFs ist übertrieben“

Gerald Klein: Der Gründer und Chef des Online-Vermögensverwalters Growney mit Sitz in Berlin bietet Kunden die automatisierte Geldanlage in Aktien- und Rentenfonds an.
Gerald Klein: Der Gründer und Chef des Online-Vermögensverwalters Growney mit Sitz in Berlin bietet Kunden die automatisierte Geldanlage in Aktien- und Rentenfonds an. | Foto: Growney

Sicher, einfach, günstig: ETFs genießen einen hervorragenden Ruf. Gerade in einem Niedrigzinsumfeld feiert die Investmentform als kluge Anlagealternative derzeit große Erfolge. Doch in jüngster Zeit gibt es auch immer mehr kritische Stimmen. ETFs und andere Indexfonds würden die Stabilität des Finanzsystems bedrohen und das Risiko für eine neue Finanzkrise erhöhen, verkünden einige „Experten“. Manche Medien greifen die Warnungen bereitwillig auf. Daher ist es höchste Zeit, einige dieser Vorwürfe genauer zu beleuchten und zu untersuchen, wie hoch das Systemrisiko von ETFs tatsächlich ist.

Verbraucher bestimmen über Kapitalverteilung

Vielen Kritikern bereitet es Sorge, dass der Marktanteil passiver Investments gewachsen ist. Sie befürchten, dass durch den Zuwachs die volkswirtschaftliche Kapitalallokation der Finanzmärkte beeinträchtigt wird. Diese soll definitionsgemäß das Kapital in Investitionen mit der höchsten Rendite lenken und somit eine möglichst produktive Verwendung gewährleisten. Das bedeutet, dass durch den Kauf von Aktien gute Unternehmen mit Kapital belohnt werden sollen. Schlechten Unternehmen soll im Gegenzug durch den Verkauf von Aktien Kapital entzogen werden.

Passive Investments investieren in einen gesamten Index und unterscheiden Unternehmen nicht nach gut oder schlecht. Somit partizipieren diese nicht an der Allokationsfunktion der Kapitalmärkte. Allerdings können auch aktive Anleger und Fondsmanager keinen erheblichen Einfluss auf die Allokation von Eigen- und Fremdkapital in einer Volkswirtschaft ausüben. Es ist also wenig sinnvoll diesen Kritikpunkt gegenüber ETFs anzuwenden.

Beim klassischen Aktienkauf fließt das Geld nicht den Unternehmen direkt zu, sondern dem Verkäufer des Wertpapiers. Dies ist nur bei einer Emission von Aktien oder Anleihen der Fall. Die eigentliche Macht, Unternehmen mit Kapital zu belohnen oder abzustrafen, haben nach wie vor die Konsumenten. Sie können durch den Erwerb eines Produktes oder einer Dienstleistung den Umsatz eines Unternehmens ankurbeln und somit das Kapital steigern – oder eben nicht.

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Kursbewegungen oft automatisch eingepreist

„Indexfonds verstärken Trends“ ist ebenso ein häufig vorgebrachter Vorwurf gegenüber passiven Investments. Damit ist gemeint, dass Indexfonds Markttrends folgen und somit in einer Hausse Aktien kaufen, wenn diese bereits einen höheren Kurs haben und in einer Baisse Aktien verkaufen, deren Kurse bereits im Fall sind. Durch dieses Verhalten sollen ETFs angeblich Kursbewegungen und folglich auch Bären- sowie Bullenmärkte erheblich verstärken.

Diese Argumentation ist von ihrer Logik her zwar durchaus nachvollziehbar, trifft in der Realität allerdings nur selten zu. Grund hierfür ist, dass ein ETF nicht unbedingt Aktien nachkaufen muss, wenn der Börsenwert einer Aktie steigt. In vielen Fällen findet nämlich eine automatische Gewichtung statt: Der Anteil einer Aktie im ETF steigt automatisch sobald eine Aktie an Wert gewinnt, somit muss sie nicht nachgekauft werden.

Preisveränderungen von Aktien werden somit oftmals bei einer Gewichtung nach Marktkapitalisierung durch den Preis vollends reflektiert. Nur in wenigen Fällen funktioniert diese automatische Anpassung nicht. Zum Beispiel, wenn alle Aktien in einem Index gleichgewichtet sind oder wenn eine Aktie einen Index wechselt.

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