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Growney im Check: Robo-Advisor mit Steueroptimierung & Service

Wer heute sein Geld anlegen will, hat die Qual der Wahl – auch bei den digitalen Angeboten. Robo-Advisors nehmen Anlegern als algorithmische Vermögensverwalter die Arbeit ab: Sie beantworten Fragen zu Ihrer Risikoneigung und Anlagezielen, der Robo erledigt den Rest – von der Portfoliozusammenstellung bis zur regelmäßigen Optimierung.
Aber welcher der zahlreichen Anbieter passt am besten zu welch...
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Wer heute sein Geld anlegen will, hat die Qual der Wahl – auch bei den digitalen Angeboten. Robo-Advisors nehmen Anlegern als algorithmische Vermögensverwalter die Arbeit ab: Sie beantworten Fragen zu Ihrer Risikoneigung und Anlagezielen, der Robo erledigt den Rest – von der Portfoliozusammenstellung bis zur regelmäßigen Optimierung.
Aber welcher der zahlreichen Anbieter passt am besten zu welchen Anlegerbedürfnissen? In unserer neuen Serie stellen wir Ihnen wöchentlich zwei Robo-Advisors vor und beleuchten ihre Strategien, Gebührenmodelle und Besonderheiten.
Einer der etablierten deutschen Anbieter ist Growney aus Berlin. Im Gespräch mit DAS INVESTMENT erklärt Geschäftsführer Thimm Blickensdorf, wie sich das Unternehmen seit der Gründung entwickelt hat, welche Anlagestrategien besonders gefragt sind und warum die älteste Kundin 96 Jahre alt ist.
DAS INVESTMENT: Herr Blickensdorf, seit wann gibt es Growney und wie hat sich das Geschäftsmodell seitdem entwickelt?
Thimm Blickensdorf: Growney wurde 2014 gegründet, der Marktstart folgte im Mai 2016. Ursprünglich war unser Ansatz eher B2B-orientiert – wir wollten die Technologie für Versicherungen oder andere Partner anbieten. Das machen wir auch zum Teil noch.
Dann hat sich aber gezeigt, dass sich das B2C-Geschäft sehr gut entwickelt hat. Heute verfolgen wir eine Multi-Channel-Strategie: B2B, B2B2C für Maklerpools und das B2C-Geschäft. Mit der Zeit kamen neue Strategien dazu – nachhaltige Strategien, Geldmarktstrategien und jetzt neu die Möglichkeit, Vermögensverwaltung mit Steuervorteilen zu kombinieren.
Welche Anlagestrategien sind bei Ihren Kunden besonders gefragt?
Blickensdorf: Am beliebtesten sind eindeutig die Strategien mit dem höchsten Aktienanteil. Die klassische Strategie mit 100 Prozent Aktien hatte letztes Jahr mit 20,93 Prozent auch die höchste Performance. Nach der 100-Prozent-Strategie folgt die mit 70 Prozent Aktienanteil. Bei den nachhaltigen Strategien erleben wir, dass Anleger eher defensiver mit 70 Prozent oder 50 Prozent Aktienanteil investieren. Für kurzfristige Anlagen ist auch unsere Geldmarktstrategie sehr beliebt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Anlageprodukte aus?
Blickensdorf: Wir setzen ausschließlich auf ETFs. Ein wichtiges Kriterium ist das Fondsvolumen – je größer, umso besser ist auch der Preis bei An- und Verkäufen. Dann natürlich der Tracking Error, also wie nah der ETF tatsächlich am Index liegt. Die Sicherheit als Sondervermögen muss gewährleistet sein. Auch die Verwaltungskosten sind ein Faktor. In den klassischen Strategien achten wir auf eine ausgewogene weltweite Verteilung, um Klumpenrisiken zu vermeiden. Bei nachhaltigen Strategien sind die Umweltauswirkungen entscheidend. Im Anleihenbereich setzen wir ausschließlich auf Euro-Anleihen, um Währungsrisiken zu vermeiden.
Haben Sie ein eigenes Investmentteam oder werden Sie von externen Partnern unterstützt?
Blickensdorf: Ja, wir haben einen eigenen Anlageausschuss. Anders als manche Wettbewerber sind wir nicht auf bestimmte ETF-Anbieter festgelegt. Wir können verschiedene Anbieter nutzen – je nachdem, welcher ETF im Vergleich am besten abschneidet.
Wie haben sich Ihre Hauptstrategien in den letzten Jahren entwickelt?
Blickensdorf: Im letzten Jahr erzielten wir bis zu 20,93 Prozent Wertzuwachs. 2023 hatten wir bis zu 13,6 Prozent Plus und 2022 war naturgemäß ein schwieriges Jahr mit 9,4 bis 13,8 Prozent Minus.

Wichtig ist uns nicht nur die reine Performance, sondern auch eine gute Balance zwischen Chance und Risiko. Der MSCI World enthält mittlerweile fast 80 Prozent US-Aktien und 30 Prozent Tech-Aktien – für einen 55-Jährigen, der für die Rente spart, ist das nicht unbedingt die optimale Strategie. Wir versuchen daher, Klumpenrisiken zu reduzieren und eine ausgewogene Allokation zu schaffen.
Wie stellen sich die Kosten für potenzielle Investoren bei Ihnen zusammen?
Blickensdorf: Mit Sparplan liegt die Mindestanlagesumme bei 25 Euro, bei Einmalanlage sind es 500 Euro. Die Verwaltungsgebühr liegt zwischen 0,25 Prozent und 0,68 Prozent pro Jahr. Die ETF-Kosten liegen zwischen 0,06 Prozent und 0,22 Prozent.

Welche Zielgruppe sprechen Sie hauptsächlich an?
Blickensdorf: Wir sind ausschließlich digital unterwegs und nutzen verschiedene Kanäle. Grundsätzlich kann jeder bei uns anlegen, aber wir haben zwei Hauptzielgruppen: Junge Leute, die mit einem kleinen Sparplan starten, und erfahrene Anleger über 45, die einen Teil ihres Vermögens bequem verwalten lassen wollen. Etwa 40 Prozent unserer Kunden haben gar keine Börsenerfahrung, während weitere 40 Prozent über zehn Jahre Erfahrung mitbringen. Unsere älteste Kundin ist 96 Jahre alt, das hat mich schon ein bisschen überrascht.
Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu Wettbewerbern?
Blickensdorf: Ein klarer Vorteil für uns ist der Kundenservice. In einem Test von Börse Online lag die durchschnittliche Wartezeit am Telefon bei uns bei nur elf Sekunden, während der Branchendurchschnitt bei mehr als drei Minuten lag.
Unser absolutes Alleinstellungsmerkmal ist die steueroptimierte Anlagemöglichkeit. Durch den Versicherungsmantel werden die üblichen 26,375 Prozent Kapitalertragssteuer nicht jährlich abgezogen. Durch den Zinseszinseffekt kann das über die Vertragslaufzeit einen Vorteil von mehreren 10.000 Euro bedeuten. Das bietet kein anderer Robo-Advisor an.
Setzen Sie bereits künstliche Intelligenz zur Unterstützung ein und ist das für die Zukunft weiterhin geplant?
Blickensdorf: Im Moment benutzen wir künstliche Intelligenz nicht, sondern Algorithmen. Wir sind aber davon überzeugt, dass KI noch mehr kann und würden sie gerne gezielt zum Kundennutzen einsetzen. Im Kundenservice verzichten wir bewusst darauf. Viele Banken lassen die künstliche Intelligenz auf Basis von Stichworten antworten, was oft zu Frustration führt – das ist nicht unser Anspruch.
Welche Pläne haben Sie für die kommenden Monate und Jahre?
Blickensdorf: Unser ständiges Ziel ist, das Ergebnis für unsere Kunden zu verbessern. Neue Produkte wie die steueroptimierte ETF-Geldanlage helfen uns, zentrale Kundenbedürfnisse besser zu erfüllen. Unser Ziel ist, dass die Assets under Management in den nächsten Jahren fast verdoppelt werden. Wir sehen großes Potenzial in der Nische zwischen Neo-Broker und klassischer Bank. Wichtig ist, dass klar wird, dass es zwischen dem „Mach alles selbst“-Ansatz und dem „Lass den Bankberater alles machen“-Modell eben auch noch Lösungen gibt, die kostengünstig, performanceorientiert und einfach für den Kunden sind.
Über den Interviewten

Thimm Blickensdorf startete 2002 als Trainee bei der Landesbank Berlin. Heute ist er Geschäftsführer vom Robo-Advisor-Anbieter Growney.



