DAS INVESTMENT: Herr Lingen, was gab vor zehn Jahren den Ausschlag für die Auflegung einer Robotics Strategie bei Pictet Asset Management?
bei Pictet Asset Management
Peter Lingen: Schon 2015 ließen demografische Herausforderungen wie eine alternde Bevölkerung und sinkende Produktivitätsraten die Nachfrage nach Automatisierung steigen. Wir sahen darin die Gelegenheit, ein Thema aufzugreifen, mit dem sich der Markt noch nicht beschäftigte. Damals lag der Schwerpunkt auf Automatisierung, Industrierobotik und KI. Es bestand die Notwendigkeit, die Produktivität, Mobilität und Sicherheit in vielen Branchen zu erhöhen und in einigen produktionsintensiven Industriezweigen den Arbeitskräftemangel zu den Hauptproduktionszeiten zu beheben.
Uns war damals schon klar, dass Roboter Teil vernetzter intelligenter Fabriken werden würden, die Big Data, KI und Cloud-Plattformen für vorausschauende Wartung, adaptive Fertigung und nahtlose Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter nutzen. Letztlich wollten wir eine Strategie auflegen, die sich auf die nächste industrielle Revolution und den Aufstieg intelligenter Maschinen konzentriert.
Der strategische Ansatz, frühzeitig konzipiert, hat auch die Anleger überzeugt?
Lingen: Ja, heute, ein ganzes Jahrzehnt später, ist Robotics eine wichtige, aktiv gemanagte Strategie mit einem per September 2025 verwalteten Vermögen von 9,5 Milliarden Euro.
Geben Sie uns einen Einblick: Worauf setzen Sie?
Lingen: Auf der Grundlage des bewährten thematischen Ansatzes von Pictet Asset Management entwickelten wir eine Bottom-up-Anlagestrategie, die wir auch heute noch genauso anwenden. Sie ist unabhängig von Benchmarks, Sektoren, Anlagestilen und Regionen. Wir konzentrieren uns auf Unternehmen mit hoher „Reinheit“, das heißt, ihre Umsätze müssen mit unserem Anlagethema Robotik, Automatisierung und KI zusammenhängen.
Wie spüren Sie Anlagechancen auf?
Lingen: Seit der Auflegung der Robotics Strategie vor zehn Jahren haben wir fast acht Jahre lang Handelsspannungen erlebt, die von geopolitischen Reibungen, Handelskriegen und Zöllen geprägt waren. Dadurch sind die komplexen globalen Lieferketten unter enormen Druck geraten. Vor diesem Hintergrund versuchen Regierungen und Unternehmen zunehmend, die Produktion wieder zurück ins eigene Land oder zumindest in die nähere Region zu holen.
Letztlich haben diese Herausforderungen die Nachfrage nach Industrierobotern in Fabriken sowie nach sonstigen Automatisierungs- und Softwarelösungen gefördert. Unserer Anlagephilosophie treu zu bleiben, hat uns geholfen, auf Kurs zu bleiben und interessante Chancen aufzuspüren. Darüber hinaus sind wir bereit, sinnvolle Wetten auf Unternehmen einzugehen, bei denen unsere langfristige Perspektive von der des Marktes abweicht.
Robotikunternehmen sind nicht zuletzt unter Druck, weil die Weltkonjunktur schwächelt.
Lingen: Ja, aber wir suchen generell nach Unternehmen, die Marktführer in aufstrebenden Nischen sind und sich durch eine klare Technologieführerschaft auszeichnen. Wir sind von Unternehmen angetan, die stark in Innovationen investieren und das Selbstvertrauen haben, in sich selbst zu investieren. Unserer Meinung nach werden Unternehmen, die Innovation in ihrer DNA haben und ein nachhaltiges Wachstum aufweisen, in der heutigen wachstumsschwachen Welt immer seltener zu finden sein. Einige dieser Unternehmen sind hoch bewertet, aber eben nicht alle – es gibt immer Champions, die direkt vor unseren Augen im Verborgenen liegen.
Nennen Sie uns ein Beispiel für einen „verborgenen Champion“?
Lingen: 2016 haben wir in einen weltweit führenden Anbieter von Prozesssteuerung und Ertragsmanagement in der Halbleiterfertigung investiert. Seitdem hat das Unternehmen seinen Wert stetig gesteigert, angetrieben durch kontinuierliche Forschung und Entwicklung und die Fähigkeit, Wachstumsmärkte wie fortschrittliche Logik- und Speicherchips mit hoher Bandbreite zu erschließen.

