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Börsennotierte Familienunternehmen Robuste Wertschöpfung über Generationen

Openair-Modenschau von Hermès in Paris
Openair-Modenschau von Hermès in Paris: Familienunternehmen zeichnen sich in der Regel durch hoch profitable Geschäftsmodelle, gesunde Bilanzen sowie effiziente Forschungs- und Entwicklungsbudgets aus. | Foto: IMAGO / Starface
Walter Liebe, Pictet AM

Die Zahlen sind eindrücklich: 70 Prozent legte in den vergangenen fünf Jahren der Dax plus Family 30 zu, der konventionelle Dax schaffte im gleichen Zeitraum nur knapp 57 Prozent. Auf Sicht von zehn Jahren verbuchte der Dax plus Family 30 sogar fast 162 Prozent, der Dax blieb mit 90,6 Prozent weit zurück.

Der Dax plus Family Index umfasst die 30 größten und liquidesten Werte aus dem Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse, bei denen die Gründerfamilie mindestens einen 25-prozentigen Stimmrechtsanteil hat oder im Vorstand oder im Aufsichtsrat vertreten ist und dabei mindestens einen Stimmrechtsanteil von 5 Prozent hält.

Die im Index enthaltenen Werte wie ADVA Optical Network, Carl Zeiss Meditec, Fielmann, Merck KGaA, Patrizia Immobilien und Sixt sind bei Anlegern gesucht. Obwohl es entsprechende Studien gibt, bedarf es eigentlich keiner aufwendigen Untersuchungen, damit deutlich wird, dass sich die Aktienkurse von familiengeführten Unternehmen besser entwickeln als die breiten Aktienindizes. Anleger können, salopp gesprochen, den gewaltigen Unterschied mit bloßem Auge erkennen: Die Werte im Dax plus Family 30 notieren entweder knapp unter ihren vor Covid-19 erreichten Allzeithochs – oder haben diese bereits sogar übertroffen.

Auch auf europäischer Ebene und weltweit sind Familienunternehmen, etwa die Luxusgüteranbieter Hermès, LVMH, Kering und Farfetch, langfristig erfolgreicher. „Das bedeutet jedoch nicht, dass Familienunternehmen in jeder beliebigen Marktperiode outperformen können“, schränkt Walter Liebe ein, Head of Intermediaries Germany bei Pictet Asset Management, und weist darauf hin: „Die Stärken von Solidität und hoher Identifikation mit dem eigenen ‚Baby‘ machen sich längerfristig bemerkbar.“

Trend zur langfristigen Outperformance

Bis zu 900 börsennotierte Familienunternehmen gibt es in Europa. In Deutschland gelten etwa 40 Prozent der börsennotierten Konzerne als Familienunternehmen. „Wir betrachten ein Unternehmen dann als Familienunternehmen, wenn mindestens 30 Prozent der Stimmrechte bei einer Person oder einer Familie liegen“, erläutert Walter Liebe den speziellen Ansatz von Pictet Asset Management. Die Vermögensverwaltungsgesellschaft mit Sitz in Genf hat im Mai 2020 mit dem Pictet-Family einen weltweit anlegenden, konzentrierten Familienunternehmen-Aktienfonds aufgelegt, der in familien- und eigentümergeführte Unternehmen investiert. Liebe nennt mehrere Gründe dafür, warum Kapitalanlagen in diese Börsenunternehmen optimale Ergebnisse bringen: „Wir haben es hier zum einen mit einer stabilen und langfristig orientierten Aktionärsstruktur zu tun. Zum anderen beobachten wir eine disziplinierte und effiziente Kapitalallokation. Und drittens schätzen wir den Gleichlauf der Interessen von Management und Minderheitsaktionären.“

Liebe gehört mit Pictet einer nicht börsennotierten Vermögensverwaltungsgesellschaft an, die selbst ein seit mehr als 200 Jahren sehr erfolgreich geführtes Familienunternehmen ist, das die Vorteile dieser Art der Organisation sehr gut kennt und auf andere Unternehmen übertragen kann. Aus eigener Erfahrung kann er deshalb darauf hinweisen, dass die entsprechenden Unternehmen in der Regel sehr kosteneffizient und langfristig geführt werden, häufig wenig kapitalintensive, aber hoch-profitable Geschäftsmodelle haben, gesunde Bilanzen mit wenig finanziellem Leverage sowie effiziente Forschungs- und Entwicklungsbudgets aufweisen, welche die langfristige Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen.

Pictet-Family setzt auf langfristigen unternehmerischen Erfolg

Doch nach welchen Maßstäben werden für den Pictet-Family aus der Vielzahl der verfügbaren Aktien die besten ausgewählt? „Wir setzen hinsichtlich der Governance von Familienunternehmen hohe Qualitätsmaßstäbe an, denn eine familienzentrische Kultur, Vetternwirtschaft oder kurzfristige Vision kann familienintern zu Kontroversen führen, die Werte vernichten können.“ Dauerhaft erfolgreiche Familienunternehmen hingegen verfügten über eine langfristige Vision, eine langfristige Nachfolgeplanung, eine inklusive Unternehmenskultur, unabhängige Gremien und übernehmen letztlich auch ein hohes Maß an sozialer Verantwortung. „Alle diese Faktoren hängen stark mit unternehmerischem Erfolg und steigenden Aktienbewertungen zusammen“, so der Pictet-Experte.

Um Risiken zu minimieren, setzt Pictet Asset Management mit dem Pictet-Family auf Familienunternehmen im globalen Rahmen. „In Europa findet man viele Old-Economy-Familienunternehmen, da viele junge Unternehmen noch nicht an der Börse gelistet sind, während in Nordamerika und Asien viel rascher ein Börsengang angestrebt wird“, berichtet er. „Das vergrößert das Anlageuniversum und macht ein Portfolio auch flexibler steuerbar.“ Innovative Tech-Unternehmen sind eher in den USA und in den Schwellenländern Asiens beheimatet; das gilt auch für familiengeführte Firmen. Daher streut der Pictet-Family sein Kapital global.

Das konzentrierte Portfolio besteht aus den langfristig chancenreichsten 40 bis 60 Aktien aus dem vordefinierten Investmentuniversum von rund 500 Unternehmen weltweit. Fokussiert ist der Fonds auf Unternehmen aus den Wachstumssektoren Konsum, Kommunikation, Technologie und Gesundheit, wobei die Top-10-Positionen, darunter die französische Luxusmarke Hermès, der chinesische E-Commerce-Anbieter Meituan und der Schweizer Pharmariese Roche, rund 30 Prozent des Portfolios ausmachen. Niedrigere beziehungsweise keine Allokationen werden in den kapital- und wettbewerbsintensiven Sektoren Finanzen, Energie, Grundstoffe und Versorger vorgenommen.

Bewährte Anlageexperten investieren verantwortungsbewusst

Auch beim Fondsmanagement setzt Pictet Asset Management auf erprobte Muster: „Das sehr erfahrene Portfoliomanagement-Team besteht aus den beiden Portfoliomanagern Alain Caffort, seit 2012 bei Pictet, und Cyril Benier, seit 2016 im Haus, die zuvor den Pictet-Small Cap Europe Fonds erfolgreich gemanagt haben, in dem bereits etwa 25 Prozent des Portfolios in familiengeführten Unternehmen investiert waren“, erläutert Liebe und ergänzt, dass die Anlageexperten Teil eines weltweiten Aktienteams von aktuell 92 Anlagespezialisten sind, die insgesamt ein Anlagevolumen von rund 77 Milliarden US-Dollar verwalten.

Neben dem Fokus auf Qualität, Mid- und Large-Caps sowie Growth-Faktoren spielen nicht zuletzt gute ESG-Charakteristika eine wichtige Rolle: ESG-Faktoren berücksichtigt Pictet Asset Management in allen Schritten des Investmentprozesses. Liebe: „Wir kombinieren internes und externes ESG-Research, um ein umfassendes Verständnis eines Unternehmens aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu erhalten und engagieren uns als verantwortungsbewusster Investor bei unseren Unternehmensbeteiligungen auf langfristiger Basis.“ Daher würden auch „keine Derivate, kein Leverage, kein Hedging, keine Short-Positionen“ zum Einsatz kommen.

Die neue Strategie wurde am 29. Mai 2020 aufgelegt und besitzt folglich noch keinen aussagekräftigen Track-Record. Allerdings konnte der Fonds seinen Referenzindex MSCI All Countries World seither um etwa 5,0 Prozent übertreffen bei ähnlicher Volatilität und einem Tracking-Error von rund 7,9 Prozent. Anleger müssen lediglich im Hinblick auf Dividenden beim Pictet-Family ein wenig zurückstecken. Das hänge laut Liebe mit der Besonderheit der Fondsstrategie zusammen: „Die im Fonds enthaltenen Titel weisen meist niedrige Ausschüttungen und Dividenden auf. Das hat aber einen guten Grund: Die Geschäftsführungen investieren regelmäßig einen Großteil der erwirtschafteten Gewinne wieder – und zwar in das Wachstum und die Zukunft ihrer Unternehmen.“ Wovon langfristig auch ihre Anleger profitieren.

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