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in Märkte verstehen, Chancen nutzenLesedauer: 4 Minuten
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BlackRock Rohstoff-Team Bei Hochinflation entwickelt sich der Rohstoffsektor sehr gut

Lkw mit Kupfer-Walzdrähten in der Provinz Jiangsu im Osten Chinas
Lkw mit Kupfer-Walzdrähten in der Provinz Jiangsu im Osten Chinas: Der Rohstoff-Superzyklus von 2002 bis 2011 war durch Chinas fulminantes Wirtschaftswachstum nachfragegesteuert. Heute ist es vor allem das beschränkte Angebot, das steigende Rohstoffpreise erwarten lässt. | Foto: Imago Images / VCG
Evy Hambro

Ein zentrales Thema im globalen Ausblick 2023 des BlackRock Investment Institute lautet: Mit der Inflation leben. Auch wenn die Gesamtinflation in diesem Jahr voraussichtlich niedriger ausfallen wird, dürften langfristige Faktoren die Teuerung über dem Vor-Corona-Niveau halten.

In Zeiten mit hoher Inflation hat sich der Rohstoffsektor bisher sehr gut entwickelt. Dass die Inflation dieses Mal hartnäckiger ist, dürfte auch den unzureichenden Investitionen im Rohstoffsektor geschuldet sein, die ein knapperes Angebot und höhere Preise zur Folge haben. Diese Preistreiber lassen sich aber nicht durch höhere Zinsen aus der Welt schaffen.

Rohstoffaktien werden sich dem weltweit schwächeren Wirtschaftswachstum, herbeigeführt durch Zinsstraffungen der Zentralbanken, wohl kaum entziehen können. Aber während den Industrieländern eine Rezession droht, bewegt sich China, der weltgrößte Rohstoffkonsument, in die entgegengesetzte Richtung: Nach Abschottung und strikter Null-Covid-Politik fährt das Land seine Wirtschaft wieder hoch. Derweil wird auf längere Sicht die Nachfrage nach Rohstoffen wie Kupfer, Lithium und Stahl durch die mit Hochdruck betriebene Umstellung auf kohlenstoffärmere Technologien wie Wind- und Sonnenenergie befeuert.

Das Rohstoffangebot hingegen wird massiv beschränkt, denn nach Jahren mit Unterinvestitionen richten die Produzenten ihren Fokus nach wie vor auf die Kapitaldisziplin. Auf Druck von Aktionären räumen viele Minengesellschaften den Renditen Vorrang vor dem Produktionswachstum ein. Hinzu kommen die weltweiten Anstrengungen, die Dekarbonisierung voranzutreiben, was die Produzenten von Investitionen in die Ausweitung ihres Angebots abhält. Auch geopolitische Risiken, allen voran der Ukraine-Krieg, sorgen für Unsicherheiten auf der Angebotsseite.

 

Ein Blick auf die Finanzlage der Rohstoffunternehmen zeigt, dass sie ihren Schuldenberg deutlich verkleinert haben, sodass der Bergbau- und der Energiesektor heute mit die stärksten Bilanzen unter allen Sektoren weltweit aufweisen. Dennoch sind sie im langjährigen Vergleich, aber auch gegenüber den breiteren Aktienmärkten weiterhin attraktiv bewertet. Zusammengefasst sehen wir trotz des unsicheren Makroumfelds starke Faktoren, die die Kurse von Rohstoffaktien in diesem Jahr stützen dürften. Und das zyklische Risiko schätzen wir für den Sektor geringer ein als für die breiten Aktienmärkte.

Chinas Rohstoffnachfrage dürfte bald wieder anziehen

Kürzlich hat China seine Null-Covid-Politik gelockert, und die lokalen und zentralen Behörden haben die meisten Beschränkungen aufgehoben. 2022 litt die Wirtschaft massiv unter den Lockdowns, die die Rohstoffnachfrage im Land gebremst haben (siehe Grafik).

Grafik: Chinas Nachfrage nach Industriemetallen

Das Reich der Mitte ist weltweit der größte Abnehmer mineralischer Rohstoffe: 2021 entfielen auf China beispielsweise 52 Prozent der weltweiten Kupfernachfrage. Bedenkt man die schwierige Lage in China, haben sich die Rohstoffpreise 2022 gut gehalten, was unseres Erachtens vor allem auf das beschränkte Angebot zurückzuführen ist. In unserem Basisszenario erwarten wir, dass China im weiteren Jahresverlauf alle Corona-Beschränkungen aufhebt und sich seine Rohstoffnachfrage erholt. Das dürfte die schwache Nachfrage aus anderen Ländern wegen des weltweit nachlassenden Wirtschaftswachstums ausgleichen.

Kapitaldisziplin begrenzt das Neuangebot

Im Energiesektor hemmt der Netto-Null-Übergang Investitionen in neue Kapazitäten für fossile
Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle. Dadurch sinkt das Angebot schneller als die Nachfrage. Die Folge sind steigende Preise. Der Ukraine-Krieg hat die Probleme zwar verschärft, dieser Trend hatte aber bereits Monate vor Kriegsausbruch begonnen.

Mark Hume

Eine weltweite Rezession würde zweifellos die globale Ölnachfrage drosseln. Nach unserer Einschätzung dürften anhaltende Versorgungsengpässe die Ölpreise jedoch stützen. Im langjährigen Vergleich sind die Kapazitätsreserven der OPEC+ aktuell äußerst gering, während die Gruppe offenbar entschlossen ist, den Ölpreis über 70 US-Dollar pro Fass zu halten. Auch die Zusage der US-Regierung, auf einem bestimmten Preisniveau Ölkäufe zu tätigen, um die strategische Erdölreserve wieder aufzufüllen, mindert das Risiko eines Preiseinbruchs.

Im Minensektor ist die Kapitaldisziplin seit 2014 ein zentrales Thema und bremst nun langsam das
Neuangebot. Dies ist einer der Gründe, warum sich die Preise der meisten Rohstoffe bislang relativ gut gehalten haben, wenn man die strengen Lockdowns in China bedenkt.

Viele Bergbaufirmen haben in den letzten Jahren kräftig Schulden abgebaut, ihre Ausgaben kaum
erhöht und über höhere Dividenden und Aktienrückkäufe Barmittel an ihre Aktionäre
zurückgegeben. Nach dem zu schließen, was wir aus den Vorstandsetagen der Minengesellschaften hören, dürfte die Kapitaldisziplin für sie auch weiterhin eine hohe Priorität haben.

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