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Inflation, Energiewende und Ukraine-Krieg Rohstoffe werden auch für Anleger wichtig

Ehemalige Kupfermine in Falun, Schweden
Ehemalige Kupfermine in Falun, Schweden: Das rötliche Industriemetall dürfte im Preis noch deutlich steigen, schätzt Optinova-Profi Armin Sabeur. | Foto: imago images / Werner Lerooy

Inzwischen ist es wohl eindeutig: Anders als viele Ökonomen noch Ende vergangenen Jahres annahmen, handelt es sich bei der aktuellen Inflation keinesfalls um ein kurzfristiges Phänomen. Diverse mittel- und langfristige Faktoren sprechen vielmehr dafür, dass die Geldentwertung in den kommenden Monaten und Jahren ein wichtiges, wenn nicht sogar das beherrschende Thema an den Kapitalmärkten bleiben wird.

Inflation: Gekommen, um zu bleiben

Armin Sabeur, Foto: Optinova

So nimmt die Fiskalpolitik immer großzügigere Formen an. Bei nahezu jeder Gelegenheit werden inzwischen Konjunkturprogramme aufgelegt: um Krisen zu bekämpfen, strukturelle Defizite zu übertünchen und die Wirtschaft anzukurbeln. Dies erhöht die Schuldenlast der Staaten und macht es für die Geldpolitik extrem schwer, die Zinsen zu erhöhen, ohne dabei das Finanzsystem zu destabilisieren. Trotz einer Teuerungsrate von zuletzt 7,5 Prozent hält die Europäische Zentralbank wohl auch deshalb noch immer an einem Leitzins von null Prozent fest. Dabei wird die Geldentwertung keineswegs allein von den Energiepreisen getrieben, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde es sagt. Von immer größerer Bedeutung sind vielmehr einige stark deflationäre Effekte der vergangenen Dekaden. Diese werden in den kommenden Jahren mehr und mehr auslaufen und für steigenden Preise sorgen.

Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang unter anderem

  • der demografische Wandel in den entwickelten Volkswirtschaften (Babyboomer gehen nach und nach in Rente),
  • das Ende der Rolle Chinas als Werkbank der Welt und
  • steigende Löhne in den osteuropäischen Ländern.

Gleichzeitig ist die Globalisierung auf dem Rückzug. Dabei hat gerade die Corona-Krise befördert, dass multinationalen Unternehmen ihre Produktionsketten verschlanken oder gar ins Heimatland zurückzuholen versuchen. Hinzukommt die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft, auf die wir noch näher eingehen werden.

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Rohstoffe als Inflationsschutz

In den zurückliegenden Jahren haben Rohstoff- und Energiewerte an den Börsen oft schwierige Zeiten durchlebt. Das Interesse war generell gering, zusätzlich wurden ESG-Kriterien immer relevanter. Viele Portfoliomanager trennten sich daraufhin von entsprechenden Investments. Die Folge waren niedrige Bewertungen.

Grundsätzlich eignen sich Rohstoffe allerdings in hohem Maße zur Absicherung gegen Inflation. So hat etwa die Bank of America für die Jahre 1950 bis 2020 eine durchschnittliche Korrelation zwischen der Preisentwicklung von Commodities und der Inflation von über 70 Prozent ermittelt. Bei Gold lag der Korrelationskoeffizient immerhin noch bei circa 40 Prozent. Solange sich die großen Zentralbanken nicht von ihren Beständen trennen, wird das gelbglänzende Edelmetall auch weiterhin einen guten Inflationsschutz abgeben.

Eine besondere Rolle dürfte beim anstehenden Preisaufschwung aufgrund der angesprochenen Dekarbonisierung der Weltwirtschaft jedoch Industriemetallen zukommen. Metallen wie Kupfer, Aluminium, Zink oder Nickel.

Dekarbonisierung beflügelt Industriemetalle

Um die weltweit ausgerufenen Klimaziele zu erreichen, sind in den kommenden Jahrzehnten enorme Summen und Ressourcen in die Energiewende und die Elektromobilität zu investieren. Pro Megawatt Windenergie werden circa 8.000 Kilogramm Kupfer verbraucht. Der größte Posten in dieser Kalkulation sind die Seekabel für Offshore-Anlagen. Für Elektroautos ist rund dreimal so viel Kupfer erforderlich wie für herkömmliche PKWs, und für Eisen und Aluminium sieht die Nachfragesituation nicht wesentlich anders aus.