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US-Starökonom Nouriel Roubini: „Würden wir Bitcoin angemessen besteuern, wäre der Wert negativ“

Nouriel Roubini glaubt nicht an die Zukunft von Kryptowährungen
Nouriel Roubini glaubt nicht an die Zukunft von Kryptowährungen | Foto: IMAGO / ZUMA Wire

Kryptowährungen haben seit Jahresbeginn eine unglaubliche Aufholjagd hingelegt. Der Bitcoin, nach wie vor die Leitwährung der Blockchain-Währungen, stieg seit 01. Januar um 63 Prozent. Für einige Marktexperten ist die Rally der Anfang vom Ende des Kryptowinters. Andere sehen es als „Dead Cat Bounce“, also eine kurzfristige Erholung vor der nächsten Talfahrt. Die Zukunft der Kryptowährungen ist in der Branche umstritten wie nie.

US-Starökonom Nouriel Roubini gehört dem zweiten Lager an. „Ich stehe Kryptowährungen skeptisch gegenüber“, erklärte er im Rahmen der Finance-Forward-Konferenz in Hamburg. Roubini ist Professor an der zur New York University gehörenden Stern School of Business und bekannt für seine pessimistischen, häufig jedoch zutreffenden Prognosen, die ihm den Beinamen Dr. Doom einbrachten.

Bitcoin ist keine Währung

Der Bitcoin entstand als Reaktion auf die Finanzkrise 2008. Er sollte das klassische Fiat-Geldsystem ablösen. Das ist ihr bis heute nicht gelungen – und werde es auch in Zukunft nicht, ist Roubini überzeugt. „Damit eine Währung als solche anerkannt wird, benötige sie gewisse Eigenschaften – und keine würden Kryptowährungen derzeit erfüllen, so der Experte. „Dinge haben einen Preis. Der wird jedoch in Dollar, Euro oder Yen angegeben und nicht in Bitcoin. Er ist keine Rechnungseinheit.“

Ebenfalls wichtig sei die Eigenschaft als skalierbares Wertaufbewahrungsmittel. „Mit Bitcoin und Proof of Work kann man sieben Transaktionen pro Sekunde durchführen. Bei einem Visa-Netzwerk sind es 50.000.“ Die Probleme, die sich bei der Nutzung als Zahlungsmittel ergeben, konnte man etwa in El Salvador beobachten. Das Land führte als erstes weltweit Bitcoin als gleichberechtigtes Zahlungsmittel ein. Immer wieder kam es etwa zu verzögerten Abrechnungen.

Auch die starke Volatilität erschwere die Nutzung als Währung, der Kurs schwankt in extremen Fällen um 10 bis 20 Prozent pro Tag. Zudem hätten verschiedene Tokens untereinander keine feste Bezugsgröße, sodass man am Ende alles wieder in US-Dollar oder Euro umrechnen würde, um eine Relation zu bekommen.

„Der Name Kryptowährung ist eine Fehlbezeichnung. Sie mögen etwas sein, aber es sind keine Währungen.“

Das Problem mit Stablecoins

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Mehr Seriösität versprechen die sogenannten Stablecoins. Das sind Kryptowährungen, die an Vermögenswerte wie den US-Dollar gebunden sind. Doch auch diese überzeugen Roubini nicht. Man ersetze Fiat-Währungen, die aufgrund von Inflation an Wert verlieren können, mit etwas, dessen Wert an eben jene Fiat-Währungen gekoppelt ist, kritisiert er. „Zudem sind sie nicht stabil“, so Roubini.

Stablecoins seien nicht durch ein System gestützt, welches ausreichend kurzfristig liquide Dollar-Euro-Reserven vorhält. „Einige von ihnen waren rein algorithmisch, sie sind zusammengebrochen und Abermilliarden von Dollar gingen verloren. Sie waren ein Betrug.“ Dass Stablecoins nicht so stabil sind, wie der Name suggeriert, zeigte im vergangenen Jahr der Luna-Crash.

„Wenn das die große Innovation ist, dann haben wir nur das Eurodollar-Bankensystem neu geschaffen, welches es bereits seit 50 Jahren gibt. Das ist nichts Neues“, so Roubini. Stablecoins seien lediglich „Steuervermeidungsinstrumente“.

Bitcoin ungerechter als Nordkorea

Auch an der Aussage, Kryptowährungen seien dezentrale, sichere Systeme, lässt Roubini kein gutes Haar. „Es gibt keine Skalierbarkeit. Und keine Sicherheit. Wenn jemand Ihren privaten Schlüssel findet, ist Ihr Geld für immer weg.“ Es gebe „zentralisierte Miner, zentralisierte Entwickler, zentralisierte Börsen.“

Als Beleg führt er unter anderem den Gini-Koeffizienten ein, der als Maß der relativen Konzentration beziehungsweise Ungleichheit dient. „Der Gini-Koeffizient eines Bitcoins liegt bei 86 Punkten und ist damit höher als der in Nordkorea. Dort liegt er nur bei 84, wo Kim mit seiner Familie und seinen Kumpanen den Reichtum des Landes kontrolliert.“ Auch Johann Kranz von der LMU kritisierte vor Kurzem die ungleiche Verteilung von Bitcoin (siehe auch: „Wäre Krypto ein Land, es wäre das ungerechteste der Welt“).