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Roundtable: Computer als Fondsmanager - das Für und Wider von Quant-Fonds

Die Teilnehmer am Roundtable (v. li.): Klaus-Dieter Erdmann, <br> Johannes Hirsch, Georg von Wallwitz, Markus Kaiser, <br> Gerd Häcker, Gökhan Kula, Martin Stürner und Stefan Ferstl
Die Teilnehmer am Roundtable (v. li.): Klaus-Dieter Erdmann,
Johannes Hirsch, Georg von Wallwitz, Markus Kaiser,
Gerd Häcker, Gökhan Kula, Martin Stürner und Stefan Ferstl
DAS INVESTMENT.com: Herr von Wallwitz, Sie sind Philosoph. Wo sind die Grenzen der Technik? Georg von Wallwitz: Im Investmentbereich kann man auf Computer nicht verzichten. Aber wenn etwas passiert, das niemand vorausgesehen hat, also wenn Flugzeuge ins World Trade Center fliegen oder Lehman Brothers pleitegeht, hat man nicht die Zeit, Modelle umzustricken. Dann brauche ich die menschliche Intuition. Das gilt auch, wenn es um lange Zeiträume geht. Glücklicherweise bin ich auch Mathematiker und kann Ihnen versichern: Wie die Welt in zehn Jahren aussieht, wird keine Maschine sinnvoll ausrechnen. Das gibt keine Theorie her. DAS INVESTMENT.com: Mancher Finanzberater dürfte auch etwas überfordert sein, das maschinisierte Investieren Kunden nahezubringen. Stefan Ferstl: Ich halte das vor allem für unabhängige Finanzmakler für schwierig, da dort oft noch das Verständnis für quantitative Ansätze fehlt. Und es gibt ein asymmetrisches Risikoverhalten: Wenn es gut läuft, ist das selbstverständlich, dafür wird man als Fondsmanager ja bezahlt. Läuft es mal nicht so gut, wird es kritisch. Ein Quant-System taugt zudem nicht als Verkaufsstory, es ist ziemlich sinnlos, einem Anleger ein solches Modell genau erklären zu wollen. Man kann aber die Grundausrichtung darstellen. Unser System etwa vermeidet größere Abstürze, also längere Drawdown-Phasen.
Kann die emotionsfreie Maschine Short- Positionen besser identifizieren? Martin Stürner: Ja. Als Lernfaktor aus dem Tech-Blasen-Crash zu Anfang des neuen Jahrtausends haben wir konsequent auf quantitative Strategien umgestellt. Es ist doch schlimm für einen Fondsmanager, wenn er abends feststellt, dass alles, was er über den Tag gemacht hat, eigentlich nichts gebracht hat. Und wenn dann der Kollege sagt: Mach mal genau das Gegenteil, vielleicht klappt’s so. Das hilft wenig, das haben wir alles probiert. Der Vorteil quantitativer Ansätze ist, dass Sie nie dogmatisch werden und keinen Bullen- oder Bären-Trend mehr verpassen. Gerd Häcker: Ganz klar hat die Maschine Vorzüge auf der Short-Seite. Menschen sind von Natur aus Käufer, die von der Long-Seite aus denken und hoffen, dass der Wert steigt. Ich war lange im Proprietary- Trading einer Großbank und habe ein Jahr gebraucht, um möglichst emotionsfrei auf der Short-Seite zu handeln. Markus Kaiser: Ein ganz wesentlicher Vorteil für den Einsatz von quantitativen Modellen ist die Disziplin. Nur so schaffe ich es wirklich, kontinuierlich und auf gleicher Basis meine Entscheidungen zu treffen. Da mag es Marktphasen geben, wo das eine oder das andere Modell besser funktioniert. Das Entscheidende ist aber, dass ich meiner Strategie treu bleibe und so letztlich auch für den Investor einschätzbar.
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