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Roundtable: Computer als Fondsmanager - das Für und Wider von Quant-Fonds

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DAS INVESTMENT.com: Was könnte denn die Gemeinsamkeit von maschine- und menschgesteuerten vermögensverwaltenden Ansätzen sein? Erdmann: Im Wort „vermögensverwaltend“ steckt die langfristige Ausrichtung mit drin. Wir vertreten die Meinung, dass der Anleger sich bei diesen Fonds ebenso wenig um das Timing wie um die Asset- Qualität kümmern muss. Wir müssen aber noch viel stärker kommunizieren, dass er Disziplin mitbringen muss. Der Ertrag ist auch immer eine Durchhalteprämie. Es darf jedenfalls nicht so sein, dass der Anleger immer den Fonds wählt oder verkauft bekommt, der gerade auf Platz eins in den Rennlisten ist. Das liegt auch in der Verantwortung des Finanzberaters. DAS INVESTMENT.com: Würden Sie es für sinnvoll halten, im Fondsnamen auftauchen zu lassen, welche quantitative Strategie das Management verfolgt? Kula: Ganz klar ist es auch für professionelle Investoren aufgrund der Komplexität der Fonds manchmal nicht durchschaubar, was sie einkaufen. Und auch aus Privatanleger- und Beratersicht wäre es wünschenswert, eine gewisse Standardisierung einzuführen. Ob das realistisch ist, steht auf einem anderen Blatt. Hirsch: Welcher Fonds wird denn wirklich ausschließlich nach qualitativen Kriterien gemanagt? Die Manager, die für unseren Fonds tätig sind, gehen alle nach rationalen Kriterien vor. Aber die Informationen zu Unternehmen, die sie sich anschauen, kommen auch alle aus einer Datenbank. Da ist immer zu einem gewissen Grad der Computer mit im Spiel. Erdmann: Voll quantitative Fonds sollten ihre Eigenschaft im Namen führen. Das dient nicht zuletzt der Transparenz. Wer sich Ende 2010 die Rennlisten mit der Drei-Jahres-Betrachtung angeschaut hat, fand dort in erster Linie Fonds mit quantitativen Ansätzen vorn. Diese hatten eine positive Performance, weil sie 2008 vielfach die Verluste begrenzt hatten. Wer dann in diese Fonds investiert hat, ist jetzt vielleicht unglücklich, gegenwärtig nicht vorn mit dabei zu sein. Darum vermeiden wir Ranglisten im klassischen Sinn und lassen bei uns qualitative Aspekte wie Transparenz, Risikomanagement oder Erfahrung einfließen. Ferstl: Aber um es noch mal festzuhalten – ist es für den Kunden entscheidend zu wissen, ob es sich bei seinem Fonds um einen qualitativen Ansatz handelt? Es geht doch darum, dem Kunden zu sagen, was ein Produkt kann und was eben nicht, das ist das Entscheidende. von Wallwitz: Die Trennlinie zwischen qualitativ und rein quantitativ verläuft dort, wo ausschließlich statistische Methoden zum Einsatz kommen. Bei den Quants werde Kurse ja als Impuls für Ein oder Ausstieg aufgefasst. Der klassische Ansatz schaut sich zudem auch qualitative Kriterien wie die Marktposition und das Management eines Unternehmens an. Ein unseriöser CEO mag sich 15 Jahre an seiner Position halten, das kann man aber mit Statistiken nicht abgreifen. Der klassische Ansatz würde ein solches Unternehmen meiden, dem quantitativen ist es egal. Erdmann: Der quantitative Manager geht üblicherweise davon aus, dass die Märkte effizient und alle Informationen im Kurs enthalten sind. Der qualitative Manager ist da anderer Ansicht. von Wallwitz: Wenn dem so wäre, würde der quantitative Manager, der es gut mit seinen Kunden meint, sich selbst abschaffen. In diesem Fall bräuchte der Kunde nur den Markt, also etwa einen ETF. Aber auch quantitative Systeme gewichten einiges über und unter, weil sie strategisch vorgehen. Und wer glaubt schon wirklich an die Effizienz der Märkte? Die Theorie, auf der das quantitative Fondsmanagement heute beruht, ist in der Finanzkrise extrem brüchig geworden. Allerdings wird dies in der Finanzindustrie nicht thematisiert. Kaiser: Ich würde quantitative Strategien ebenfalls nicht darauf reduzieren, allein an der Kursentwicklung orientiert zu sein. Das ist in erster Linie bei Trendmodellen so, wie wir sie für die Risikosteuerung der Märkte verwenden. Jedoch können auch Bewertungsfaktoren, zum Beispiel Value- Kriterien zur Aktienselektion, quantitativ sehr gut ausgewertet werden.
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