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in Emerging Markets AktienLesedauer: 10 Minuten

Roundtable Emerging Markets „Es muss Phasen zum Durchschnaufen geben“

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Meyer: In China steckt viel Potenzial auf der Innovationsseite. Der größte PC-Hersteller der Welt ist heute keine US-amerikanische, sondern eine chinesische Firma. Eine ähnliche Entwicklung wird bei den Handy- oder Drohnen-Herstellern einsetzen, und auch im Automobil-Bereich wird von China einiges zu erwarten sein. Ein Grund dafür ist: Es studieren mittlerweile sehr viele Chinesen im Ausland, an den besten Universitäten dieser Welt. Bildung wird in China sehr wichtig genommen.

China war neben Brasilien, Russland und Indien Bestandteil der sogenannten Bric-Story. Wie bewerten sie diese im Nachhinein?

Wolf: Die Bric-Story war eine geniale Marketing-Geschichte, die die allgemeine Aufmerksamkeit stark auf die Emerging Markets gelenkt hat. Problematisch aber war, dass man sich lediglich auf vier Länder konzentriert hat, die zudem eine heterogene Entwicklung zeigen. Denn die Realität komplex. Schauen wir uns etwa Brasilien an: es war sicherlich gut, in diesem Jahr dort investiert zu sein. Die Jahre davor sah das anders aus. Und gegenüber Russland sind viele von unseren Fondsmanagern sehr zurückhaltend, weil der Staat Unternehmen massiv kontrolliert und beeinflusst. Ein weiterer Punkt: Als der MSCI-Emerging-Markets-Index 1987 lanciert wurde, war dort zu 37 Prozent Malaysia gewichtet. Die Chancen von Malaysia wurden in der Bric-Story überhaupt nicht berücksichtigt.

Thomas Meyer Degroof Petercam

Thomas Meyer, Country Head, Institutional Sales International, Degroof Petercam AM,
Foto: Lutz Sternstein

Meyer: Die Bric-Story war seinerzeit stark an die steigenden Rohstoffpreise gekoppelt. Die Entwicklungen im Zusammenhang mit der Finanzkrise zeigten dann, dass dies alles andere als eine Einbahnstraße ist. Mit pauschalen Betrachtungen kommt man da nicht weit. Für unsere Strategie, die ausschließlich die Rentenseite abdeckt, analysieren wir über 80 Staaten, um zu schauen, welche Opportunitäten sich dort in den lokalen Währungs- und Anleihemärkten bieten. Aktuell sind wir so beispielsweise zu fast 90 Prozent in Lokalwährungen investiert und nur zu 10 Prozent in Hartwährungen.

Das klingt zunächst erstaunlich ...

Wolf: ... spiegelt aber durchaus die Marktrealität wider. Wenn Sie sich heute etwa die Volatilität von Local Currency Corporate Debt anschauen, dann ist diese fast identisch mit US-Treasuries, also mit vermeintlich einer der sichersten Asset-Klassen. Die Emerging-Markets-Welt hat sich hier stark gedreht.