Roundtable Fondsboutiquen „Digitalisierung als Chance begreifen“
DAS INVESTMENT: Fondsboutiquen stellen ihre Unabhängigkeit als großen Vorteil heraus. Welche Bedeutung hat diese Freiheit für Ihr strategisches Gesamtkonzept?
Dirk Rogowski: Eine sehr große. Ich denke, dass echte Innovation in unserer Branche nur aus kleineren Unternehmen kommt. Und zwar zu 90 Prozent von Leuten, die irgendwann mal etwas ganz Anderes gelernt haben – seien es nun Informatiker, Germanisten oder wer auch immer. Im Großkonzern sind in der Regel die Innovationsverhinderer in der Überzahl – das Risiko, dass etwas nicht funktionieren und zu einem Gesichtsverlust in der Führungsebene führen könnte, ist einfach zu groß. Es gibt allerdings auch Beispiele für sinnvoll strukturierte Konzerne, die nicht nur als Großtanker unterwegs sind, sondern auch über kleine Schnellboote verfügen.
Gern werden die meist überschaubaren Fondsgrößen von Boutiquen als Pro-Argument genannt. Ist das auch für Sie ein entscheidender Faktor?
Michael Kugelmann: Es gibt sicherlich manche Fonds, die mal klein angefangen haben, jetzt ein paar Milliarden schwer sind und einfach nicht mehr die Performance liefern können, die sie damals hatten. Wird dies von vornherein kommuniziert, ist das ja auch nicht verwerflich. Wenn aber der Investor seinerzeit einen Fonds mit der Schnellboot-Eigenschaft gekauft hat, möchte er natürlich, dass man diese Eigenschaft beibehält.
Georg Oehm: Beim Thema Fondsgrößen kommt es immer auch drauf an, über welches Investmentuniversum gesprochen wird. Wenn man sich auf Small- und Micro-Caps konzentriert, ist die Fondsgröße sicherlich ein wichtigeres Thema als bei einem Blue-Chip-Produkt. Hinzu kommt die Liquidität in den Einzelwerten, die unserer Wahrnehmung nach durch das vermehrte passive Investieren immer weiter abnimmt. Das liquide Fondsprodukt muss dem Rechnung tragen.
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