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Roundtable-Gespräch Teil 2 6 Multi-Asset-Experten im Interview: „Es gibt bessere Sicherheitsbausteine als Gold“

Zum Roundtable-Gespräch versammelt- von links nach rechts: Dan Sauer (Nordea), Thomas Hammer (Main First), Timo Carstensen (Gothaer AM), Klaus-Dieter Erdmann (MMD), Hauke Hess (Veritas), Dennis Bützer (Bank J. Safra Sarasin). Foto: Piotr Banczerowski
Zum Roundtable-Gespräch versammelt- von links nach rechts: Dan Sauer (Nordea), Thomas Hammer (Main First), Timo Carstensen (Gothaer AM), Klaus-Dieter Erdmann (MMD), Hauke Hess (Veritas), Dennis Bützer (Bank J. Safra Sarasin). Foto: Piotr Banczerowski
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Ist Gold in einem Multi-Asset-Portfolio ein sinnvoller Bestandteil?
Carstensen: In bestimmten Phasen ja, in anderen nicht. Man kann das an den vergangenen 15 Jahren ablesen: Da gab es zehn Jahre lang eine Phase, in der Sie Gold im Portfolio haben mussten, für die letzten fünf Jahre galt genau das Gegenteil. Auch beim Thema Gold ist jeweils zu schauen, wie die fundamentalen Rahmendaten aussehen und wie das Chance-Risiko-Verhältnis im relativen Vergleich zu den anderen Asset-Klassen ist. Erdmann: Ich würde da differenzieren. Entweder habe ich Gold im Sinne einer aktiven Vermögensverwaltung, dann will ich Chancen in der Veränderung der Kurse wahrnehmen. Oder ich investiere in Gold als letzte sichere, nicht reproduzierbare Währung. Dann bin ich sehr dafür, dem Kunden zu sagen: Nehmen Sie physisches Gold und legen Sie es dorthin, wo nur Sie wissen, wo es ist. Sauer: Gold ist meines Erachtens kein Rohstoff, sondern folgt eher den Markttendenzen der Psychologie der Märkte. Das kann aus unserer Sicht nicht nachhaltig sein. Gold-Investments sind auch gar nicht notwendig, wie man am Beispiel des vergangenen Jahres zeigen kann. Da waren US-Treasuries ein wunderbarer Sicherheitsbaustein im Portfolio. Denn der „Safe Haven“ war damals der US-Dollar, und so konnte man mit US-Treasuries sogar Geld bekommen, statt zu bezahlen. Das war sehr komfortabel. Mittlerweile ist der US-Dollar ebenfalls recht teuer geworden – und wenn die Dinge zu teuer sind, bieten sie nicht mehr den entsprechenden Korrelationsschutz wie vorher. Hess: Doch gibt es auch für Staatsanleihen gute Argumente: Wir stellen fest, dass die Korrelation in den risikoreicheren AssetKlassen gerade in Krisensituationen groß ist. Wir nennen das den Liquiditätscrash: Wenn der Anleger das Gefühl hat, ich brauche mein Geld, und zwar jetzt, wird ohne Rücksicht alles verkauft. Dann fallen die Kurse von allem, was schnell v erkäuflich ist. Interessanterweise steigen dann aber immer noch die Triple-A-Staatsanleihen: Deren negative Rendite wird einfach noch negativer. Die wichtigste Korrelation für uns im Multi-Asset-Kontext ist die, dass der Pfandbrief, die Bundesanleihe und USTreasuries mich nicht enttäuschen, wenn die Aktien fallen. Das Gegenteil ist in der jüngeren Vergangenheit genau einmal passiert, beim Tapering der Fed. Danach hatte der Markt zwei Jahre Angst davor, dass das jetzt immer wieder passieren würde, doch wie so oft lauert die Gefahr niemals in der Richtung, wo alle hingucken. Tapering und Marktverwerfungen sind ein gutes Stichwort: Vermögensverwaltende Mischfondskonzepte haben mittlerweile mehrere Zyklen hinter sich. Sehen Sie Fortschritte auf der Lernkurve? Erdmann: In der Breite kann ich das eigentlich nicht feststellen. Ansonsten gäbe es nicht diese große Spanne bei den Ergebnissen in den einzelnen Segmenten. Die Suche nach dem besten Vermögensverwalter halte ich im Übrigen nicht für sinnvoll. Es gibt immer einen, der momentan der Beste ist, aber niemanden, der das dauerhaft und über alle Marktphasen hinweg ist. Aus unserer Sicht gibt es keine Strategie, die in jedem Marktumfeld vorn liegen und immer die beste Performance abliefern kann. Und deshalb muss sich der Anleger entscheiden: Möchte er lieber mehr auf den einen oder auf den anderen Fondsmanager mit seinem jeweiligen strategischen Ansatz setzen – oder sollte er, wie wir es empfehlen, am besten über verschiedene Köpfe und Management-Stile streuen. Hess: Wobei man nicht sagen kann, dass angesichts der Marktentwicklungen kein Lernprozess stattfindet. Bei Veritas Investment beispielsweise haben wir bis vor drei Jahren den trendfolgenden Ansatz unseres Veri ETF-Dach-Fonds bei allen unseren Produkten angewendet. So waren alle Produkte durch denselben Signalgeber getriggert und zeigten eine vergleichsweise hohe Korrelation miteinander. Im vermögensverwaltenden Bereich haben wir deshalb auf Risikobudgets nach dem Kelly-Kriterium umgestellt. Dies sorgt bei begrenzten Abwärtsrisiken für eine hohe geometrische Rendite. Und die Assets im Fonds haben uns jetzt drei Jahre lang den Gefallen getan, so zu steigen, wie es die Risikoprämien erwarten ließen. Um noch ein Unterscheidungskriterium von der alten zur neuen Asset-Management-Welt herauszuarbeiten: Ist es angesichts der Globalisierung noch sinnvoll, Aktien nach Regionen einzuteilen? Carstensen: In vielen Fällen wohl eher nicht mehr. Für unser Haus steht über allem die Fundamentalanalyse und weniger der Blick auf Regionen. Denn ein Unternehmen, das in Deutschland oder in Europa oder in Amerika beheimatet ist, hat oftmals auch einen sehr starken Schwerpunkt auch in den Emerging Markets. Anders ausgedrückt: Wer ein langfristiges, gewinntreibendes und margenstarkes Geschäftsmodell hat, was in den nächsten 10, 15 Jahren nicht verdrängt werden kann, der ist in der Lage, überall auf der Welt zu agieren.

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