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Roundtable-Gespräch zu Schiffsfonds: „Der Markt wird die Provisionsdiskussion lösen“

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Maack: Sie werden andere Sicherheiten verlangen. Bisher war die Sicherheit die KG, die noch gar kein Geld eingeworben hatte. In Zukunft wird sicherlich das Emissionshaus in die Bütt gehen müssen. Wenn es genug Sicherheiten bieten kann, wird es auch eine EK-Zwifi geben.

DAS INVESTMENT.com: Sind chinesische Banken eine Alternative als Geldgeber?

Arndt: Wir haben einmal im Rahmen einer Paketbestellung in China vergünstigte Kredite mit in Anspruch nehmen können. Ansonsten sind wir bei den klassischen Schiffsfinanzierern mit Schwerpunkt in Deutschland unterwegs. Natürlich überlegt man sich Finanzierungsalternativen, die nicht unbedingt nur den Bankensektor betreffen.

Betz: Die Finanzierungsvolumen, die mittlerweile über chinesische Banken laufen, sind nicht unerheblich. Chinesische Banken haben eine gewisse Bedeutung in der Schiffsfinanzierung, Tendenz steigend.
Bildstrecke: Schiffsfonds-Roundtable
Maack: Wir leben in einer globalisierten Welt. Natürlich sind ausländische Banken daher eine Alternative. Wie bei allen neuen Geschäften, halte ich es jedoch für wichtig, zunächst Erfahrungen mit den neuen Partnern und deren Mentalität zu sammeln.  Am besten nicht mit einem Fonds, sondern mit einem eigenen Projekt. Wir sollten nicht glauben, dass die Kreditvergabe chinesischer Banken genauso abläuft wie bei deutschen Banken.

Brandis: Man kann über deutsche Banken sagen, was man will, aber sie finanzieren schon seit Jahrzehnten das Fondsgeschäft und haben sich in der Krise größtenteils fair verhalten. Sanierungskonzepte wurden bei uns zu 50 Prozent von den Banken mitgetragen. Ob eine chinesische Bank dieses Fondsverständnis hat und in Krisenzeiten deutschen Anlegern entgegenkommt, weiß ich nicht. Eine chinesische Finanzierung kann eine Alternative sein, aber das ist zunächst Reedereigeschäft.

DAS INVESTMENT.com: Lassen Sie uns mal bei den Kosten konkret werden. Werden die Weichkosten sinken?

Maack: Momentan bieten sich gute Einstiegsmöglichkeiten für Anleger. Zum einen steigt er günstig ein, zum anderen gestalten Initiatoren derzeit sehr attraktive Angebote, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen.  Der Vertrieb benötigt jedoch auch in diesen Zeiten seine Provision. Der ewige Vorwurf, Vertriebe würden  zu viel verdienen, trägt gerade nach dieser Krise nicht mehr. Die Anfangsprovision gilt für die gesamte Laufzeit eines Fonds von 15 bis 20 Jahren. Für die intensive Betreuung der Anleger in Krisenzeiten erhalten die Vertriebe keinen Cent.

Betz: Wir haben auf einer Veranstaltung im Februar 300 Vertriebspartner nach der gewünschten Provisionsstruktur gefragt. 60 Prozent wünschen sich eine Kombination aus Upfront-, Bestands- und idealerweise erfolgsabhängiger Provision. Das wollen sie zumindest in der Theorie. Allerdings halte ich die Zeit für ungünstig für eine Umstellung mit einer deutlich abgesenkten Anfangsprovision. Das Ziel ist klar, der Weg dahin aber steinig, vor allem solange das abgesetzte Volumen niedriger ist als früher.

Maack: Eine Umstellung Richtung Bestandsprovision ändert zudem kaum etwas an der Anlegerrendite. DAS INVESTMENT.com: Im Schiffsfondsbereich gibt es jedoch traditionell eine höhere Provision als zum Beispiel im Immobilienbereich.

Betz: Ja, bezogen auf das Eigenkapital. Das ist eine Folge des Leverage-Effekts, der bei Schiffen höher ist, oder zumindest höher war. Die Tendenz geht zu weniger Fremdkapital. Bezogen auf das Gesamtkapital ist die Provision auch nicht viel höher als in anderen Bereichen.

Brandis: Bei sinkendem Fremdkapital werden die Weichkosten bezogen auf das Gesamtkapital allerdings automatisch steigen bei gleichbleibenden Provisionen.

Maack: Emissionshäuser sind Projektentwickler. Für die eingegangenen Risiken müssen sie auch bezahlt werden. Was zählt ist, dass am Ende eine attraktive Rendite für den Anleger herauskommt, die konservativ kalkuliert und realistisch ist. Zurzeit sinken jedoch die Weichkosten eher, da die Emissionshäuser die Fonds möglichst attraktiv gestalten wollen, um die Anleger zurückzugewinnen.

Arndt: Die Provisionsstruktur wird von vielen zu kritisch gesehen. Es wird ja eine nachhaltige und langfristig orientierte Leistung erbracht, sowohl von den Emissionshäusern als auch von den Vertrieben. In der jetzigen Phase werden wir aber unserer Meinung nach einen Rückgang der Weichkosten vor allen in der Anfangsphase sehen, was sich für die Investoren positiv auswirkt, weil die anfängliche Investitionsquote steigt. Diese anfängliche Reduktion kann über Gebühren während der Laufzeit ausgeglichen werden. Bei unserem geplanten Fonds JPO Leo sind die anfänglichen Weichkosten im Vergleich zu den früheren Modellen deutlich reduziert. Dabei kann der Vertriebspartner wählen, ob er ausschließlich eine Upfront-Provision vereinnahmen möchte oder anfänglich ebenfalls auf einen Teil der Provisionen verzichtet und dafür während der Laufzeit Zahlungen aus dem laufenden Schiffsbetrieb bekommt. Ich bin gespannt, wie dieses Modell bei den  Vertriebspartnern ankommt.
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