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Roundtable: „Hedgefonds sind keine Zigaretten“

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DAS INVESTMENT.com: Die Könnten Verbände oder Politik hier nicht konkrete Definitionen vorgeben?

Thomas Polach:
Das ist nicht realistisch. Wir müssen für Absolute Return zunächst einen Zeitraum definieren. Für den einen ist es sinnvoll, auf Ein-Jahres-Basis zu betrachten, für den anderem sind es drei Jahre. Im ersten Fall habe ich auf jeden Fall eine gekappte Rendite nach oben. Wenn ich das Ziel habe, 7 oder 8 Prozent Performance in diesem einen Jahr zu erzielen, werde ich keine Absolute-Return- Strategie anwenden. Richtig ist aber auch, dass immer wieder neue Teilnehmer auf den Markt kommen, die aus Marketinggründen planlos mit dem Begriff spielen.

Sievers: Ich kann in der Hedgefonds-Verpackung ein Low-risk- oder ein High-risk- Konzept haben. In Korrelation dazu steht auch die Zeit, die ich investiert sein muss. Und wenn die Politiker noch nicht mal in der Lage sind, Exit-Szenarien von Hedgefonds zu unterscheiden, erwarte ich aus dieser Richtung in Sachen Aufklärung herzlich wenig. Es führt kein Weg daran vorbei, dass sich der Anleger stärker mit seinen Investitionen beschäftigt – was man unter dem Stichwort Financial Education fassen kann.

Sauren: Eigentlich ist es doch ganz einfach. Vom Grundsatz her möchte man absolute Erträge erzielen, während die relative Welt sich an einer Benchmark orientiert. Absolute Return ist insofern der richtige Begriff, an dem man festhalten sollte. Aufgabe des Beraters ist, seinem Kunden die jeweiligen Anlagekonzepte zu erklären. Das Kernproblem ist: Geht eine Absolute-Return-Strategie nicht auf, steht ein plakatives Minuszeichen davor. Enttäuscht ein traditioneller Aktienfonds, ist er eben schlechter als sein Index – das sind regelmäßig 80 Prozent der Fonds. Da kräht dann kaum ein Hahn nach. Absolute Return ist die Königsdisziplin, doch wird es immer wie bei allen Investmentkategorien eine gewisse Anzahl an enttäuschenden Produkten geben. Man sollte darum nicht die gesamte Kategorie verurteilen. Ich befürchte, dass es bei den als Rundum-sorglos-Produkten angepriesenen vermögensverwaltenden Fonds letztendlich größere Enttäuschungen geben wird als bei Absolute-Return-Fonds.

Klaus-Dieter Erdmann: Ich denke, dass der Anteil von schlechten Managern bei Absolute-Return-Fonds und klassischen VV-Fonds in etwa gleich sein dürfte. Die Probleme liegen meines Erachtens eher in der mangelnden Transparenz, der darausresultierenden unzureichenden Kenntnisse und der mangelnden Disziplin von Anlegern und Beratern. In schlechten Zeiten geht der Trend zu Absolute-Return- Fonds, die in guten Zeiten dann wieder ausgetauscht werden, weil die Performance nicht genügt. Die meisten Anleger und Berater haben nicht die nötige Ausdauer. Wer investiert denn heute in Absolute Return? Da ist der Anteil der institutionellen Investoren stark überproportional.

DAS INVESTMENT.com: Die Findet man Hedgefonds-Strukturen eins zu eins bei den Ucits-Produkten?

Polach: Wenn Hedgefonds-Strategien mit liquiden Instrumenten arbeiten, etwa mit Futures oder Optionen, kann man das gut in den Ucits-Bereich einbringen. Handelt es sich aber zum Beispiel um CFDs oder Swaps, dann sieht das anders aus. Die Spreads der Instrumente können in der nächsten Krise deutlich auseinandergehen, dies wird sich in der Rendite niederschlagen. Ich kann eine Strategie, die auf monatlicher oder gar quartalsweiser Kaufund Verkaufsbasis funktioniert, nicht mit täglicher Liquidität unterlegen. Man kann also nicht so ohne Weiteres den Track-Record von Hedgefonds auf Ucits-Produkte übertragen.
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