Roundtable „Macht hat, wer den Kundenzugang hat“
Die Erträge zur Deckung der Kosten der Digitalisierung müssen irgendwo herkommen. Wäre eine Erhöhung der Gebühren denkbar?
Wittrock: Die ist meiner Meinung nach überhaupt nicht drin. Es gibt wegen der in der Breite eher durchwachsenen Performance aktiver Fondsmanager auch keinen Anlass. Allenfalls eine Fokussierung des Angebots auf margenstärkere Anlageklassen ist denkbar – diese sind allerdings häufig auch in der Umsetzung teurer. Aus Sicht der Produktgeber bleiben damit die eigene Kostenseite und der Vertrieb, an denen man ansetzen kann.
Küssner: Das sieht man auch an der Bepreisung von neuen Produkten. Diese werden heutzutage mit viel niedrigeren Management-Gebühren als noch vor fünf oder zehn Jahren aufgelegt. Aber der Markt ist in der Frage auch unterschiedlich unterwegs. Es gibt Fondsgesellschaften, die sehr aggressiv in den deutschen Markt kommen, um Marktanteile zu gewinnen. Da werden teilweise nicht-profitable Mandate angenommen. Das muss jedes Haus für sich entscheiden.
Hefti: Die Frage wird sein, wie die etablierten Marktteilnehmer reagieren. Steigen sie in den Preiskampf ein? Meiner Meinung nach erzeugt das nur Verlierer. Vielmehr muss die Antwort sein, dem Kunden mehr zu bieten – nämlich mehr Service.
Goergen: Wir bei der DWS streben eine Marge von 30 Basispunkten an. Das haben wir im jüngsten Quartal geschafft. Wir stellen uns aber nicht nur die Frage, wie wir wachsen wollen, sondern auch, wie profitabel wir wachsen können. Und dabei unserer Verantwortung als Treuhänder für unsere Kunden gerecht werden. Das sind Strategiefragen.
Müssen sich einige Asset Manager nicht auch die Frage stellen, ob sie den Ausbau von passiven Investments zulasten der Marge vorantreiben wollen?
Memminger: Das ist für mich die Schlüsselfrage. Die Margen werden langsamer oder schneller erodieren, je nachdem, wie erfolgreich sich ETFs weiterentwickeln. Dann gilt es für die Asset Manager, ihre Kosten in den Griff zu bekommen. Bei Amundi beispielsweise hat man frühzeitig auf ein sehr kosteneffizientes Modell gesetzt. Die verdienen auch ordentliches Geld bei einer Produktmarge von 10 Basispunkten, einfach weil sie ihr Geschäftsmodell sehr gut skalieren können. Gleiches Thema bei Blackrock mit der ETF-Marke iShares. Da können die US-Amerikaner alle Wettbewerber unterpreisen und dennoch über Skaleneffekte Geld verdienen.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Heißt im Umkehrschluss, dass die anderen keine Chance haben.
Memminger: Der ETF-Markt ist aufgeteilt. Je nach Definition und Marktsegment gibt es hier zwei bis vier ganz große Produktanbieter, die wahrscheinlich auch in zehn Jahren noch die passive Investmentwelt dominieren. Dazu kommen noch ein paar Regional- und Nischenanbieter. Aber eine neue globale ETF-Marke wird meines Erachtens nicht mehr entstehen.
Küssner: Das ist aber teilweise auch Momentaufnahme und dem Zeitgeist geschuldet. Es wird sich auch wieder die Qualität durchsetzen. Was nützt mir als Investor ein günstiger Asset Manager, der keine Outperformance zum jeweiligen Vergleichsindex erzielt, der kein gutes Service-Angebot bereithält oder der einfach keine lokale Nähe hat und ansprechbar ist. Das werden die Investoren mit der Zeit zunehmend erkennen.
Memminger: Spannend sind die Entwicklungen der Vertriebseinheiten, die noch sehr lokal geprägt sind. Mitentscheidend wird für Asset Manager sein, welchen Zugang sie zu den Finanzanlagevermittlern, den IFAs und deren Netzwerken haben. Die Regulierung hat dafür gesorgt, dass der Vertrieb noch stärker König ist als vorher, und nicht mehr das Produkt. Macht hat, wer den Kundenzugang hat.