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Roundtable unabhängige Vermögensverwalter „Marktneutrale Strategien könnten die Multi-Asset-Linie ablösen“

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Grünewald: Das ist auch unsere Überzeugung. Aber zurück zum Rentenmarkt: Wenn aktuell eine zweijährige Staatsanleihe bei minus 0,6 Prozent liegt, wie soll da mathematisch ein Gewinn entstehen? Ich könnte höchstens darauf zocken, dass es minus 0,8 Prozent wird. Vermögensverwalter und Anleger sollten aber nicht zocken, sondern fundiert investieren. Und wenn ich mir den Dax anschaue, finde ich dort ein durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13. Viele Dax-Unternehmen sind fundamental gesehen derzeit ein Kauf. Aktien sind und bleiben auch bei vermögensverwaltenden Fonds der wichtigste Ertragsbringer. Und die Multi-Asset-Idee hat weiterhin Zukunft: Wir reden hier ja nicht nur über Aktien und Anleihen, sondern auch etwa über Rohstoffe und Gold.

Gachot: Richtig, Multi Asset ist ein unverzichtbarer Teil des Risikomanagements. Selbstredend haben traditionelle Mischfonds auf der Rentenseite zwei Probleme: eine Umlaufrendite bei null und ein Zinsänderungsrisiko nach oben. Doch muss man auch hier nicht auf der Einbahnstraße fahren. Es gibt Möglichkeiten, sich gegen solche Risiken abzusichern, wie beispielsweise durch den Verkauf von Zinsfuture-Kontrakten oder die Hinzunahme eines Short-ETF in das Portfolio.

Lange: Ich glaube nicht, dass die Schwierigkeiten auf der Multi-Asset-Seite nur mit der Entwicklung auf der Rentenseite zu tun haben. Die extrem niedrigen Zinsen sind und bleiben problematisch für Rentenmanager, doch de facto gab es jüngst doch gar kein „echtes“ Rentenmarkt-Problem. Ich denke, dass Multi-Asset-Konzepte zunehmend mit der Tagesvolatilität Probleme bekommen, auch auf der Währungsseite. Schaut man sich das Britische Pfund an, liegt man aktuell mit 15 Prozent hinten, wenn man auf Pfund-Anleihen gesetzt hat. Anders sieht das bei britischen Aktien aus. Zugegeben ist der Begriff Multi Asset schwammig: Handelt es sich um einen konventionellen Mischfonds oder um einen, der flexibel auch Derivate einsetzen darf? Die Unterschiede müssen den Kunden erklärt werden.

Siebel: Ich denke schon, dass die Multi-Asset-Idee in den nächsten Jahren nicht funktioniert, da diese Fonds im Regelfall mindestens zur Hälfte in Anleihen investiert sind. Bereits die aktuelle Zinskorrektur sorgte für einen Kursrückgang von einigen Prozentpunkten. Hinzu kommen Zinsaufschläge, also Spreads bei Unternehmensanleihen, die wie üblich bei Zinserhöhungszyklen deutlich herauslaufen.

Gachot: Aber Opportunitäten gibt es auch auf der Rentenseite. Mit dem Verfall der Rohstoffpreise sind viele Unternehmen abgestraft worden. Etwa eine Glencore, die mit ihrem Schuldenabbau letzten Endes den Aktienkurs unter Druck brachte. In diesem Umfeld hatten zunächst auch die Anleihekurse gelitten und kräftig verloren. Nachdem die Marktteilnehmer erkannt hatten, dass die Maßnahmen durchaus sehr positiv für die Gläubiger des Unternehmens sind, haben sich die Anleihekurse wieder kräftig erholt. Solche Chancen suchen und nutzen wir bei StarCapital.

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