Ökonom Fabrizio Pagani
Rückenwind für die Wirtschaft
Leitet die internationale Kapitalanlagestrategie der Fondsgesellschaft Muzinich: Fabrizio Pagani Foto: Muzinich
Staaten greifen Unternehmen in der Pandemie mit umfangreichen Konjunkturpaketen unter die Arme. Um einen Einbruch der Geschäftsergebnisse zu vermeiden, müssen diese noch lange fortgesetzt werden, ist Ökonom Fabrizio Pagani von der Fondsgesellschaft Muzinich überzeugt.
Im Jahr 2020 haben die Regierungen Maßnahmen zur Bewältigung der unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen der Pandemie ergriffen, darunter staatlich geförderte Kredite für kleine Unternehmen, Arbeitslosen- und Beschäftigungsprogramme für Arbeitnehmer, Steuerbefreiungen und Einkommenshilfen für Haushalte. Diese Programme haben ihren Preis, denn Staatsdefizite und -verschuldungen stiegen sprunghaft an.
Werden diese Maßnahmen im Jahr 2021 schrittweise auslaufen, und werden die öffentlichen Finanzen beginnen, sich zu konsolidieren? Bezüglich der Geldpolitik erscheint uns ein Tapering oder ein Auslaufen in naher Zukunft unwahrscheinlich. Insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB) hat Leitlinien...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Im Jahr 2020 haben die Regierungen Maßnahmen zur Bewältigung der unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen der Pandemie ergriffen, darunter staatlich geförderte Kredite für kleine Unternehmen, Arbeitslosen- und Beschäftigungsprogramme für Arbeitnehmer, Steuerbefreiungen und Einkommenshilfen für Haushalte. Diese Programme haben ihren Preis, denn Staatsdefizite und -verschuldungen stiegen sprunghaft an.
Werden diese Maßnahmen im Jahr 2021 schrittweise auslaufen, und werden die öffentlichen Finanzen beginnen, sich zu konsolidieren? Bezüglich der Geldpolitik erscheint uns ein Tapering oder ein Auslaufen in naher Zukunft unwahrscheinlich. Insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB) hat Leitlinien für die Fortsetzung der bestehenden Unterstützung in den nächsten Jahren gegeben.
Für das, was auf der fiskalischen Seite passieren könnte, haben weniger Anhaltspunkte angesichts der Granularität der Maßnahmen und der Tatsache, dass die europäischen Regierungen die Zustimmung ihrer Länderparlamente benötigen. Einige der ergriffenen Maßnahmen wurden bis zum Frühjahr verlängert, scheinen jedoch nach wie von temporärer Natur zu sein.
Wir glauben, dass in der gesamten Weltwirtschaft Umwälzungen stattfinden: in der Wertschöpfungskette, bei der Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und am Arbeitsmarkt. Diese Verwerfungen sind unserer Ansicht nach das Ergebnis der Pandemie-Krise und der damit verbundenen Restriktionsmaßnahmen, die von den Regierungen zur Eindämmung der Ansteckung ergriffen wurden.
Die verarbeitende Industrie ist besonders betroffen, und einige der hier beobachteten Veränderungen sind möglicherweise weniger kurzfristig als in anderen Sektoren Europäische Unternehmen, insbesondere KMUs im Business-to-Business-Sektor, sind mit Problemen in ihren Wertschöpfungsketten konfrontiert, da Lieferungen verspätet oder zu wesentlich höheren Preisen als früher eintreffen. Es kommt zu Unterbrechungen in der Produktion. Vor allem jedoch ist die Logistik unzuverlässiger und komplexer geworden als in der Vergangenheit.
Da Länder Flüge aussetzen und Grenzen schließen, kommen Geschäftsabschlüsse nicht zustande, und der Wettbewerb bei Logistik-Dienstleistungen ist weniger hart als in der Vergangenheit. Dies führt zu einem Aufwärtsdruck auf die Preise in traditionell sehr margenschwachen Sektorenwie dem Transportwesen.
Einem aktuellen Bericht von Accenture zufolge ist die Luftfrachtkapazität im letzten Quartal 2020 zwar gestiegen, liegt aber immer noch 57 Prozent unter dem Niveau von 2019. Es ist gut möglich, dass diese Veränderungen hauptsächlich vorübergehend sind, zumindest für große Unternehmen. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage der EZB sahen Unternehmen in ganz Europa keine größeren, langfristigen Störungen in ihrer Lieferkette.
Der europäische Kreditsektor ist ebenfalls von der Pandemie betroffen. In den meisten europäischen Ländern sind die normalen Mechanismen für Unternehmenskredite gestört. Bestehende Kredite werden oft durch Kredit-Moratorien ausgesetzt, und neue Kredite profitieren von staatlich unterstützten Garantieprogrammen. In Frankreich zum Beispiel haben Unternehmen bis Ende Juni 2021 Zugang zum "prêt garanti par l'Etat" (staatlich garantierter Kredit).
Über den Autor