Bantleon-Analyst Andreas Busch
Rückkehr der Inflation
Aktualisiert am 17.02.2021 - 09:22 Uhr
Andreas Busch ist leitender Analyst beim Fondshaus Bantleon. Foto: Thomas Wieland
US-Regierung und Federal Reserve stützen die Wirtschaft in der Corona-Krise mit massiven Hilfsprogrammen. Parallel steigt die Sparquote der Bürger in Übersee. Beides deutet auf eine steigende Inflationsrate hin, sagt Bantleon-Analyst Andreas Busch.
Bei den Prognosen zum Wirtschaftswachstum in den USA besteht derzeit eine seltene Einigkeit unter den Analysten. Von der Richtung her wird allenthalben 2021 mit einer dynamischen Erholung gerechnet, sobald die Corona-Pandemie einigermaßen unter Kontrolle ist. Lediglich beim Ausmaß der Belebung gibt es Unterschiede – wir liegen hier mit unserer Erwartung eines Wachstums des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5,0 Prozent bis 5,5 Prozent im laufenden Jahr am oberen Ende der Spannweite.
Was die Inflation anbetrifft, herrscht unter den Prognostikern ebenfalls eine relativ große Eintracht. Es wird von einer nur langsam anziehenden Teuerung ausgegangen. Der prominenteste Vertreter dieser...
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Bei den Prognosen zum Wirtschaftswachstum in den USA besteht derzeit eine seltene Einigkeit unter den Analysten. Von der Richtung her wird allenthalben 2021 mit einer dynamischen Erholung gerechnet, sobald die Corona-Pandemie einigermaßen unter Kontrolle ist. Lediglich beim Ausmaß der Belebung gibt es Unterschiede – wir liegen hier mit unserer Erwartung eines Wachstums des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5,0 Prozent bis 5,5 Prozent im laufenden Jahr am oberen Ende der Spannweite.
Was die Inflation anbetrifft, herrscht unter den Prognostikern ebenfalls eine relativ große Eintracht. Es wird von einer nur langsam anziehenden Teuerung ausgegangen. Der prominenteste Vertreter dieser Auffassung ist die US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Demnach wird der von der Fed präferierte Kerndeflator der privaten Konsumausgaben – der aktuell 1,5 Prozent über dem Vorjahr liegt – das avisierte 2-Prozent-Ziel erst Ende 2023 erreichen, also in knapp drei Jahren (vergleiche Abbildung 1). Wir teilen diese Vorhersage einer lange Zeit lethargischen Inflationsentwicklung nicht.
Zur Erläuterung unserer abweichenden Einschätzung werfen wir zunächst einen Blick auf die Faktoren, die von den Inflationspessimisten als Grund für ihre Skepsis angeführt werden. Im Zentrum der Argumentation steht die starke Unterauslastung der Wirtschaft, wie sie typischerweise nach einer Rezession auftritt. Am Ende von Boomphasen kommt es häufig zu Übertreibungen, wie zum Beispiel 2008 am US-Immobilienmarkt.
Um diese Ungleichgewichte wieder abzubauen, sind üblicherweise ausgedehnte Abschwungphasen nötig. Die in diesem Zuge entstehende Unterauslastung der Wirtschaft wird anschliessend aufgrund einer sich lediglich zögerlich erholenden Nachfrage meist nur schleppend wieder abgebaut. Nicht zuletzt am Arbeitsmarkt vergeht viel Zeit, bis knappheitsbedingter Aufwärtsdruck auf die Preise entstehen kann.
Diese Sicht kommt unter anderem in einem Phillipskurven-Inflationsmodell zum Ausdruck, wie es auch die Fed verwendet und auf das die neue US-Finanzministerin Janet Yellen in ihrer Zeit als Notenbank-Präsidentin hingewiesen hat. Ein zentraler Einflussfaktor in diesem Modell ist die Unterauslastung am Arbeitsmarkt.
Selbst wenn hier eine relativ zügige Normalisierung unterstellt wird (die Fed sieht die Arbeitslosenquote ähnlich wie wir Ende 2023 wieder nahe am Vorkrisenniveau von 3,5 Prozent), folgt daraus, dass die Kerninflation lange braucht, um sich dem 2-Prozent-Ziel anzunähern (vergleiche Abbildung 2).
Wirtschaftseinbruch ist nicht vergleichbar mit einer normalen Rezession
Aus unserer Sicht vernachlässigen diese Überlegungen jedoch, dass sich das aktuelle konjunkturelle Umfeld in zwei Punkten deutlich von einer normalen Rezession unterscheidet.
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