Bantleon-Analyst Andreas Busch
Rückkehr der Inflation
Aktualisiert am 17.02.2021 - 09:22 Uhr
Andreas Busch ist leitender Analyst beim Fondshaus Bantleon. Foto: Thomas Wieland
US-Regierung und Federal Reserve stützen die Wirtschaft in der Corona-Krise mit massiven Hilfsprogrammen. Parallel steigt die Sparquote der Bürger in Übersee. Beides deutet auf eine steigende Inflationsrate hin, sagt Bantleon-Analyst Andreas Busch.
Sobald die Kontaktbeschränkungen gelockert werden, dürften die US-Bürger einen grossen Teil der Ersparnisse auflösen und einen regelrechten Konsumboom auslösen. Das Bruttoinlandsprodukt sollte entsprechend Mitte 2021 wieder auf das Ausgangsniveau zurückkehren. Die Gegenüberstellung dieses BIP-Pfades mit dem nach der Finanzkrise 2008/2009 in Abbildung 5 unterstreicht, wie untypisch der aktuelle Konjunkturverlauf mithin für eine normale Rezessionsphase ist.
Betrachtung einzelner Inflationskomponenten
Die vergleichsweise schnelle Wiederbelebung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage wird der Preisentwicklung ihren Stempel aufdrücken. Das zeigt sich allein, wenn einzelne...
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Sobald die Kontaktbeschränkungen gelockert werden, dürften die US-Bürger einen grossen Teil der Ersparnisse auflösen und einen regelrechten Konsumboom auslösen. Das Bruttoinlandsprodukt sollte entsprechend Mitte 2021 wieder auf das Ausgangsniveau zurückkehren. Die Gegenüberstellung dieses BIP-Pfades mit dem nach der Finanzkrise 2008/2009 in Abbildung 5 unterstreicht, wie untypisch der aktuelle Konjunkturverlauf mithin für eine normale Rezessionsphase ist.
Betrachtung einzelner Inflationskomponenten
Die vergleichsweise schnelle Wiederbelebung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage wird der Preisentwicklung ihren Stempel aufdrücken. Das zeigt sich allein, wenn einzelne Güter- beziehungsweise Dienstleistungsgruppen betrachtet werden. So werden von den Vertretern eines inflationsskeptischen Ausblicks unter anderem die Mieten – die einen grossen Anteil von über 30 Prozent am Warenkorb der privaten Haushalte haben – als Argument für einen erst spät anziehenden Preisdruck angeführt.
Wegen der aktuell immer noch hohen Arbeitslosigkeit und der Erwartung einer nur langsamen Besserung wird hier in Anlehnung an frühere Rezessionen mit noch lange Zeit niedrigen Steigerungsraten gerechnet. Im Nachgang der Finanzkrise 2008/2009 dauerte es beispielsweise mehrere Jahre, bis die Mieten wieder so kräftig zulegten wie vor der Krise.
Werden aber die speziellen Gegebenheiten der aktuellen Situation berücksichtigt, ist dieses Mal von schnelleren Mietpreissteigerungen auszugehen. So wird der genannte Sparüberhang ungeachtet der immer noch relativ hohen Arbeitslosigkeit die Nachfrage nach Wohnraum merklich anschieben. An den deutlich gestiegenen Hausverkäufen ist abzulesen, dass dieser Prozess bereits in Gang gekommen ist.
Die Preise befinden sich daher schon jetzt deutlich im Aufwind. Ausgehend von rund plus 6 Prozent im Vorjahresvergleich Ende 2019 ist die Teuerung im landesweiten Durchschnitt innerhalb kürzester Zeit auf bis zu 15 Prozent in die Höhe geschossen.
Unser Prognosemodell für die Mieten, das auf der Entwicklung der Hauspreise, der Haushaltseinkommen und der Arbeitslosenquote in den zurückliegenden Monaten basiert, zeigt entsprechend, dass eine deutliche Beschleunigung des Preisauftriebs bei den Mieten in den kommenden Monaten absehbar ist (vergleiche Abbildung 6).
Kurzfristig könnten die Mieten zwar noch unter Druck bleiben, unter anderem weil die von der Regierung Biden verlängerten Möglichkeiten von Mietstundungen bei der Erfassung der Daten einen technischen Dämpfer erzeugen. Mittelfristig sollte es jedoch dynamisch nach oben gehen.
Erweiterung des Standard-Inflationsmodells
Nicht nur für einzelne Ausgabenkategorien lässt sich modellieren, dass die Teuerung wieder zügig anziehen wird. Auch für den Kerndeflator der privaten Konsumausgaben, der im Fokus der Fed steht, kann das bereits erwähnte Phillipskurven-Inflationsmodell erweitert werden, um so die aktuellen Gegebenheiten besser abzubilden. Wir haben das Modell um die Entwicklung des staatlichen Haushaltssaldos und der Immobilienpreise ergänzt. Damit können auch preissteigernde Effekte erfasst werden, die nicht vom Arbeitsmarkt, sondern von der Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ausgehen.
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