Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau
Rückkehr der Inflation
Aktualisiert am 21.04.2021 - 14:01 Uhr
Jörn Quitzau ist Volkswirt und Leiter des Bereichs Wirtschaftstrends bei der Berenberg Bank. Foto: Berenberg Bank
In der zweiten Jahreshälfte 2020 rutschte die Inflationsrate in Deutschland in den negativen Bereich. Auch nach Ende des Lockdowns dürfte der Preisauftrieb erst mal moderat bleiben. Spätestens im Jahr 2023 steht jedoch eine Gezeitenwende an, ist Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau überzeugt.
Der wirtschaftliche Wiederaufschwung, den wir für die Länder der Nordhalbkugel ab dem Frühjahr erwarten, würde das Szenario steigender Energiepreise stützen. Wie schnell und wie stark sich die entwickelten Volkswirtschaften erholen können, wenn die Restriktionen sukzessive gelockert werden, ließ sich im Sommer 2020 eindrücklich beobachten.
Ähnlich dürfte das Konjunkturbild in diesem Jahr aussehen. Wir erwarten für die Eurozone einen schwachen Start in das Jahr 2021 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,5 Prozent im ersten Quartal. Im zweiten Quartal dürfte eine starke Erholung einsetzen und das BIP dürfte um 4,2 Prozent zulegen. Für das Gesamtjahr 2021 erwarten wir...
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Der wirtschaftliche Wiederaufschwung, den wir für die Länder der Nordhalbkugel ab dem Frühjahr erwarten, würde das Szenario steigender Energiepreise stützen. Wie schnell und wie stark sich die entwickelten Volkswirtschaften erholen können, wenn die Restriktionen sukzessive gelockert werden, ließ sich im Sommer 2020 eindrücklich beobachten.
Ähnlich dürfte das Konjunkturbild in diesem Jahr aussehen. Wir erwarten für die Eurozone einen schwachen Start in das Jahr 2021 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,5 Prozent im ersten Quartal. Im zweiten Quartal dürfte eine starke Erholung einsetzen und das BIP dürfte um 4,2 Prozent zulegen. Für das Gesamtjahr 2021 erwarten wir ein Wirtschaftswachstum von 4,7 Prozent.
Darüber hinaus werden insbesondere in Deutschland die Energiepreise durch den zum Jahreswechsel gestarteten Emissionshandel zulegen. Anfänglich ist ein Preis von 25 Euro je Tonne CO2 vorgesehen. Laut Angaben des Instituts für Weltwirtschaft kann das Klimapaket die deutsche Inflationsrate um 0,4 Prozent erhöhen. Auch die Rückkehr zu den regulären Mehrwertsteuersätzen wird in diesem Jahr in Deutschland für Preisauftrieb sorgen.
Zunächst wird der preissenkende Effekt der für den Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2020 reduzierten Mehrwertsteuersätze verschwinden, weil wir von Januar bis Juni nun wieder Monate mit regulären Mehrwertsteuersätzen vergleichen. Von Juli bis Dezember wird das Mehrwertsteuer-Intermezzo sogar preissteigernd wirken, weil dann wieder Monate mit regulärer Mehrwertsteuer verglichen werden mit den Vorjahresmonaten, in denen die reduzierten Sätze galten.
Sparquote und zurückgestauter Konsum
Die Sparquoten sind in den USA und in vielen europäischen Ländern nach Beginn der Krise in die Höhe geschossen. In Deutschland schwankt die Sparquote, also der Anteil der Ersparnis am verfügbaren Einkommen, normalerweise um die 10 Prozent (siehe Abbildung 3). Während der Pandemie schoss die deutsche Sparquote im zweiten Quartal 2020 auf über 20 Prozent und blieb auch im dritten Quartal mit gut 16 Prozent auf deutlich erhöhtem Niveau.
In den USA hat sich die Sparquote zwischen dem vierten Quartal 2019 und dem zweiten Quartal 2020 von 10,6 Prozent auf 28,4 Prozent fast verdreifacht. Für den Anstieg der Sparquoten sind insbesondere die aufgrund der Lockdowns eingeschränkten Möglichkeiten zum Geldausgeben und das Bedürfnis zum Halten einer Art Vorsichtigkeitskasse verantwortlich. In den USA kommen die erheblichen Hilfszahlungen des Staates hinzu.
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