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Rüstungsaktien fallen: Trump-Effekt belastet Rheinmetall & Co

Nach monatelanger Rally der Rüstungswerte zeigt sich an den Börsen aktuell ein überraschendes Bild: Während Dax, M-Dax und S-Dax in den vergangenen Tagen zulegen konnten, gehören die Aktien von Rheinmetall, Hensoldt und Renk auf einmal zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt.
So verzeichnete der Panzerhersteller und Rüstungskonzern Renk am Mittwoch (23. April) zeitweise ein Minus von ...
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Nach monatelanger Rally der Rüstungswerte zeigt sich an den Börsen aktuell ein überraschendes Bild: Während Dax, M-Dax und S-Dax in den vergangenen Tagen zulegen konnten, gehören die Aktien von Rheinmetall, Hensoldt und Renk auf einmal zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt.
So verzeichnete der Panzerhersteller und Rüstungskonzern Renk am Mittwoch (23. April) zeitweise ein Minus von 9,6 Prozent. Rheinmetall gab bis zu 7 Prozent nach, die Hensoldt-Aktie büßte bis zu 5,6 Prozent ein. Am Donnerstag weiteten sich die Verluste zeitweise noch aus – erholten sich dann aber etwas. Auf Wochensicht verlor Rheinmetall 5,9 Prozent, Renk 2,8 Prozent und Hensoldt 3,8 Prozent (Onvista, Stand: 25. April 2025).
Leichte Korrektur nach dreistelligen Kursgewinnen
Die kräftigen Kursverluste müssen jedoch im Kontext der bisherigen Jahresentwicklung betrachtet werden. Denn die Kurse von Rüstungsaktien kannten 2025 quasi nur eine Richtung – und zwar nach oben. So ist der Aktienkurs des Dax-Konzerns Rheinmetall seit Jahresbeginn um beachtliche 127 Prozent gestiegen. Die M-Dax-Unternehmen Renk und Hensoldt verzeichneten sogar Zuwächse von mehr als 160 beziehungsweise 87 Prozent. Im Vergleich dazu liegt der deutsche Leitindex Dax seit Januar lediglich 7 Prozent im Plus. Der Euro Stoxx 50 kommt auf ein Plus von 4,1 Prozent seit Jahresbeginn.
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Ursachen für den Rücksetzer
„Äußerungen von Ex-Präsident Trump, in denen er sich offen für mögliche Lösungen im Ukraine-Konflikt sowie für eine versöhnlichere Haltung gegenüber China zeigte, führten kurzfristig zu einer Neubewertung der geopolitischen Risikoprämien, die in den Bewertungen europäischer Rüstungsunternehmen eingepreist sind“, erläutert Aneeka Gupta, Direktorin für makroökonomische Forschung bei Wisdomtree, die mit dem Wisdomtree Europe Defence ETF am Markt vertreten sind. „Diese Titel haben seit Jahresbeginn stark zugelegt – entsprechend führt jede Andeutung einer Deeskalation zu einer vorübergehenden Pause im ansonsten anhaltenden Aufwärtstrend.“
Einige Anleger schichteten angesichts dessen von defensiven in zyklische Werte um, was die Aktien aus dem Verteidigungsbereich belastet. Des Weiteren könnten einige Anleger angesichts der starken Kursentwicklungen die Chance ergriffen haben, Gewinne zu realisieren.
Experten bleiben zuversichtlich
Trotz des aktuellen Rückschlags blicken ETF- und Investmentexperten weiterhin optimistisch auf die Branche. Hector McNeil von Han-ETF, dem Anbieter des Future of Defence ETF, sieht in den jüngsten Entwicklungen keinen Grund zur Sorge für langfristig orientierte Anleger: „Wenn die Marktunsicherheit die Befürchtung widerspiegelt, dass ein von Donald Trump vermittelter Friedensplan die europäischen Verteidigungspläne ins Wanken bringen könnte, dann verkennen einige Anleger möglicherweise die politische Realität.“
McNeil betont, dass ein mögliches Abkommen keineswegs bedeute, dass Europa in den „Urlaub von der Geschichte“ nach dem Kalten Krieg zurückkehre. „Im Gegenteil: Es bestätigt vielmehr die Notwendigkeit einer europäischen Aufrüstung“, so der Experte. Er verweist darauf, dass der diskutierte Vorschlag eine Anerkennung der russischen Annexion der Krim durch die USA vorsehe – was die erste offizielle Billigung eines militärischen Landgewinns in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg wäre.
„Ein solcher Schritt würde einen fundamentalen Bruch mit der europäischen Nachkriegsordnung bedeuten und die Tür zu einer für Europa gefährlicheren Welt öffnen. Es ist ein deutliches Signal dafür, dass der amerikanische Sicherheitsschirm brüchig wird“, warnt McNeil und schlussfolgert: „Statt Europas Aufrüstung zu stoppen, dürfte dieser Vorstoß die Entschlossenheit zur sicherheitspolitischen Eigenständigkeit nur weiter stärken. Rüstungsaktien mögen kurzfristig schwanken – aber der langfristige Trend bleibt steigend.“
Vaneck: „Teil der normalen Volatilität“
Auch Dmitrii Ponomarev, Produktmanager bei Vaneck, dem Anbieter des größten Rüstungs-ETF auf dem europäischen Markt, sieht die aktuelle Entwicklung gelassen. „In der Tat haben einige europäische Aktien stark auf die jüngsten Entwicklungen reagiert. Gleichzeitig betrachten wir diese kurzfristige Bewegung nicht als den Beginn einer umfassenderen Korrektur, sondern als Teil der normalen Volatilität, die bei Verteidigungsaktien zu beobachten ist“, erklärt Ponomarev. Er verweist auf ein wiederkehrendes Muster, das in den letzten Jahren mehrfach zu beobachten war.
Der ETF-Experte rechnet mit anhaltend hohen Investitionen im Verteidigungssektor: „Es ist wahrscheinlich, dass ein erheblicher Teil der künftigen Bewertungen durch die erwartete weltweite Erhöhung der Verteidigungshaushalte bestimmt wird – mit der Forderung, dass die Nato-Mitglieder und verbündeten Länder mehr als 3 Prozent und sogar bis zu 5 Prozent des BIP ausgeben sollen, ein Niveau, das seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr erreicht wurde.“
Dem stimmt auch Aneeka Gupta zu: „Verpflichtungen im Verteidigungshaushalt sind langfristig angelegt und nicht von aktuellen Schlagzeilen abhängig. Die Verteidigungsbudgets sind bereits gesetzlich verankert und frühzeitig budgetiert. Europäische Staaten haben substanzielle Erhöhungen ihrer Militärausgaben formal beschlossen, die sich vom kurzfristigen Markt- oder Nachrichtenumfeld entkoppeln“, erläutert die Expertin von Wisdomtree. „So wird beispielsweise Deutschlands Sondervermögen von 100 Milliarden Euro derzeit durch Verträge bis ins Jahr 2027 abgerufen. Polen investiert über 4 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Verteidigung – der höchste Wert innerhalb der Nato. Sowohl Frankreich als auch das Vereinigte Königreich haben sich zu mehrjährigen Ausgabenerhöhungen verpflichtet; Großbritannien strebt bis 2027 eine Quote von 2,5 Prozent des BIP an und signalisiert die Ambition, auf 3 Prozent zu erhöhen.“
Analysten sehen weiteres Kurspotenzial
Auch Analysten bleiben trotz der aktuellen Kursschwäche bei ihrer positiven Einschätzung der Branche. So hat die Deutsche Bank ihr Kursziel für die Hensoldt-Aktie von 62 auf 71 Euro angehoben. Für Renk liegt das durchschnittliche Kursziel bei 48,80 Euro.
„Rheinmetalls Book-to-Bill-Ratio lag Anfang 2025 bei 1,8, was darauf hindeutet, dass der Auftragseingang die Umsätze deutlich übersteigt“, erklärt Gupta. „Hensoldt hat langfristige Verträge in den Bereichen Radar und elektronische Kriegsführung gesichert, die mit den Nato-Modernisierungen der Luftverteidigung in Einklang stehen. Renk hat kürzlich seine Umsatzprognose über fünf Jahre bestätigt, gestützt auf die Produktion kettengetriebener Fahrzeuge in Deutschland und auf Exportmärkten. Diese Sichtbarkeit bietet eine Absicherung bei Umsatz und Ergebnis – selbst in Szenarien, in denen sich die geopolitische Lage vorübergehend entspannt.“
Die aktuelle Marktbewegung könnte für langfristig orientierte Anleger daher eine interessante Einstiegsgelegenheit bieten. Wie Vaneck-Experte Ponomarev anmerkt, haben besonders die europäischen Rüstungswerte, die teilweise mit Bewertungen auf dem Niveau von Wachstumsaktien gehandelt wurden, stärker reagiert als global diversifizierte Portfolios im Verteidigungssektor.



