DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier
Russischer Rubel: Der Wind hat sich gedreht

DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
Da diese Artikel nur für Finanzprofis gedacht sind, bitten wir dich, dich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Unserer Ansicht nach wäre der Rubel gut beraten, sich in den kommenden Monaten auf anhaltenden Gegenwind einzustellen. Anlass zu dieser Einschätzung geben uns in erster Linie die Anfang November in den USA anstehenden Kongresswahlen.
Wir gehen davon aus, dass die USA in deren Vorfeld weiter eine harte Sanktionslinie gegenüber Russland fahren werden. Neben der Ungewissheit, mit welchen weiteren Strafmaßnahmen sich die russische Wirtschaft sowie die dortigen Finanzmärkte noch konfrontiert sehen könnten, dürfte dem ohnehin angeschlagenen Rubel in den Herbstmonaten zudem die zunächst noch präsente Lira-Problematik und damit verbunden, das massiv eingetrübte EM-Sentiment, zu schaffen machen.
Obwohl der Rubel im weiteren Jahresverlauf einen eher schweren Stand haben sollte, rechnen wir dennoch mittelfristig mit keinem Ausverkauf der russischen Landeswährung. Unsere Einschätzung basiert zum einen auf der Annahme, dass die aktuelle Lira-Krise in keine nachhaltige Emerging-Markets-Krise mündet.
Zum anderen gehen wir davon aus, dass sich das Sanktionsgebaren der USA im Nachgang der dortigen Kongresswahlen nicht weiter massiv verschärfen wird. Wenngleich eine anhaltende Verschärfung der US-Strafmaßnahmen gegenüber Russland weiterhin ein Risikofaktor für den Rubel darstellt, so dürfte doch auch die USA letztendlich kein Interesse an einer dauerhaften Verschlechterung der US-russischen Beziehungen haben und somit in letzter Konsequenz an einer konstruktiven Lösung interessiert sein.
In diesem Umfeld sollte der Markt dann auch wieder eher gewillt sein, sich der Pluspunkte des Rubels zu besinnen. Zu diesen zählen die unserer Einschätzung zufolge weiterhin solide Ölpreisentwicklung, die im EM-Vergleich vorteilhaften Fiskalkennzahlen Russlands sowie die solide externe Position des Landes. Zudem sind in diesem Zusammenhang die vom Markt als glaubwürdig betrachtete russische Notenbank sowie das vergleichsweise hohe russische Realzinsniveau zu nennen.
Über den Autor