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R+V: Fokus auf Standortausbau und omnikanalfähige Produkte
DAS INVESTMENT: Welche marktrelevanten Themen werden das Jahr 2025 besonders prägen und wie plant Ihr Unternehmen darauf zu reagieren?
Jens Hasselbächer: In unsicheren Zeiten gewinnt das Thema Sicherheit grundsätzlich an Bedeutung. Daher kommen wir weiterhin unserem sozialpolitischen Auftrag nach und klären über Risiken auf, beraten Kunden und stellen unseren Vertriebspartnern sehr gute Produktlösungen und Leistungsversprechen zur Verfügung. Speziell wird das Thema Altersvorsorge im kommenden Jahr die öffentliche Diskussion bestimmen. Wir reagieren darauf mit diversen vertrieblichen Aktivitäten über das ganze Jahr hinweg.
Auf welche Sparte beziehungsweise Geschäftsfeld fokussieren Sie sich besonders?
Hasselbächer: In der Lebensversicherung sehen wir Wachstumschancen vor allem in den Bereichen betriebliche Vorsorge und Biometrie sowie bei chancenorientierten Anlageprodukten. Als führender Anbieter von Lebensarbeits- und Alterstteilzeitkonten wollen wir unsere Position weiter ausbauen. In der Gesundheits- und Pflegeabsicherung setzen wir auf die betriebliche Krankenversicherung, Beihilfe- und die Zusatzversicherungen. Der Bereich Schaden/Unfall wird, auch inflationsbedingt, in nahezu allen Sparten zulegen. Dabei haben wir einen großen Fokus auf die Absicherung von Firmenkunden. Die Mobilitätsabsicherung ist und bleibt eine Stärke.
Welche Produktentwicklungen planen Sie in diesem Jahr?
Hasselbächer: Mit einer breiten Produktpalette und einer starken Präsenz in allen Geschäftsbereichen sind wir bestens aufgestellt. Wir setzen in diesem Jahr verstärkt auf die (Weiter-)Entwicklung unserer Produktpaletten, um unseren Kunden sowie den Vermittlern ein optimales Erlebnis zu bieten. Besonders im Fokus stehen dabei neue, kundenzentrierte und omnikanalfähige Produkte. Unser Anspruch ist es, durch eine hochwertige, bedarfsorientierte Beratung, optimierte Prozesse und eine intensivere Kundenbetreuung, unsere Kunden nachhaltig zu begeistern
Hallo, Herr Kaiser!
An welchen Stellen wollen Sie ihr Unternehmen weiter digitalisieren und wo planen Sie den verstärkten Einsatz von KI?
Hasselbächer: KI ist nicht neu für die R+V. Seit sechs Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema und haben eine eigene Einheit zu den Themen „Data Analytics“ und künstliche Intelligenz aufgebaut. Diese entwickelt in enger Abstimmung mit den Fachbereichen konkrete Lösungen mit dem Ziel, in den Bereichen Kundennutzen, Effizienz und Geschwindigkeit deutlich Wirkung zu erzielen. Einsatzgebiete der KI finden sich insbesondere im Kundenservice mit R+V-Chatbots und -Sprachassistenten, in der Kfz-Schadenmeldung bei der Automatisierung der Schadenanalyse sowie für alle R+V-Mitarbeitenden bei der Nutzung einer eigenen ChatGPT-Lösung.
Welche konkreten Verbesserungen streben Sie in ihren Nachhaltigkeitsbemühungen an?
Hasselbächer: Die R+V versteht sich als Begleiter des Transformationsprozesses in der Wirtschaft und ist daher im April 2023 der „Net Zero Asset Owner Alliance“ (NZAOA) beigetreten – dem weltweit führenden Bündnis der größten Pensionsfonds und Versicherer für eine klimaneutrale Anlagepolitik. Auf dem Weg zu ihrem selbst gesteckten Emissionsziel in der Kapitalanlage hat die R+V ein erstes Zwischenziel bereits im April 2024 vorzeitig erreicht. Die Treibhausgasintensität bei Aktien und Unternehmensanleihen konnte – gemessen am Basisjahr 2019 – um 20 Prozent reduziert werden. Bis zum Jahr 2030 hat sich die R+V vorgenommen, die Treibhausgasemissionen aus Aktien und Unternehmensanleihen um weitere 20 Prozent zu senken.
Die Umsetzung welcher politischen und regulatorischen Ideen für die Versicherungsbranche würden Sie sich wünschen?
Hasselbächer: Aus politischer Sicht braucht Deutschland eine Regierung, die insbesondere die Rahmenbedingungen für starkes Wirtschaftswachstum und eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in den Fokus nimmt und konsequent verfolgt. Weniger Bürokratie bietet ein Mehr an Wohlstand. Zudem ist eine Reform der privaten Altersvorsorge dringend notwendig, um lebenslange Absicherung zu gewährleisten und das Risiko der Altersarmut signifikant zu senken. Ebenso bedarf die Pflegeversicherung dringend einer Reform. Weitere Themen sind die Versicherbarkeit von Extremwetterereignissen und der Umgang mit Cyberrisiken. Dabei wird das Thema Prävention in beiden Fällen signifikant sein.
Zum Thema CSRD/ESG: In den vergangenen Jahren hat sich die R+V intensiv mit der Regulatorik zu ESG beschäftigt. Wünschenswert wäre daher, wenn das zunächst einmal verarbeitet werden kann und das Unternehmen sich nun wieder darauf fokussieren könnte, seine Kunden mit nachhaltigen Produkten und Services zu begeistern und sie in ihrer Transformation zu begleiten.
Welche Themen stehen in den Bereichen Standorte / Mitarbeiter / Unternehmenskultur 2025 im Vordergrund?
Hasselbächer: Der Fokus am Standort Wiesbaden für 2025 liegt auf der Fertigstellung eines neuen, modernen Bürogebäudes mit rund 14.000 Quadratmetern Bürofläche für kollaboratives Arbeiten, mit Kreativzonen sowie einem modernen Konferenzbereich. Das Gebäude wird voraussichtlich ab Ende 2025 rund 850 Mitarbeitenden Platz im „New Work“-Konzept bieten. Ein weiteres Bestandsgebäude wird derzeit kernsaniert und zu modernen Büro- und Begegnungsflächen umgebaut. Mittelfristig geht die R+V davon aus, anteilig weniger Büroflächen als bisher zu benötigen.
Das Thema Mitarbeitergewinnung und -bindung wird auch 2025 einen hohen Stellenwert haben. Hier punktet die R+V neben flexiblen Arbeitszeiten auch mit einem attraktiven Homeoffice-Modell. Wir haben gute Erfahrung mit Remote-Arbeit, setzen daneben auch klar auf die Arbeit und Begegnung im Büro. Die R+V setzt auch weiterhin auf die Ausbildung eigener Nachwuchskräfte. So wurden 2024 insgesamt mehr als 300 Azubis und duale Studierende an den Standorten bundesweit eingestellt. Gerade im verkaufenden Außendienst und an der direkten Schnittstelle zu unseren Vertriebspartnern wollen wir weiter mit qualifiziertem Personal wachsen.