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Aktualisiert am 27.10.2010 - 17:36 Uhrin Alternative InvestmentsLesedauer: 5 Minuten

Sachwerte: Prost Mahlzeit

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Genuss ist nicht ohne Risiko

Werden die Kühe krank, verdirbt die Ernte oder macht das Unternehmen Pleite, ist auch das Geld der Anleger verloren. Besonders bei kleinen Firmen, die noch nicht lange bestehen, ist die Gefahr des Scheiterns groß. Oft wird bei den Genussscheinen zudem eine Verlustbeteiligung bis zur Höhe des Kapitaleinsatzes vereinbart. Und solange der Wert der verkauften Papiere innerhalb von zwölf Monaten nicht über 100.000 Euro liegt, gibt es keine Prospektpflicht und keine Kontrolle von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht.

Olaf Köster steht den appetitlichen Investments darum eher skeptisch gegenüber: „Mit solchen Angeboten spricht man zum größten Teil seine eigenen Kunden an, die dadurch enger an das Unternehmen gebunden werden“, so der Leiter des Fondsmanagements der zur Altira Group gehörenden VCH.

Der Experte für Portfoliostrukturierung mahnt zur Vorsicht: „Trotz all der verlockenden Versprechungen, sei es in Form von Schokolade oder Wein, aber vor allem der exorbitanten Höhe der in Naturalien ausgeschütteten Dividenden, dürfen die damit in Verbindung stehenden Risiken nicht unterschätzt werden.“ Ein gesundes Maß an Skepsis sei angebracht und könne so manchen unüberlegten Schritt verhindern, „damit aus dem Genuss süßer Schokolade nicht ein Biss in den sauren Apfel wird“, so Köster.

Roman Limacher aus der Geschäftsleitung der Dr. Höller Vermögensverwaltung und Anlageberatung sieht das ähnlich: „Für uns als Vermögensverwalter sind solche Anlagen in Naturalien nicht von Bedeutung, da die Liquidität und transparente Bewertung meist nicht gegeben ist.“ Nicht immer könnten die Papiere problemlos zurückgegeben werden. Er hält die Genussscheine darum eher für Liebhaberstücke, die „einen gezielten Vermögensaufbau mittels Portfolio nicht ersetzen“. Sie können ihn aber ergänzen. Interessant sind die Papiere laut Limacher vor allem für Gewerbetreibende, wenn diese einen direkten Bezug zur Naturalie haben und sie in ihre Wertschöpfungskette einbringen können.

„So kann ein Hotelbesitzer beispielsweise seinen Weinkeller günstig bestücken oder die Küche mit Fleisch versorgen“, sagt Limacher. „Wenn man keinen direkten Bezug zur jeweiligen Naturalie hat, ist eine Investition nicht sinnvoll.“

Börsennotierte Aktiengesellschaften, die auf ihrer Hauptversammlung Naturalien ausschütten, sind in jedem Fall deutlich liquider und transparenter. Beispielsweise die Schweizer Schokoladenfabrik Lindt & Sprüngli (WKN: 870 503), die Abstimmern auf ihrer Hauptversammlung feinste Pralinen spendiert. „Bei diesen Investments können zumindest die üblichen Kriterien eines Vermögensaufbaus angewendet werden“, sagt Kris Hauf, Chefin der Hamburger Vermögensberatung Hauf-Invest. „Sie können eventuell eine sinnvolle Beimischung sein.“

Allerdings muss das Vermögen groß genug für Einzelaktien sein. Und: „Anders als bei den Genussscheinen ist die Rendite abhängig von der Entwicklung an den Aktienmärkten“, so Hauf. Den meisten Anlegern jedoch dürften Rendite und Risiko egal sein. Bei den Natural-Anlagen steht vor allem der ideelle Wert im Vordergrund.

>> zum Interview mit Sybille Kuntz

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