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Fondsmanager verrät: „China ist derzeit ein No-Go für uns“
Asien ist in den vergangenen Jahren verstärkt in den Anlegerfokus gerückt: Die Region verzeichnete über Jahre hinweg höhere Wachstumsraten als westliche Industriestaaten. Entsprechend groß ist das Interesse an den Perspektiven für Investoren in diesen aufstrebenden Märkten.
Sam Konrad verfolgt die asiatischen Märkte seit Jahrzehnten, seit 2022 ist er für die Asian-Equity-Income-Strategie bei Jupiter Asset Management verantwortlich. Im Interview erläutert er unter anderem ...
... die aktuellen Herausforderungen und Chancen in der Region
... weshalb er China derzeit meidet und welche unkalkulierbaren Risiken er in dem Land sieht
... warum er stattdessen Australien und Indien als attraktivere Märkte sieht
Zudem schildert der Experte, welche Länder und Unternehmen in der Vergangenheit am stärksten vom China-Boom profitieren konnten - und wie sich dies in den kommenden Jahren fortsetzen kann.
DAS INVESTMENT: Herr Konrad, Sie managen seit 20 Jahren erfolgreich Asien-Fonds. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage auf den Märkten Asiens ein, vor allem mit Blick auf das Investitionsklima?
Sam Konrad: Die Aussichten für Asien sind sehr spannend, aber es gibt große Unterschiede zwischen den Ländern. China zum Beispiel finden wir für unsere Fonds derzeit überhaupt nicht attraktiv.
Warum sind Sie in Bezug auf China so skeptisch?
Konrad: Auch die gesamte geopolitische Großwetterlage rund um China betrachten wir mit Sorge. Die USA, Europa und Japan haben inzwischen alle eine sehr ähnlich kritische Sicht auf China entwickelt. Sie versuchen zum Beispiel verstärkt, den Technologie-Export nach China zu begrenzen. Wir hoffen natürlich inständig, dass es nicht dazu kommen wird, aber das Risiko einer militärischen Eskalation ist leider nicht von der Hand zu weisen. Bei der Verwaltung unserer Fonds geht es für uns immer darum, unnötige Risiken konsequent zu vermeiden. Aus diesem Grund, und wegen der Besorgnis über die demografische Entwicklung Chinas, haben wir derzeit keine chinesischen Aktien im Portfolio. Immerhin prognostiziert die UN, dass Chinas Bevölkerung bis 2100 drastisch schrumpfen wird.
Trotz dieser Risiken liegt das Wirtschaftswachstum in China immer noch bei stolzen 5-6 Prozent im Jahr. Innerhalb der Branche gibt es sehr unterschiedliche Einschätzungen zu China als Investitionsstandort. Manche sind gespalten, andere total ablehnend wie Sie, und wieder andere sagen, jetzt sei der beste Zeitpunkt für ein China-Engagement. Wie erklären Sie sich diese unterschiedlichen Perspektiven?
Konrad: Das ist in der Tat eine sehr interessante Beobachtung. Man muss hier zunächst betonen, dass China in den letzten 30 Jahren mit Abstand der schwächste Aktienmarkt der Welt war. Selbst Argentinien hat sich gemessen in US-Dollar besser entwickelt als China in diesem Zeitraum! Viele verwechseln starkes BIP-Wachstum mit guten Aktienrenditen. Aber in China gab es bisher keinerlei positiven Zusammenhang zwischen volkswirtschaftlichem Wachstum und Renditen am Aktienmarkt. Seit 1993 ist der chinesische Aktienmarkt inflationsbereinigt nur um rund 45 Prozent gestiegen, der australische dagegen um über 1000 Prozent!
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Asien ist in den vergangenen Jahren verstärkt in den Anlegerfokus gerückt: Die Region verzeichnete über Jahre hinweg höhere Wachstumsraten als westliche Industriestaaten. Entsprechend groß ist das Interesse an den Perspektiven für Investoren in diesen aufstrebenden Märkten.
Sam Konrad verfolgt die asiatischen Märkte seit Jahrzehnten, seit 2022 ist er für die Asian-Equity-Income-Strategie bei Jupiter Asset Management verantwortlich. Im Interview erläutert er unter anderem ...
... die aktuellen Herausforderungen und Chancen in der Region
... weshalb er China derzeit meidet und welche unkalkulierbaren Risiken er in dem Land sieht
... warum er stattdessen Australien und Indien als attraktivere Märkte sieht
Zudem schildert der Experte, welche Länder und Unternehmen in der Vergangenheit am stärksten vom China-Boom profitieren konnten - und wie sich dies in den kommenden Jahren fortsetzen kann.
DAS INVESTMENT: Herr Konrad, Sie managen seit 20 Jahren erfolgreich Asien-Fonds. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage auf den Märkten Asiens ein, vor allem mit Blick auf das Investitionsklima?
Sam Konrad: Die Aussichten für Asien sind sehr spannend, aber es gibt große Unterschiede zwischen den Ländern. China zum Beispiel finden wir für unsere Fonds derzeit überhaupt nicht attraktiv.
Warum sind Sie in Bezug auf China so skeptisch?
Konrad: Auch die gesamte geopolitische Großwetterlage rund um China betrachten wir mit Sorge. Die USA, Europa und Japan haben inzwischen alle eine sehr ähnlich kritische Sicht auf China entwickelt. Sie versuchen zum Beispiel verstärkt, den Technologie-Export nach China zu begrenzen. Wir hoffen natürlich inständig, dass es nicht dazu kommen wird, aber das Risiko einer militärischen Eskalation ist leider nicht von der Hand zu weisen. Bei der Verwaltung unserer Fonds geht es für uns immer darum, unnötige Risiken konsequent zu vermeiden. Aus diesem Grund, und wegen der Besorgnis über die demografische Entwicklung Chinas, haben wir derzeit keine chinesischen Aktien im Portfolio. Immerhin prognostiziert die UN, dass Chinas Bevölkerung bis 2100 drastisch schrumpfen wird.
Trotz dieser Risiken liegt das Wirtschaftswachstum in China immer noch bei stolzen 5-6 Prozent im Jahr. Innerhalb der Branche gibt es sehr unterschiedliche Einschätzungen zu China als Investitionsstandort. Manche sind gespalten, andere total ablehnend wie Sie, und wieder andere sagen, jetzt sei der beste Zeitpunkt für ein China-Engagement. Wie erklären Sie sich diese unterschiedlichen Perspektiven?
Konrad: Das ist in der Tat eine sehr interessante Beobachtung. Man muss hier zunächst betonen, dass China in den letzten 30 Jahren mit Abstand der schwächste Aktienmarkt der Welt war. Selbst Argentinien hat sich gemessen in US-Dollar besser entwickelt als China in diesem Zeitraum! Viele verwechseln starkes BIP-Wachstum mit guten Aktienrenditen. Aber in China gab es bisher keinerlei positiven Zusammenhang zwischen volkswirtschaftlichem Wachstum und Renditen am Aktienmarkt. Seit 1993 ist der chinesische Aktienmarkt inflationsbereinigt nur um rund 45 Prozent gestiegen, der australische dagegen um über 1000 Prozent!
Entschuldigen Sie, dass ich da kurz einhake: Unternehmen wie Alibaba waren doch Erfolgsgeschichten in den vergangenen 10 Jahren.
Konrad: Sie haben völlig recht, auch Alibaba ist zunächst stark gestiegen. Allerdings ist die Aktie aufgrund verschärfter Regulierung mittlerweile wieder deutlich gefallen. Alibaba und Tencent galten lange als Musterbeispiele erfolgreicher privater Unternehmen in China. Aber 2023 hat die Regierung bei beiden Konzernen eine sogenannte „goldene Aktie“ erworben und sich damit erheblichen Einfluss gesichert. Solche pseudo-staatlichen Unternehmen kommen für uns nicht mehr als Investments infrage.
Blicken wir nach vorne: Mit welchen konkreten Entwicklungen rechnen Sie kurz- bis mittelfristig auf den verschiedenen asiatischen Märkten, und welche Auswirkungen könnte das auf Investoren haben?
Konrad: Für uns sind aktuell weiterhin vor allem Australien und Indien die interessantesten Investmentziele in der Region. Beginnen wir mit Australien: Dieser Markt gefällt uns sehr, weil er eine gelungene Mischung aus entwickelten und aufstrebenden Branchen bietet. Traditionelle Rohstoffunternehmen treffen hier auf global führende Technologie- und Gesundheitskonzerne sowie auf einen prosperierenden Dienstleistungssektor. Diese Kombination macht Australien für uns besonders attraktiv. Noch spannender finde ich derzeit aber Indien. Hier sind wir überzeugt vom enormen Potenzial, obwohl viele Anleger den indischen Aktienmarkt nach wie vor nicht auf dem Schirm haben.
Und Indien hatte diese Probleme nicht, Wachstum in steigende Kurse umzumünzen?
Konrad: Sie haben völlig recht, dass Indien als Börsenstandort lange Zeit schwächelte. Aber die indische Wirtschaft hat sich fundamental gewandelt. Im Gegensatz zu China ist Indien eine funktionierende Demokratie. Und es profitiert von einer jungen und rasant wachsenden Bevölkerung. Inzwischen gibt es auch eine ganze Reihe innovativer Branchen mit global führenden Unternehmen - von IT und Softwareentwicklung über Generika und Pharma bis zu Konsumgütern. Gerade dieser Branchenmix macht Indien unter Schwellenländern ziemlich einzigartig.
Wie sieht es mit anderen aufstrebenden Märkten wie der Türkei aus - interessant für Sie?
Konrad: Die Türkei sehen wir eher als osteuropäisches Land. Uns interessiert sie aber auch aufgrund des politischen Systems und der Währungsrisiken nicht. Bei der Aktienauswahl achten wir immer darauf, unnötige Risiken zu vermeiden, dazu gehören auch Währungsrisiken. Daher meiden wir Investments in Ländern wie der Türkei.
China war eine der größten Wachstumsstorys des letzten Jahrzehnts in Asien. Welche Länder und Märkte konnten Ihrer Meinung nach am meisten von dieser Entwicklung profitieren?
Konrad: Da hat es in der Tat einige Profiteure gegeben. Australien hat über Jahre massiv von der Rohstoffnachfrage aus China profitiert, vor allem die großen Minenkonzerne verdienten prächtig an diesem Boom. Auch bei Tourismuszielen in der Region sehen wir diesen China-Effekt ganz klar. Thailand und Singapur konnten die Zahl chinesischer Besucher in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppeln, was Hotels, Airlines und Luxusartikel-Händler enorm beflügelt hat.
Gibt es weitere Beispiele?
Konrad: Erfolgreiche Exportnationen wie Südkorea und Taiwan wiederum haben vom Wachstum in China beim Absatz von Technologieprodukten, Autos und Konsumgütern stark profitiert. Asiatische Tech-Unternehmen sind heute Weltmarktführer in vielen Bereichen. Wir halten daher gezielt Tech-Titel aus diesen Ländern im Portfolio, um weiterhin vom China-Boom zu profitieren.
Ihr Fokus liegt traditionell auf Dividendenaktien - aber sind fehlende Transparenz und teils zweifelhafte Bilanzen bei vielen Unternehmen nicht ein großes Problem in Emerging Markets?
Konrad: Dieses Problem wird in Schwellenländern oft unterschätzt. Wir umgehen entsprechende Risiken jedoch konsequent, indem wir nur in Unternehmen investieren, bei denen wir voll und ganz von der Qualität des Managements sowie von der Verlässlichkeit der Buchhaltung überzeugt sind. Sobald auch nur geringste Zweifel bestehen, investieren wir nicht. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf etablierte Large Caps, niemals auf kleinere oder mittelgroße Firmen. Nur profitable Unternehmen mit starken Cashflows und nachgewiesener Gewinnbeteiligung der Aktionäre kommen überhaupt in unseren Anlagehorizont. Mit diesem strikten Qualitätsansatz umgehen wir die Problembereiche und reduzieren das Risiko auf ein Minimum.
Auch andere Asset Manager bieten Dividendenstrategien. Was macht Ihren Ansatz einzigartig?
Konrad: Wir setzen nicht auf maximale Ausschüttungen im ersten Jahr, sondern auf langfristigen Kapitalzuwachs und stetig steigende Dividendenzahlungen. Durch unseren Schwerpunkt auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit geringen Kursschwankungen können wir auch in schwierigen Marktphasen solide Renditen erzielen, wo andere Fonds deutlich mehr unter Druck geraten. So konnten wir in den letzten Jahren die positive Entwicklung an den asiatischen Aktienmärkten stets outperformen.